Tassilo Grün war lange Zeit ein normaler Gottesdienstbesucher. Aufgewachsen im Westerwald als „Dorfkind“, wie er sagt, war der Kirchgang am Sonntag für ihn und seine Familie völlig normal. „Mit Mitte 20 wenden sich viele von der Kirche ab und treten aus. Ich habe mich in dem Alter stattdessen dazu entschlossen, kirchlich aktiv zu werden“, sagt der 31-jährige Chemiker.
Der Ausbildung zum Prädikanten geht eine einjährige Ausbildung zum Lektoren voraus. Lektor:innen dürfen Gottesdienste gestalten, bei Gebeten und der Predigt greifen sie aber auf vorgeschrieben, fremde Texte zurück. Wer im Anschluss eine weitere einjährige Ausbildung zum Prädikanten dranhängt, der darf Gebete und Predigten selbst schreiben sowie Taufen und mit der Gemeinde das Abendmahl feiern.
Die Ehrenamtlichen wollen das weitergeben, was sie selbst erfüllt.
sagt Pfarrerin Christiane Braungart. Sie ist Referentin für ehrenamtliche Verkündigung am Zentrum Verkündigung der EKHN und für die Ausbildung der Lektorinnen und Prädikanten zuständig.
870 Prädikantinnen und Prädikanten sowie 330 Lektorinnen und Lektoren sind aktuell innerhalb der der EKHN in der ehrenamtlichen Verkündigung aktiv. Wer als Prädikant eine weitere Zusatzausbildung ablegt, der darf sogar Trauungen und Beerdigungen gestalten. Die Unterschiede zwischen Prädikanten und Pfarrern sind:
Und dennoch sind die Gemeinsamkeiten groß. Können die Ehrenamtlichen die Pfarrer mittel- oder langfristig sogar ersetzen? Diese Frage stellt sich auch vor dem Hintergrund, da schon jetzt viele Pfarrstellen in den Gemeinden nicht besetzt sind. Eine Pensionierungswelle der „Boomer-Generation“ steht bevor und es mangelt der Kirche an Pfarrernachwuchs. Zudem sieht der kirchliche Zukunfts- und Sparprozess „ekhn2030“ vor, die Pfarrstellen bis ins Jahr 2030 um ein Drittel zu reduzieren, von derzeit 1.465 Stellen auf 950 Stellen im Jahr 2030.