Fünfte Jahreszeit

Woher kommt der Faschingsnachwuchs?

Die Junge Garde beim Umzug „Klaa Paris“ 2023 in Frankfurt
fundus-medien.de/Rolf Oeser
Umzug „Klaa Paris“ 2023 in Frankfurt.

Wie steht es um den Nachwuchs im Karneval? Ein Blick in die Stadt und aufs Dorf.

„In unserem Elferrat haben wir den Generationswechsel vollzogen“, sagt Sitzungspräsident Kevin Kessler aus Bad Soden-Neuenhain,

Ich bin froh, dass im Neuehaaner Elferrat nicht mehr nur alte, weiße cis-Männer sitzen.

Seit dem vergangenen Jahr gehören dem Elferrat nun sechs junge Menschen zwischen 16 und 20 Jahren an, darunter zwei Jungs.

Von der Kindersitzung zum Präsident der Erwachsenensitzung

Sitzungspräsident Kevin Kessler mit seiner Mutter auf einer Sitzung.
privat
Kevin Kessler mit seiner Mutter auf einer Sitzung.

Kevin selbst ist schon seit Kindestagen im Karnevalsverein im Main-Taunus-Kreis aktiv. Bei seiner allerersten Kindersitzung im Alter von neun Jahren saß er noch als kleiner Zuschauer im großen Saal des Neuenhainer Bürgerhauses. Fasziniert davon macht Kevin im nächsten Jahr selber mit. Nach Auftritten bei der Kindersitzung oder als Büttenredner bei den Erwachsenen ist Kevin heute Präsident der Prunksitzung. „Wer Lust hat mitzumachen, soll sich einfach melden und mitwirken. Das ist der beste Weg“, sagt der 32-Jährige.

Nachwuchs in der Fastnachtshochburg

Einfach anmelden und direkt auf der Bühne stehen. So leicht funktioniert es beim großen Mainzer Carnevals-Verein (MCV) nicht.

Der Verein ist breiter aufgestellt und bietet seinen rund 300 Mitgliedern andere Möglichkeiten zum Mitmachen, erklärt der Pressesprecher des MCV Michael Bonewitz: Zum Beispiel beim Kindermaskenfest, dem Plaketten-Ausschuss, dem Kreativkreis oder im Kommunikations-Team. Am Ende aber als Redner auf der Bühne zu stehen, dürfte eher schwierig werden. Der MCV setzt für die großen Fernsehsitzungen auf erfahrene Redner und Rednerinnen.

Politischer Motivwagen auf dem Rosenmontagszug in Mainz 2023
epd-bild/Karsten Packeiser
Politischer Motivwagen auf dem Rosenmontagszug in Mainz 2023

Erster Auftritt bei der „Pop-Up-Sitzung“

„Wir haben immer wieder Ideen und probieren was Neues aus“, sagt Bonewitz. So gab es zum Beginn der Saison eine „Pop-Up-Sitzung“, bei der sich auch neue Talente vor rund 50 Gästen ausprobieren konnten. Die dabei entstandenen Videoclips veröffentlicht der MCV seit Jahresbeginn in seinem „Helaukalender“ unter anderem auf Instagram.

Die „Pop-Up-Sitzung“ bietet die Möglichkeit, „auch neue Redner zu entdecken. Die Nachwuchsredner oder Nachwuchsrednerinnen liegen ja nicht auf der Straße“, sagt er.

Die Verantwortlichen der großen Fastnachtsvereine halten zudem gezielt Ausschau nach neuen Talenten in kleineren Karnevalsvereinen, sagt Bonewitz. „Wir schauen uns das an und überlegen: Passt das zu uns oder können wir das Talent noch an einer Stelle fördern. So kommen wir dazu, mehr Aktive zu gewinnen.“

Ehrenamt ist immer mit Arbeit verbunden

Beim MCV kann man zudem nur Mitglied werden, wenn man sich auch aktiv einbringt. Dies sei ein Unterschied zu anderen Karnevalsvereinen, erläutert Bonewitz: „Egal wo Sie sich engagieren möchten, bei uns finden Sie eigentlich immer irgendwo etwas, wo sie unterschlupfen können.“

Der Mainzer Carnevals-Verein versucht in allen Bereichen junge Menschen zu gewinnen. Das sei allerdings nicht immer einfach, weil ehrenamtliches Engagement immer mit Arbeit verbunden sei. „Je jünger die Menschen sind, desto umtriebiger sind sie“ und umso weniger Zeit hätten sie für den Verein. Dadurch sei es auch schwieriger im Vorhinein zu planen, weil regelmäßiges Engagement fehle.

Karneval stärkt die Dorfgemeinschaft

In „Neuehaa!“ hingegen wird die ehrenamtliche Arbeit im Karnevalsverein meist in der Familie von Generation zu Generation weitergegeben. Für mich ist das in den großen Karnevalsvereinen zu professionell und zu kommerzialisiert. Deswegen war ich und werde ich immer ein Dorfkind bleiben“, beschreibt Kevin Kessler sich selbst.

Sitzungspräsident Kevin Kessler bei Aufbauarbeiten
Christian Spangenberg
Kevin Kessler beim Aufbau.

Für ihn ist es kein Problem,wenn die großen Vereine bei uns auf der Suche nach neuen Talenten sind. Das ist nur Werbung für uns“. In der Vergangenheit hatte sein Verein zum Beispiel schon eine Partnerschaft mit dem „Großen Rat der Karnevalsvereine“ aus Frankfurt. Kevin würde es allerdings stören, wenn die Abgeworbenen dann nicht mehr im eigenen Verein mitmachen.

Vorfreude auf Fasching

Ob Mainz oder Neuenhain. Nachwuchssorgen scheinen die beiden Karnevalsvereine vorerst nicht zu haben. Beide freuen sich auf den Höhepunkt der diesjährigen Kampagne. Während es in Mainz unter dem Motto  „Zur Fassenacht lädt Mainz am Rhein die ganze Welt zum Schoppe ein!“ feucht fröhlich zugeht, feiern die „Neuehaaner“ unter dem Motto „Tausend und eine Nacht“.

Bist du auch verrückt nach Fasching? Oder engagierst dich sogar ehrenamtlich im Fastnachts-Verein? Schreib es uns gerne via Mail oder über Social-Media 🔽

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