von Julia Gerlach (Amal Berlin)
Liebe Samah, als erstes möchte ich Dich bitten, dich vorzustellen: Wer ist Samah Al-Shaghdari?
Samah Al-Shaghdari: Samah Al-Shaghdari ist eine Journalistin, Schriftstellerin, Menschenrechtsaktivistin und Dichterin. Samah, das bin ich.
Ich drücke meine Gefühle und Lebenserfahrungen am liebsten in Poesie aus.
Du warst schon im Jemen sehr aktiv, hast dich für Frauenrechte und für Freiheit eingesetzt und bist eine der bekanntesten Aktivistinnen der Revolution von 2011.
Samah Al-Shaghdari: Ich begann meine Karriere mit der Verteidigung der Frauenrechte durch Poesie. 2010 erschien mein zweiter Gedichtband. Ich hatte ihn Gott gewidmet, was den Zorn einiger religiöser Kreise hervorrief. Sie fanden, dass es eine Beleidigung ist, wenn eine Frau ihr Buch Gott widmet.
Diese Fatwa (religiöse Entscheidung von islamischen Gelehrten, Anm. der Redaktion) führte zu Morddrohungen. Aber ich arbeitete weiter, ohne nachzugeben.
2011 spielten im Jemen Frauen eine große Rolle beim Aufstand gegen das Regime von Ali Abdullah Salah. Wie waren deine ersten Erfahrungen in Deutschland?
Samah Al-Shaghdari: In Deutschland hatte ich anfangs mit vielen Behinderungen zu kämpfen, darunter auch mit psychischen und sozialen Herausforderungen. Das inspirierte mich dazu, einen Podcast zu erstellen, der darauf abzielt, das Bewusstsein für die Rechte von Menschen mit Behinderungen zu schärfen. Ich dränge zugleich in Gesprächen mit Politiker:innen und Jurist:innen darauf, die rechtlichen Rahmenbedingungen zu verbessern.
Mir wurde klar, dass die Herausforderungen, vor denen ich und Menschen wie ich stehen, nicht nur mit Ausgrenzung und zum Teil auch Rassismus zusammenhängen. Es geht hier auch um das Bewusstsein, welche Möglichkeiten und Rechte Geflüchtete mit Behinderungen haben und wie sie diese wahrnehmen können. Hier setze ich mit meiner Arbeit, meinem Engagement und auch mit meinem Podcast an.
Mit meinem Podcast will ich Menschen inspirieren
Um genau diesen Podcast „Du bist nicht allein“ soll es in diesem Interview gehen. Wie bist du auf die Idee gekommen und worum geht es?
Samah Al-Shaghdari: Es ist eine Herzensangelegenheit. Ich habe den tiefen Wunsch, meine schwierigen Erfahrungen zu teilen und anderen zu helfen, die so wie ich mit Behinderung nach Deutschland kommen.
Geflüchtete mit Behinderung sind eine Gruppe, die mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Es geht mir darum, ihnen zu sagen, welche Rechte sie haben und welche Möglichkeiten sich auftun.
Ich will ihnen auch ein Beispiel geben, dass man es schaffen kann. Das Ganze sollte dann natürlich noch einzigartig, attraktiv und angenehm zu hören sein. Das ist mein Anspruch.
Oha, das ist ein großer Anspruch. Wieso braucht es gerade jetzt einen solchen Podcast?
Samah Al-Shaghdari: Aus meiner Sicht gibt es mehrere Gründe, warum dieser Podcasts wichtig ist: