Carina hat dieses Jahr ihre Oma verloren:
Weihnachten wird hart. Das wusste ich schon an dem Tag, als Oma gestorben ist. Das war am 17. Juli dieses Jahres. Tagelang haben wir um meine geliebte Oma getrauert, geweint, uns in den Armen gelegen.
Inzwischen ist es okay. Jeder geht seinem Alltag nach. Weh tut es noch immer. Vor allem jetzt, in der Adventszeit. Oma hat diese Zeit gemocht. Überall in ihrem Haus hingen Lichterketten, alle Kerzen waren an. Bald hätte sie gefragt, was der Weihnachtsmann diesmal bringen darf.
Ich muss schlucken. Und weiß schon jetzt: An Heiligabend werden Tränen fließen. Denn an diesem Tag war Oma-Zeit. Erst ging es am späten Nachmittag in die Kirche. Schick gekleidet – wie es sich für meine Oma gehörte, die jahrelang eine eigene Mode-Boutique geführt hatte.
Arm in Arm schlenderten wir nach der Messe raus in die Kälte, lästerten über unsere Sitznachbarn, die während des Gottesdienstes am Handy hingen, lobten die Pfarrerin für ihre gute Predigt. Zu Hause dann brachen wir wie jedes Jahr zum Spaziergang auf, es folgten die ausgiebige Bescherung und das gemütliche Raclette-Essen mit gutem Rotwein und Dessert.
Dieses Jahr wird es anders. Ja, wir werden ein wunderbares Weihnachtsfest haben. Ja, wir wissen, dass Oma schwer krank war und es besser war, sie gehen zu lassen. Und doch fehlt sie. Jeden Tag. Und an diesem Tag eben ganz besonders.
Schon vergangenes Jahr mussten wir wegen Corona auf ein gemeinsames Fest verzichten. Doch wussten wir da, dass Oma ein paar Straßen weiter vor ihrem Kamin sitzt und in Gedanken bei uns ist.
Dieses Jahr steht das Haus drüben leer. Wir gehen am nächsten Tag nicht rüber und bringen unsere Geschenke vorbei. Es kommt keine WhatsApp-Nachricht mit einem „Danke, Herzekind“ und vielen Herz-Emojis. Nie wieder.
Und doch möchte ich die nächsten Wochen und Tage ganz fest an Oma denken. Auch wenn es schwer fällt. Ich bin sicher, sie ist irgendwie, irgendwo doch dabei.