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Heiligabend zum ersten Mal ohne...

Weihnachten zusammen mit den Liebsten. Das klappt nicht immer.
gettyimages/idealistock

Weihnachten ist das Fest der Liebe, die Familie kommt zusammen. Doch wenn ein Familienmitglied fehlt, werden die Festtage zur Zerreißprobe. Erfahrungsberichte.

Weihnachtszeit ist Familienzeit. Zumindest, wenn man Instagram, der Werbung und allen unseren Freundinnen und Freunden glauben will. Doch manchmal können wir gar nicht mit denen zusammen sein, die wir lieben. 

Weihnachten ohne Oma

Weihnachten zum ersten Mal ohne Oma
privat
Jedes Jahr war Carina mit ihrer Oma an Heiligabend in der Kirche. Dieses Jahr ist alles anders. Ihre Oma ist im Sommer gestorben.

Carina hat dieses Jahr ihre Oma verloren: 

Weihnachten wird hart. Das wusste ich schon an dem Tag, als Oma gestorben ist. Das war am 17. Juli dieses Jahres. Tagelang haben wir um meine geliebte Oma getrauert, geweint, uns in den Armen gelegen.

Inzwischen ist es okay. Jeder geht seinem Alltag nach. Weh tut es noch immer. Vor allem jetzt, in der Adventszeit. Oma hat diese Zeit gemocht. Überall in ihrem Haus hingen Lichterketten, alle Kerzen waren an. Bald hätte sie gefragt, was der Weihnachtsmann diesmal bringen darf.

Ich muss schlucken. Und weiß schon jetzt: An Heiligabend werden Tränen fließen. Denn an diesem Tag war Oma-Zeit. Erst ging es am späten Nachmittag in die Kirche. Schick gekleidet – wie es sich für meine Oma gehörte, die jahrelang eine eigene Mode-Boutique geführt hatte.

Arm in Arm schlenderten wir nach der Messe raus in die Kälte, lästerten über unsere Sitznachbarn, die während des Gottesdienstes am Handy hingen, lobten die Pfarrerin für ihre gute Predigt. Zu Hause dann brachen wir wie jedes Jahr zum Spaziergang auf, es folgten die ausgiebige Bescherung und das gemütliche Raclette-Essen mit gutem Rotwein und Dessert.

Dieses Jahr wird es anders. Ja, wir werden ein wunderbares Weihnachtsfest haben. Ja, wir wissen, dass Oma schwer krank war und es besser war, sie gehen zu lassen. Und doch fehlt sie. Jeden Tag. Und an diesem Tag eben ganz besonders.

Schon vergangenes Jahr mussten wir wegen Corona auf ein gemeinsames Fest verzichten. Doch wussten wir da, dass Oma ein paar Straßen weiter vor ihrem Kamin sitzt und in Gedanken bei uns ist.

Dieses Jahr steht das Haus drüben leer. Wir gehen am nächsten Tag nicht rüber und bringen unsere Geschenke vorbei. Es kommt keine WhatsApp-Nachricht mit einem „Danke, Herzekind“ und vielen Herz-Emojis. Nie wieder.

Und doch möchte ich die nächsten Wochen und Tage ganz fest an Oma denken. Auch wenn es schwer fällt. Ich bin sicher, sie ist irgendwie, irgendwo doch dabei.

Weihnachten allein zu Haus

Seba allein zu Haus
privat
Weil Seba an Weihnachten krank war, musste er alleine zu Hause bleiben. Sein Abendprogramm: Netflix.

Sebastians Familie ist bereits bei den Großeltern, aber er kann nicht hinterher kommen: 

Ich wache auf. Der Kopf dröhnt, die Nase lüftet nur auf 20 Prozent. Hust! 🤧 Es ist der 24. Dezember 2020, und mir dämmert: ich werde Weihnachten zum ersten Mal alleine verbringen.

Meine Family war schon zwei Tage vorher in unsere „alte Heimat“ nach Mittelhessen gefahren. Weihnachten verbringen wir nach wie vor bei Omas, Opas und restlicher Familie. Ich musste noch bis zum 23. Dezember arbeiten und der Plan war: „Dann komme ich einfach mit dem Zug zu euch am Heiligabend.“ Tja, Puste(leb)kuchen!

In den folgenden Tagen erlebe ich also tatsächlich so manche „stille Nacht“. Und stille Tage! Ich bekomme Videos geschickt, in denen sich meine Kinder über die Weihnachtsgeschenke freuen. Ich muss meine Weihnachtmahlzeiten selber kochen.

Und man vergebe mir, wenn ich sage: ich erhole mich so gut wie seit vielen Jahren nicht mehr. So lange schlafen wie ich will, ohne dass die Kinder was wollen? Check. ✔️

Schon mittags mit der Serie auf Netflix weitermachen, eingekuschelt in eine dicke Decke, mit einem Stück Kuchen, das eine liebe Freundin mir gebracht hat? Check. ✔️

Aber irgendwie manchmal traurig sein, dass ich hier allein bin und meine Familie(n) Weihnachten so feiern, wie es sein sollte: zusammen mit anderen? Nochmal check. ✔️

So erinnere ich mich an Weihnachten 2020 als das einsamste, irgendwie auch traurigste - aber erholsamste Weihnachten, das ich je hatte. Aber ich habe auch was draus gelernt: meine Erkältung in diesem Jahr hab ich schon Ende November, damit ich zum Fest auf jeden Fall fit bin.

Dank Corona: Weihnachten ohne den Ältesten

Weihnachten ohne Sohn
privat
Der Platz von Andreas Sohn blieb an Weihnachten 2020 leer.

An Weihnachten trifft sich die Familie bei Andrea Zuhause. Eigentlich...: 

Die Kinder sind lange aus dem Haus. Wir freuen uns sehr, wenn wir sie kommen. Weihnachten ist gesetzt. Im vergangenen Jahr war alles geputzt, eingekauft, vorbereitet, der Baum geschmückt.

Am 24. Dezember gegen 11 Uhr ruft der älteste Sohn an, der 260 Kilometer entfernt wohnt. „Ich habe mich gerade getestet, das Ergebnis ist positiv.“ Allen ist sofort klar: Er muss bleiben, wo er ist.

„Mein Kühlschrank ist leer, ich habe mich auf eine Woche Verwöhnaroma zu Hause eingestellt“, sagt der Junge. Er wirkt irgendwie resigniert. Na klar, raus darf er nicht, noch nicht einmal zum Einkaufen. Er bittet einen Freund, für ihn ein paar Sachen zu besorgen. Das leibliche Wohl kommt nicht zu kurz, das seelische schon – seins und unseres.

Am Abend gibt es einen digitalen Gottesdienst. Wir hören und sehen uns, wenn auch nur auf der Kachel. Besser als nichts! Danach essen wir mit dem negativ getesteten Kind und denken die ganze Zeit: Da fehlt doch was beziehungsweise wer! In Gedanken ist er bei uns.

Wir telefonieren mehrmals während der Weihnachtstage und sind froh, als sie vorbei sind. „Mami, nächstes Jahr ist doch wieder Weihnachten. Dann bin ich dabei!“ Hoffentlich!

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