Kommentar

Eine Zäsur in Europa: Der Krieg in der Ukraine

Auf dem Plakat steht: Stop War - Stop Russia
epd/Ukrainischer Verein Frankfurt
Bei der Demonstration für die Ukraine fordern die Teilnehmenden ein Ende von Putins „Militäraufmarsch“ und die Lieferung von Verteidigungswaffen durch befreundete Staaten.

Putin hat es getan: Russland hat die Ukraine angegriffen. Stoppt das Blutvergießen und den sinnlosen Krieg, fordert unser Chefredakteur Andreas.

Chefredakteur Andreas Fauth
Karsten Fink

Viele hatten bis zuletzt gehofft, ja sogar gebetet: Lass es nicht geschehen, lass Wladimir Putin nicht so wahnsinnig sein und die Ukraine angreifen. Am 24. Februar hat Putin seinen Ankündigungen Taten folgen lassen und damit ein sinnloses Blutvergießen begonnen, das uns alle schockiert. Damit hat zugleich die westliche Naivität ihr Ende gefunden: Putin bellt nicht nur, er beißt auch.

Angriffskrieg aus Russland zerbricht unsere Nachkriegsordnung

Dieser Krieg in der Ukraine muss sofort ein Ende haben – für den Frieden in Europa, für die Menschen im Land und für die Freiheit. Putins Angriff auf die Ukraine ist eine Zäsur auf dem europäischen Kontinent. Die bisher geltende Nachkriegsordnung des europäischen Kontinents ist zerbrochen. Putins Krieg gegen die Ukraine ist zugleich ein Angriff auf westliche Werte, ein Angriff auf Demokratie und Freiheit.

Gebet, Glocken, Spenden

Täglich läuten in Hessen und Rheinland-Pfalz um 12 Uhr die Glocken: Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung hat die evangelischen Gemeinden dazu aufgerufen, angesichts des Angriffs von Russland auf die Ukraine „von heute an und in den nächsten Tagen um zwölf Uhr die Glocken zu läuten und für den Frieden zu beten“. Das Läuten der Glocken sei ein „Aufruf, innezuhalten“ und auch „persönlich zu beten“. Zu Geläut und Gebeten rufen auch die benachbarte Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck sowie die angrenzenden katholischen Bistümer auf.

Wenn du den Menschen vor Ort helfen willst:

Die Diakonie sammelt Spenden für die Menschen in der Ukraine.

Viele von uns sind naiv gewesen, wenn sie die Zeichen der Zeit nicht erkannt haben: Ganz unverblümt lässt Putin Regimegegner einsperren, er destabilisiert Demokratien mit Falschinformationen und Propaganda, Putin führt einen digitalen Krieg mit Cyber-Attacken gegen westliche politische Institutionen, schon lange versucht Putin die westliche Welt zu spalten.

Der Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz am 15. Februar bei Putin war wohl der Höhepunkt westliche Gutgläubigkeit, in der naiven Hoffnung man könnte Putin noch umstimmen. Es ist der Glaube ans Gute, der viele von uns auszeichnet, der mit Blick auf Moskau aber nur naiv ist.

Verschwörungstheorien geistern durch die Welt

Gleichzeitig geistern Verschwörungstheorien durch die Welt, sie wollen uns glauben machen, die Nato verfolge das strategische Ziel einer Osterweiterung. Die Hoffnung, Russland würde die Ukraine mit ihrer Orientierung zur Europäischen Union und zur Nato einfach gewähren lassen, gehört wohl auch zur westlichen Naivität.

Dennoch müssen wir uns fragen, ob die Politik genug gegen Verschwörungstheorien in sozialen Netzwerken unternommen hat – auch ob wir selbst genug kommentiert, geteilt, Haltung gezeigt haben.

Die Ukraine braucht unsere Unterstützung.

Jetzt ist ein deutliches Zeichen gefragt: Die bisher beschlossenen Sanktionen (Ende Februar 2022) reichen nicht aus, um Russland einzuschüchtern, es müssen härte Maßnahmen folgen. Die Ukraine steht völlig alleine da, niemand wird sie militärisch unterstützen.

Umso wichtiger ist jetzt der der starke Schulterschluss mit den baltischen Staaten und allen westlichen Demokratien. Die nötigen Sanktionen gegen Russland werden auch uns selbst treffen, sie werden teuer und sie werden schmerzhaft. Trotzdem: Die Ukraine braucht unsere Unterstützung und unsere politische Entschlossenheit.

Seite an Seite mit den Schwachen stehen

Von uns allen ist ein deutliches Zeichen der Solidarität mit der Ukraine gefragt: Ich fürchte, bloßes Händefalten reicht da nicht. In Friedensmärschen und Ostermärschen müssen wir die Solidarität plakativ auf die Straße tragen. Wir müssen laut aussprechen, dass uns das Blutvergießen in der Ukraine und das Leid der Menschen nicht egal sind.

Wir müssen Seite an Seite mit den Schwachen auch in unserem Land stehen, denn ihnen werden die Sanktionen gegen Russland teuer zu stehen kommen, wenn die Energiekosten steigen. Solidarität ist gefragt – mit der Ukraine, mit den Menschen hier, und mit allen, die unter dieser Zäsur des Krieges in Europa zu leiden haben.