Nächstenliebe

Entwicklungshilfe nicht kürzen

Renate Haller
Kommentar von Renate Haller

Corona kostet uns viel Geld. Das macht nicht nur uns Sorgen, sondern hat weltweite Auswirkungen.

Die gute Nachricht zuerst: Die weltweiten Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit haben zugenommen. Nach Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung haben sie im Corona-Jahr 2020 die Summe von 135,6 Milliarden Euro erreicht. Die schlechte Nachricht: Deutschland plant eine Absenkung der Hilfe.

Reiche Länder versprechen Hilfe, aber es sind leere Versprechen

Vor etwa einem halben Jahrhundert, im Oktober 1970, hatten Deutschland und andere Geberländer bei einer Generalversammlung der Vereinten Nationen versprochen, ihre Entwicklungshilfe auf 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens zu erhöhen. Sie gaben sich fünf Jahre Zeit, dieses Ziel zu erreichen. Es blieb ein leeres Versprechen.

Mit einem Trick kommt Deutschland auf die vereinbarte Marke

Jahr um Jahr verfehlte Deutschland die Marke und dümpelte bei 0,3 bis 0,5 Prozent. Erst 2016 erreichte das Land sein Ziel, allerdings unter Anrechung der Kosten für Flüchtlinge im Inland. Das ist auch aktuell der Fall. Dennoch warnt Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU), die Finanzplanung sehe für die kommenden Jahre einen Rückgang der Entwicklungshilfe um rund ein Viertel vor.

Sollte es so kommen, wäre das ein fataler Fehler. Der Einwand, angesichts der horrenden Kosten für die Bewältigung der Pandemie bei anderen Ausgaben sparen zu müssen, ist verständlich. Aber Corona trifft die Armen stärker, die Zahl der Hungernden steigt.

Gebot der Nächstenliebe

Es geht zudem nicht nur um das christliche Gebot der Hilfe für die Ärmsten und eine gerechte Welt. Auch der pure Eigennutz sollte es gebieten, die Hilfe nicht zurückzufahren. Die Pandemie kann nur weltweit überwunden werden.

Wer nicht will, dass sich gefährliche Mutanten verbreiten, muss dafür sorgen, dass auch die Menschen in den armen Ländern geimpft werden. Und das kostet Geld.