Eine Antwort auf diese Fragen gibt es nicht. Ich habe bislang keine überzeugende gefunden. Es gibt Antwortversuche.
Warum, Gott?
Diese Frage taucht in der Bibel oft auf. „Wie lange soll sich mein Feind über mich erheben?“ (Psalm 13) Die Menschen, die so zu Gott geschrien und ihre verzweifelten Gebete in der Bibel aufgeschrieben haben, deuten die ihres Leides so: Gott hat sein Gesicht vor ihnen verborgen. Gott schaut weg. Gottes Blick bedeutet Leben.
Wenn Gott sein Gesicht verhüllt, dann sind sie allem Bösen schutzlos ausgeliefert: den Feinden, dem Krieg, der Krankheit, der Not. Darum die Bitte in vielen Psalmen: Schau doch, Gott! Gib uns nicht dem Tod preis!
In der Bibel, im Alten wie im Neuen Testament, finden sich beide Seiten.
Gott ist der rechte Kriegsmann.
So heißt es im Zweiten Buch Mose (15,3). Und Jesus sagt: „Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“ (Matthäus 10,35)
Auf der anderen Seite leuchten in der ganzen Bibel die großen Bilder davon auf, was Gott will: Frieden. Nicht nur Waffenstillstand, der so lange hält, bis man wieder stark genug ist, um erneut loszuschlagen. Sondern ein Frieden, der Hand in Hand geht mit Gerechtigkeit.
Ein Frieden, der die ganze Schöpfung umfasst, so dass der Wolf beim Lamm wohnt, ohne es zu fressen, und ein Säugling am Loch der Otter spielt, ohne dass sie zubeißt. (Jesaja 11)
Eine der schönsten Visionen vom Frieden steht im Prophetenbuch Jesaja: Am Ende der Zeit kommen die Menschen aus allen Nationen am Berg Gottes zusammen. Ein Volk wird sich nicht mehr über das andere erheben.
Sondern sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen machen.
Waffen sind dann nicht mehr zum Töten da. Waffen werden zu Werkzeugen, mit denen man Lebensmittel gewinnt. „Und sie werden nicht mehr lernen, Krieg zu führen.“ (Jesaja 2) Krieg muss man also erst einmal lernen. Die Menschheit ist nicht auf ewig dazu verdammt, im anderen den Feind zu sehen.