Film-Kritik: „Yes, God, Yes - Böse Mädchen beichten nicht“

Vom Sahne schlagen und anderen Gelüsten

Film Yes God Yes
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Teenie Alice surft im Film „Yes, God, Yes“ durch die Pubertät. Alles kein Ding, wäre sie nicht Schülerin an einer erz-katholischen Highschool. Doch die Macht der Hormone bahnt sich ihren Weg. Wir erzählen dir, ob sich der Film lohnt.

Aus dem Film Yes God Yes
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Father Murphy lädt Alice zur Beichte ein.

Alice (Natalia Dyer) steckt im Film „Yes, God, Yes - Böse Mädchen beichten nicht“ mitten in der Pubertät. Hier ein Griff zwischen die Beine, da ein verschämtes Surfen im Internet.

Alles kein Ding, wäre Alice nicht Schülerin einer ziemlich katholischen Schule irgendwo im US-amerikanischen Nirgendwo. Statt Aufklärung herrscht dort die „Jesus-Zeit“, wie Father Murphy (herrlich unsympatisch gespielt von Timothy Simons) sagt. Und diese Jesus-Zeit ist gerade für Teenies mal gar nicht prickelnd.

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Wenn der Pfarrer über Sex spricht

Im Unterricht herrscht gespentische Stille, wenn Murphy über Sex referiert. Der ist nicht zum Spaß da, sondern um Kinder als Gottes Abbild zu machen.

Sex außerhalb der Ehe ist ein No-Go. Und Masturbation gegen Gottes Plan. Den Plan scheint Vater Murphy recht gut zu kennen. Und wehe frau hält sich nicht dran: Die Hölle lässt grüßen.

Ach, und by the way: Gott sieht alles. Die Panik ist Alice ins Gesicht geschrieben. Wobei wir bei Stranger-Things-Star Natalia Dyers Mimikspiel wären: Das ist grandios und das absolute Highligt des Films. Hier eine hochgezogene Augenbraue, da ein naives Staunen.

Männer sind wie Mikrowellen. Frauen wie Backöfen

Father Murphy weiß offenbar recht gut, wie Sex funktioniert. Was Murphy dagegen nicht so gut kennt, sind Teenies. Alices Mitschülerinnen beginnen in ihrer Nähe zu kickern, verstohlen zu flüstern und empört den Kopf zu schütteln.

Sie soll sich an ihren Schwarm Wade herangemacht haben. Genauer gesagt, sie hat ihm die Sahne geschlagen. Welch eine Sünde. Zwar weiß die 16-Jährige so gar nicht, was damit gemeint sein könnte, doch sie lässt sich überreden, ein katholisches Camp zu besuchen. Zur Auffrischung der Beziehung zu Jesus.

Ob es an der Beziehung zu Jesus liegt? Jedenfalls schweben die Betreuer und Betreuerinnen des Camps fortan mit einem heiligen Lächeln und immer gut gelaunt über den Bildschirm.

Warum die Jugendlichen aber ernsthaft glauben, sie könnten wegen einer Tüte Gummibärchen in der Hölle landen, fällt schwer zu verstehen.

Hier gilt die Jesus-Zeit.

Klar, der Film spielt wohl ungefähr zur Jahrtausendwende und die USA sind nicht Europa, aber dennoch.

Regiseurin Karen Maines greift in ihrem Debütfilm auf ihre Jugend zurück: „Hintergrund ist meine eigene kaholischen Erziehung im Mittleren Westen. Ich stamme aus Iowa, Des Moines, und habe die katholische Schule vom Kindergarten bis zur Oberstufe der Highschool besucht. Zwölf Jahre Schule. Und mir war nicht bewußt, was für eine seltsame Erfahrung das war, bis ich Iowa verließ und erkannte, dass nicht jeder so aufgewachsen ist.“

Der Film

„Yes, God, Yes – Böse Mädchen beichten nicht“. Regie: Karen Maine. Mit Natalia Dyer, Francesca Reale u. a. USA 2020, 78 Min. U.a. auf Amazon Prime.

Verkrustete Strukturen an Schule und in der Kirche

Zu sehen gibt es übrigens nix. Ein wild knutschendes Pärchen, der Griff in den Rock, ein paar unscharfe Fotos im Internet, eine heimlich den Rücken in Richtung Po rutschende Hand. Mehr ist nicht.

Und so dümpelt der Film ein wenig dahin. Alles irgendwo schon mal gesehen. Keine Schülerin, die die verkrustete Denke zerstören, kein Schüler, der das verlogene System zu Fall bringen will.

Im Grunde haben sich alle lieb

Zwar rebelliert Alice, indem sie aus dem katholischen Beglückungs-Camp ausbricht und Father Murphy seine Scheinheiligkeit ins Gesicht sagt, doch all das passiert ohne lauten Knall.

Im Grunde haben sich alle doch irgendwie lieb und lächeln sich tapfer durch den FIlm. Ohne Natalia Dyer würde „Yes God Yes“ wohl stillschweigend in der Versenkung verschwinden. Was aber cool ist für einen Teenie-Film rund um erste Sex-Erlebnisse: „Yes, God, Yes“ wird komplett aus weiblicher Perspektive erzählt.

Fazit: Wer nichts Großes erwartet, aber Zeit und Lust hat auf einen entspannten Fernsehabend hat, kann guten Gewissens einschalten. „Yes, God, Yes“ ist ein sympathischer, kleiner Film, der nicht weh tut und nett ist anzusehen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.