„Ich bin aus der Kirche ausgetreten.“ Die wenigsten Menschen sprechen darüber, warum sie kein Kirchenmitglied mehr sein möchten. Das sei „Privatsache“, sagen die meisten. Doch Raphael Jung spricht über seine Entscheidung.
Er ist 29 Jahre alt, Bibliothekar und 2017 aus der evangelischen Kirche ausgetreten. Er sei gläubig, doch dafür bräuchte er keine Kirche: „Ich habe gemerkt, dass ich sie immer als Institution empfunden habe, die einen einschränkt! Ich brauche sie nicht um zu glauben, weil der Glaube ist für mich frei.“
Sowohl Raphael, als auch Lisa glauben immer noch an Gott. Aber wie einfach der Kirchenaustritt war, hat beide schockiert. „Ich dachte immer, man meldet sich beim örtlichen Pfarramt, vereinbart einen Termin mit dem Pfarrer und spricht darüber, warum man austreten will“, sagt Raphael Jung. Der Gang ins Einwohnermeldeamt hat ihn sehr geärgert: „Das hat mich so maßgeblich bestärkt, aus der Kirche auszutreten.“ Lisa. ergänzt: „Ich wusste zu diesem Zeitpunkt selbst noch nicht, warum ich mich zur Kirche nicht mehr hingezogen fühle.“ Der Vorwurf der beiden ist klar:
Die Evangelische Kirche macht sich gar nicht die Mühe, die Leute in der Institution zu halten!
Ralf Bräuer kann den Vorwurf gut nachvollziehen: „Ich kenne nur wenige Kirchengemeinden, die auf die (ehemaligen) Mitglieder zugehen. Auch wenn es nur darum geht, zu erfahren, warum sie aus der Kirche austreten.“ Auch der Kirchenmann ist sich sicher: „Es täte uns gut, wenn wir mehr darüber nachdenken würden, was wir für die Kirchenmitglieder tun können.“