Es wurde nicht besser, als sich die über 80-Jährigen, die zu Hause leben, um Impftermine bewerben konnten. Stundenlange Versuche am Telefon, zusammenbrechende Plattformen bei der Online-Terminvergabe. Bei den einen lief es reibungslos, andere sind verzweifelt oder haben aufgegeben.
Viele Millionen Menschen zu impfen und das möglichst schnell, um den kursierenden Mutationen zuvorzukommen, ist eine Mammutaufgabe. Es gibt dafür weder in Deutschland noch anderswo eine Blaupause, auch wenn es einigen Ländern wie etwa Israel und Großbritannien schneller gelingt, den Menschen den ersehnten Piks zu verschaffen.
Israel etwa zahlt mehr, hat andere Haftungsbedingungen und gibt die Daten der Geimpften an die Herstellerfirmen weiter.
Ein Handelskrieg um Impfstoffe aber ist das Letzte, was derzeit weiterhilft.
Deutschland wollte vernünftigerweise solidarisch mit den anderen Ländern in Europa sein und hat die Beschaffung der Vakzine auf die EU verlagert. Nun hagelt es Kritik, die EU habe zu zögerlich und zu wenig bestellt. Dazu meldete ein Hersteller nach dem anderen Lieferprobleme an, Tausende von Impfterminen mussten abgesagt werden.
Das ist ärgerlich, aber vollmundige Forderungen nach einem Exportstopp von in Europa produzierten Stoffen helfen nur vordergründig. Außereuropäische Länder wie etwa Großbritannien werden mit einem ebensolchen Exportstopp antworten. Ein Handelskrieg um Impfstoffe aber ist das Letzte, was derzeit weiterhilft.
Auch die Forderung einiger Politiker, die Pharmaindustrie schlichtweg zur Produktion zu zwingen, ist eher in den Bereich vorzeitigen Wahlkampfgetöses einzuordnen. Es geht um eine hochkomplexe Produktion, die dazu notwendige Technik ist noch nicht verbreitet.
Was bleibt, ist eine starke Sehnsucht der Menschen nach Klarheit in der Krise. Die konnte und kann die Politik ob vieler Unwägbarkeiten betreffs Zulassung und Produktion von Impfstoffen nur bedingt geben. Was jedoch zum Vertrauensverlust beigetragen haben dürfte, war das vollmundige Versprechen von Gesundheitsminister Jens Spahn Anfang Januar, wohl im zweiten Quartal allen Bürgern ein Impfangebot machen zu können.
Große Projekte gelingen selten auf Anhieb. Erst recht nicht, wenn viel Geld im Spiel ist, und die beteiligten Unternehmen versuchen, ein möglichst großes Stück vom Kuchen abzubekommen. Was jetzt notwendig ist, um Vertrauen wieder aufzubauen, ist Transparenz, der Verzicht auf wackelige Versprechungen und ehrliche Kommunikation auch dann, wenn es Probleme gibt. Die Veröffentlichung der Liste mit Lieferzusagen und der Impfgipfel sind ein Anfang. Doch ohne Geduld wird es nicht gehen.
Schlechte Stimmung, dank der fehlenden Corona-Impfung