Flugchaos in Frankfurt

Flughafenpfarrerin tröstet Passagiere und Personal

Flugchaos an Deutschlands Flughäfen
gettyimages/Tzido

Fliegst du bald in den Urlaub? Dann musst du starke Nerven haben. An Flughäfen in Deutschland herrscht Chaos. Bettina Klünemann ist evangelische Flughafenseelsorgerin in Frankfurt und gibt Tipps, wie du trotzdem möglichst stressfrei reisen kannst.

Flughafenpfarrerin Bettina Klünemann in Frankfurt
epd-bild/Leuthold

Es ist heiß. Es ist voll. Niemand weiß, was geht – und vor allem was nicht geht. Auf Deutschlands Flughäfen spielen sich gerade chaotische Szenen ab.

Während der Corona-Pandemie haben die Airlines sparen wollen und Mitarbeitende in Kurzarbeit geschickt – oder ganz gekündigt. Einige Kolleginnen und Kollegen sind von sich aus gegangen. Gleichzeitig wollen viele Menschen nach den Beschränkungen der vergangenen zwei Jahre gerade diesen Sommer endlich wieder verreisen. 

Unterwegs mit Flughafenpfarrerin Klünemann

Bettina Klünemann versteht die Leute. Sie ist Seelsorgerin am Flughafen Frankfurt. Gerade hat sie ein paar Tage Urlaub – und ist doch erreichbar. Denn an ihrem Arbeitsort ist Land unter. Die Passagiere genervt, gereizt, verzweifelt. Das Personal ausgelaugt. Für beide Seiten haben sie und ihr Team der Flughafen-Seelsorge ein offenes Ohr. 

„Die Situation ist für alle hochgradig belastend“, erzählt die Pfarrerin, die seit 2018 am Flughafen arbeitet. Das Personal arbeite größtenteils sieben Tage die Woche, zehn Stunden, ohne „Verschnaufpause“.

„Als ich einige Kolleginnen und Kollegen nach ihren Pausenzeiten gefragt habe, haben die nur gelacht“, berichtet Klünemann. Einige gingen während der Arbeit nicht einmal auf Toilette. Zu groß der Druck hinter den Schaltern, im Sicherheitscheck, in der Gepäckausgabe. Es hakt und hängt überall. 

Die Situation ist für alle hochgradig belastend

Mittendrin: Bettina Klünemann mit ihrer gelben Warnweste. Sie ist auf dem Flughafen unterwegs, stellt sich zu den wartenden Passagieren an die Schlange. Fragt, hört zu, versucht zu helfen.

Tipps ✈️

Das rät dir Flughafenpfarrerin Bettina Klünemann:

  • Gelassen bleiben 
  • Zeit mitbringen
  • sich schon einige Tage vor dem Urlaub nicht mehr so viele Aufgaben vornehmen

Familien sparen auf Urlaub

Besonders Familien mit Kindern tun der ehemaligen Mainzer Gemeindepfarrerin leid: „Wenn da die Kinder in der Schlange stehen mit ihrem Sonnenhut und erfahren, dass es möglicherweise nicht wie geplant in den lang ersehnten Urlaub geht, das ist so traurig.“

Auch für die Eltern eine Stressprobe. Denn in der Schlange gibt es kein Entertainment, also heißt es: Kinder bespaßen, beruhigen, ihnen versuchen die Situation zu erklären. Auch für Gruppen mit behinderten Menschen und deren Betreuende werde so ein stundenlanges Warten zur Herausforderung. 

Klünemann bietet den Reisenden in den Schlangen Stühle an, verteilt Visitenkarten, lädt die Menschen in die Flughafenkapelle ein. Das Angebot wird rege genutzt, wie die Pfarrerin erzählt: „Die Leute genießen die Ruhe fernab vom Trubel im Terminal.“ Viele zündeten eine Kerze an, hinterließen ein paar Zeilen im Gebetsbuch. 

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Ukrainische Geflüchtete stranden am Flughafen

Nicht nur Urlaubsreisende suchen Trost bei Klünemann und ihren oftmals ehrenamtlichen Kolleg:innen. Nach wie vor kommen Geflüchtete aus der Ukraine an, für die der Frankfurter Flughafen oft nur eine Station ist etwa auf dem Weg nach Kanada oder die USA.

Die Leute stecken ihr komplettes Geld in den Flug.

Für Menschen, die sich ohnehin nur schwer verständigen könnten, sei die Situation doppelt belastend, betont die Theologin, die einige Jahre in den Staaten gelebt hat. "Oft haben die Leute ihr komplettes Geld in den Flug gesteckt", sagt sie und berichtet etwa von einem verzweifelten Familienvater, der kürzlich mit seinen vier Kindern und einem Enkelkind in Frankfurt gestrandet sei. Etwas stimmte mit den Papieren nicht, der Flug wurde gestrichen. 

Dein Urlaub

Wann und wo machst du dieses Jahr Urlaub? Hast du Erfahrungen mit dem Chaos am Flughafen gemacht? Erzähl es uns per Mail oder auf Social Media: 

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Ein Lichtblick: Bei den Flugreisenden untereinander beobachtet die Pfarrerin eine zunehmende Solidarität. Inzwischen seien viele auf das Chaos vorbereitet. Während anfangs alle nur genervt waren, würden sich die Menschen heute oft gegenseitig helfen – dem oder der Anderen sagen, wo das WC ist, älteren Herrschaften einen Stuhl anbieten. Auch die Mitarbeitenden tüftelten ständig an neuen Ideen, wie sich das Chaos wenigstens etwas besser regeln lässt. 

Wer meckert, kriegt was zu essen

Selbst für besonders gereizte Reisende haben Klünemann und ihre Mitstreitenden eine Lösung parat: „Wenn jemand pampig ist, bringen wir ihm erst einmal was zu essen und zu trinken. Ein Moment zum Nachdenken und Runterkommen. Das funktioniert meistens sehr gut“, erzählt die Seelsorgerin und lacht. 

Sie selbst macht übrigens lieber Urlaub an der Nordsee oder in den Alpen: „Da fahre ich mit der Bahn oder dem Auto hin, da brauche ich nicht fliegen“, sagt sie augenzwinkernd.