Diagnose Krebs

YouTube-Star Philipp hat nur noch kurze Zeit zu Leben

The Real Life Guy Philipp Mickenbecker über seine 3. Krebserkrankung
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Zum Real Life gehört für Philipp das Leben abseits von Smartphone und Konsole. Das sind viele coole Do-it-Yourself-Videos auf YouTube und leider auch mit 23 Jahren nun das dritte Mal Krebs. Eine Chemotherapie kommt aus seiner Sicht nicht mehr in Frage.

Wenn es nach den Ärzten geht, hat Philipp Mickenbecker nur noch wenig Zeit zu leben. Der 23-Jährige ist gemeinsam mit seinem Bruder Johannes auf YouTube als „The Real Life Guys“ bekannt. Ihm ist es wichtig authentisch zu sein. Deswegen hat er sich dazu entschieden, seine Diagnose öffentlich zu machen.

Real Life Guys

Die Real Life Guys aus Bickenbach haben rund 1,3 Millionen Abonnenten.

Hier geht es zum Kanal auf YouTube

Das Motto der Brüder aus Südhessen: „Geht raus in das echte Leben, das ‚real life‘, weg von den Bildschirmen und fühlt Euch lebendig.“ Sie zeigen Videos vom Bau einer Achterbahn, von der Gestaltung einer Godzilla-Nachbildung oder der einer „fliegenden Badewanne“, die sie als bemannte Drohne nutzen.

Ein neues selbstgebautes U-Boot

Philipp läuft vor der Werkstatt seines Onkels in der Nähe von Darmstadt auf und ab und versucht, mit dem Smartphone am Ohr eine spezielle Dichtmasse zu organisieren: „Das ist Marinebedarf? Ach so, das können Sie nicht bis morgen herschicken? Dann kommen wir zu Ihnen nach Stuttgart!“ Seit mehreren Wochen basteln die Zwillinge hier in Alsbach-Hähnlein an einem gelb lackierten U-Boot.

Das neue U-Boot soll bald auf Tauchfahrt gehen, in einem Baggersee. Doch vorher müssten noch Hydraulik und Kabel richtig verlegt und das U-Boot an seiner gebogenen Frontscheibe sorgfältig abgedichtet werden – dafür die spezielle Dichtmasse.

Schon einmal sind die Zwillinge mit einem U-Boot abgetaucht. Damals, aus zwei Badewannen zusammengeschweißt, fahren sie damit nach Estland, um ein überflutetes Gefängnis zu erkunden – ein nicht ganz ungefährliches Unterfangen, wie sich herausstellt: Das U-Boot bekommt in der Tiefe ein Loch am Schnorchel und droht vollzulaufen. Ein beklemmendes Gefühl für Philipp, der das U-Boot steuert.

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Rebellion gegen Schule und christliche Regeln

Die Zwillinge und ihre Schwester Elisabeth, liebevoll Eli genannt, werden in einem christlich geprägten Elternhaus groß. Vor allem die beiden Brüder sträuben sich aber schon früh gegen die christlichen Regeln, die sie für unsinnig halten. Sie rebellieren in der Schule und fühlen sich auch dort eingeengt und eingesperrt in ein System, das nicht für sie gemacht zu sein scheint.

Die beiden sind lieber draußen in der Natur oder basteln in einer alten Scheune auf dem Hof der Eltern. Ihre Leidenschaft teilen sie mit Eli. Zu dritt beobachten sie, wie ihre Freunde vor ihren Bildschirmen sitzen, anstatt in der „echten Welt“ zu leben. Die Affinität zu Technik und Handwerk sei ihnen quasi in die Wiege gelegt worden. Der Vater ist Erfinder und hält Patente zur Fahrradtechnik.

Innerhalb weniger Jahre einschneidende Erlebnisse

Die Jugendlichen beginnen ihre Aktionen zu filmen und ihre Freunde und Klassenkameraden zu bewegen, raus zu gehen. Sie produzieren auch erste Naturdokumentationen, gewinnen sogar Preise auf Festivals. Das war noch vor Philipps erster Krebserkrankung im Herbst 2013, vor der zweiten Diagnose im Frühjahr 2018, dem Tod seiner Schwester Eli und schließlich der Gewissheit, dass der Krebs ein drittes Mal zurückgekehrt ist.

Elisabeth kommt 2018 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Ein herber Schicksalsschlag. Philipp befindet sich damals, mit 21 Jahren, mitten im zweiten Kampf gegen den Krebs. Während dieser schweren Zeit findet er zu Gott, kann sich nicht mehr vorstellen, dass alles rein zufällig geschieht. Sein neu gefundener Glaube hilft ihm durch die Erkrankung und lässt ihn nicht zweifeln, dass alles gut werden wird.

Während dieser Zeit sei er „einfach noch mal richtig auf der Suche“ nach Antworten gewesen, auch wegen dem Tod seiner Schwester. „Weil ich für den Fall, dass es mit meinem Leben zu Ende geht, wissen musste: Wo komme ich hin? Gibt’s was danach? Der krasseste Punkt war für mich, nicht zu wissen, ob es Gott gibt oder nicht.“

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Gottes Botschaft in größter Not

Philipp liegt zu diesem Zeitpunkt, im Jahr 2018, im Krankenhaus in Heidelberg. Er stöpselt sich ab von den Geräten, schleicht sich nach draußen, weil er die Enge der Räume nicht mehr erträgt. Er läuft zu einem Aussichtspunkt, um über die Stadt zu blicken und bricht auf der Hälfte des Weges erschöpft zusammen. Er habe sich mit letzter Kraft auf eine Bank vor einer Kirche geschleppt und sich für einen Moment hingelegt.

Er habe gefragt: „Wenn Du der gleiche bist, gestern, heute und in Ewigkeit, dann zeige Dich mir irgendwie! Und zeige Dich nicht wieder durch so einen scheiß Bibelvers oder so, wie bei der ersten Erkrankung.“ In dem Moment schaut Philipp nach rechts, und sieht einen riesigen Bibelvers an der Wand. „Genau das, was ich gesagt habe: ‚Jesus Christus spricht: Ich bin derselbe. Gestern heute und in Ewigkeit.‘ Das war heftig. Ich habe gemerkt: Ok, da ist gerade wirklich jemand und hat mein Gebet gehört und mir auch geantwortet.“

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„Gott entscheidet, wann ich sterbe“

Philipp hat nun, nach seiner dritten Diagnose, nicht mehr lange zu leben. Das sagen zumindest die Ärzte. Sie geben ihm nur wenige Wochen. Das war im Sommer. Er selbst sagt, er wisse mittlerweile, dass Gott da drüberstehe und dass er nicht dann sterbe, wann der Arzt das sage, sondern wenn Gott das wolle.

Von daher könne er das „auch diesmal wieder in Gottes Hände abgeben“. Das klinge für Außenstehende schockierend, aber er kenne das schon, vom Arzt zum Sterben nach Hause geschickt zu werden.

Keine Hoffnung auf medizinische Therapien

Eine medizinische Möglichkeit der Heilung gebe es für ihn nicht, sagt Philipp. Eine erneute Chemotherapie macht für ihn „zum jetzigen Zeitpunkt einfach keinen Sinn“. Zu stark seien die Nebenwirkungen und gleichzeitig mit 90 Prozent zu hoch die Wahrscheinlichkeit, dass der Krebs in vier Jahren wiederkommt.

Philipps Tumor ist kompliziert. Er sitzt auf seinem Brustkorb, geht durch den Knochen bis vor sein Herz und breitet sich im Inneren aus. Ende September hatte er etwa die Größe einer Apfelsine.

Er wisse, dass „egal, wann das Leben hier zu Ende ist – weil das Leben wird eh irgendwann zu Ende sein – ein viel schöneres Leben auf uns wartet“. Auf Instagram schreibt er: „Egal wie meine aktuelle Situation aussieht, fühle ich mich nicht alleine und ich weiß vor allem, wohin ich am Ende gehen werde. Entweder ich werde hier auf der Erde weiter mit Jesus gehen, oder zu ihm gehen. Und ich muss euch ganz ehrlich sagen, dass das letztere keine so schlimme Nachricht für mich wäre, nach all dem was ich mit ihm erlebt habe.“ Deswegen mache er sich überhaupt keine Sorgen. Sein Ziel bleibe es, die Leute raus zu bringen, weg vom Computer.

aktualisiert am 21.10.2020