Ist es ein Krimi? Eine Liebesgeschichte? Oder einfach eine Erzählung?
So genau kann ich es nicht sagen, aber „Der Gesang der Flusskrebse“ ist das erste Buch, das ich seit einer gefühlten Ewigkeit ohne Pause verschlungen habe. Es verfügt über einen enormen Charme, der verhindert, dass die Leserin das Buch je wieder aus der Hand legen will, hat sie erstmal mit dem Lesen begonnen. Doch es ist weniger Nervenkitzel als der Sog einer sanften, leisen Erzählung.
Außenseiterin ohne Familie und Freunde
Kya Clark wächst als jüngstes Kind in einer armen Großfamilie mitten im Marschland in den USA der 1950er Jahre des vergangenen Jahrhunderts auf. Die Salzwiesen und Sandbänke dieser Region sind ihre Heimat und ihr Schutzschild.
In dieser Wildnis lebt sie zurückgezogen und alleine. Alleine, weil nach und nach ihre Mutter und ihre Geschwister aus der Einöde und Armut der Familie geflohen sind. Zurück bleibt die kleine Kya mit ihrem trinkenden Vater. Anfangs jedenfalls, irgendwann taucht auch er nicht mehr. Das Verlassen werden durchzieht Kyas Kindheit und prägt sie.
Kein Mensch bleibt für immer
Statt mit Menschen verbringt Kya ihren Alltag mit Muscheln und Vögeln - und wird immer mehr zur Außenseiterin. Sie haust in einer armseligen Hütte und ernährt sich von dem, was sie selbst anbaut. Immer auf Abstand zur Zivilisation. Bis Tate in ihr Leben tritt. Der ältere Junge durchbricht nach und nach ihre Mauer, bringt ihr Lesen und Schreiben bei und erobert ihr Herz.