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Serie Mutmacher

„Lego Oma“ Rita Ebel braucht mehr Legosteine als eine Kita

Rita Ebel aus Hanau ist als Lego-Oma bekannt.
Christian F. Schmidt

Aus Hanau kommen bunte Rampen aus Legosteinen. Die selbsternannte „Lego Oma“ macht so Innenstädte barrierefreier.

von Ben Schöffel

Rita Ebel verbaut am Tag wahrscheinlich mehr Legosteine als eine gesamte Kita. Aus dem bunten Steckspielzeug werden sogenannte Einfahrhilfen für Rollstühle, Rollatoren und Kinderwagen.

Sie sollen die Hanauer Innenstadt barrierefreier machen. Über 120 von ihnen hat sie seit 2019 bereits gebaut und will noch lange nicht aufhören. Im August 2024 hat die Rentnerin einen eigenen Laden aufgemacht.

Hanauer Heldin: Oma baut Stadt mit Legosteinen um

Doch in dem Laden kannst du gar nichts kaufen. Rita Ebel bringt dort ihre eigene Lego-Werkstatt unter. Und das sei viel besser als bei ihr zuhause in ihrer Küche. Denn „ob es da jetzt unordentlich drin aussieht, weil die Steine alle quer über den Tisch liegen, ist vollkommen egal und das macht natürlich irre viel aus“.

Beim Bau unterstützen sie Ehemann Wolfgang, Tochter Melanie, Enkelin Nora und weitere Helferinnen und Helfer. Aber jede und jeder darf mitmachen.

Mit der „Lego Oma“ im Rollstuhl durch Hanau fahren

In ihrer Werkstatt sammelt sie alle gespendeten Steine, sortiert und baut. Außerdem probiert sie Neues aus: Erst seit kurzem bietet Rita Ebel, die selbst im Rollstuhl sitzt, auch Touren durch Hanau an.

Für so eine Tour stehen extra mehrere Rollstühle im Laden bereit. Auch wer nicht im Rollstuhl sitzt, darf sich also ausprobieren. Rita Ebel gibt den Gästen dann verschiedene Aufgaben. Sie zählt auf:

  • Zum Beispiel in einem großen Laden gucken, wie eng die Regale stehen
  • Wie komme ich in die Umkleidekabine? Gibt es extra Umkleidekabinen für Rollstuhlfahrer, die größer sind?
  • Wie komme ich in einen Bus? Wie läuft das am Bahnhof ab?

Sie bietet auch eine kulinarische Welttour an: Internationales Essen in Restaurants und Cafés, die barrierefrei sind.

Barrierefrei mit „Auffahrhilfen“ statt Rampen

Dabei umschifft sie auch behördliche Barrieren. Denn Rampen sind gesetzlich genau definiert: Maximal sechs Prozent Steigung dürfen sie haben. Diese Vorgabe kann Rita Ebel nicht immer erfüllen.

Deswegen spricht sie formell nur noch von „Auffahrhilfen“. „Mein Mann kam auf die tolle Idee. Für die ‚Auffahrhilfen‘ gibt es keine gesetzlichen Vorschriften“, erklärt Rita Ebel.

Und die Nachfrage sei ungebrochen. Sie erzählt, dass immer mehr Gemeinden Interesse an ihren „Auffahrhilfen“ äußern.

Lego-Rampe in Hanau
Christian Friedrich Schmidt

Legosteine für den guten Zweck: Rund 200-Kilo-Spende

Seit der Eröffnung ihres Ladens kämen immer mehr Menschen aus der direkten Nachbarschaft, die alte Legosteine abgeben. Die größte Spende bisher gab es 2022: Eine Frau hatte Ebel angerufen und gesagt, dass ihr Bruder verstorben sei – ein Legosammler.

„Das war der Hammer“, erinnert sich Ebel: 20 Kisten mit nagelneuen Legosteinen, nach Form und Farbe sortiert. Das waren „zwischen 150 und 200 Kilogramm“, sagt die „Lego Oma“.

Lange Wartezeit

Bis zu zwölf Kilo Legosteine verbaut Rita Ebel pro Rampe. Je nach Aufwand kann der Bau schonmal über 50 Stunden dauern. Mindestens vier Monate müssen Interessenten warten.

Kleine Spenden finden in ihr aber auch eine freudige Abnehmerin. Der bisher weitest entfernteste Stein kommt aus Italien. „Da hatte mich eine Dame angesprochen, deren Tochter hier in Deutschland lebt.“

Eine ganz besondere Rampe aus Legosteinen

Normalerweise baut die Lego-Oma nicht für Privatpersonen. Bei Kindern macht sie da aber eine Ausnahme. Ein Beispiel ist Rampe Nummer 103. Die hat sie für Mads aus Rülzheim in Rheinland-Pfalz gebaut. Bei seiner Geburt hatte er akuten Sauerstoffmangel und sitzt, anders als seine Zwillingsschwester, deswegen im Rollstuhl.

Für die „Lego Oma“ spenden

Da das Porjekt unter der Trägerschaft der AWO Hanau ist, kannst du auch Geld spenden. Das Spendenkonto
Inhaber: AWO Stadtverband Hanau e.V.
IBAN: DE87 5065 0023 0000 1120 78
BIC: HELADEF1HAN
Verwendungszweck. „Aktion Legorampen“

Zum Projekt Lego-Oma

Als die Rampe bei der Familie ankam, „habe ich am nächsten Tag ein Bild von der Mama geschickt bekommen“. Auf dem Foto sind die Geschwister, wie sie zur Rampe krabbeln. Sie wollten „unbedingt wissen, ob die Rampe am nächsten Morgen auch noch da“ ist, so die Mutter.

Diese Momente seien die schönsten. „Wenn Sie die große Augen sehen und wie die mit ihrem Rollstuhl über die Rampe drüber rasen und nochmal und nochmal und nochmal. Da geht einem das Herz dabei auf“, sagt Ebel.

Rampe 103 ist schwarz und zeigt 2 Kinder in weißen Silhouetten: Einen Jungen im Rollstuhl und ein Mädchen steht vor ihm. Zwischen ihnen weiße Herzchen.
Lego Oma
Eine Rampe für den dreijährigen Mads aus dem pfälzischen Rülzheim

Ein Beitrag zu mehr Barrierefreiheit aus Hanau

Die Rentnerin sitzt seit einem Unfall 1996 im Rollstuhl. Sie weiß, wie viele Hindernisse bei einem Ladenbummel oder bei der Benutzung von Bussen und Bahnen auf gehbehinderte Menschen warten. Da ist es kein Wunder, dass die energiegeladene Frau selbst unermüdlich zum Verschwinden der Barrieren beiträgt.

Die Rampen helfen aber nicht nur, Barrieren zu beseitigen. Die bunten Auffahrhilfen machen auch darauf aufmerksam, wie viele Hindernisse Menschen im Rollstuhl, mit Rollator oder dem Kinderwagen täglich überwinden müssen.

Im Dezember 2020 hat Christian F. Schmidt für uns Rita Ebel schon einmal besucht. Sie ist eine richtige Mutmacherin. Im Video lernst du sie besser kennen. 

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Positive Rückmeldungen motivieren die „Lego Oma“

Rita Ebel freut sich sehr darüber, dass das Rampenbau-Projekt so gut ankommt. „Die vielen positiven Rückmeldungen und das Lob der Menschen motivieren uns.“ Mitte 2022 sagte Ebel, sie wolle noch solange weitermachen, bis keine Lego-Steine mehr gespendet werden.

Laut dem Lego-Blog stonewars.de hat der Hersteller im dänischen Billund bisher über 700 Milliarden Spielsteine verkauft hat. Ebel wird also noch viele Steine zum Verbauen haben.

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