Bordseelsorge

Seelsorge auf Kreuzfahrtschiffen vs. Klimaschutz

Renate Haller
Kommentar von Renate Haller

Auch auf Kreuzfahrtschiffen bietet die Evangelische Kirche Seelsorge an. Ist das vereinbar mit dem Klimaschutz?

Die Tourismusbranche boomt. Nach den Jahren der durch Corona erzwungenen Abstinenz sind die Deutschen wieder unterwegs. Das sei ihnen gegönnt! Fraglich ist, ob Kirche die Reisenden auf allen Wegen begleiten muss.

Tourismusgipfel zum Thema Nachhaltigkeit

Zum  jüngsten Tourismusgipfel kamen Branchenvertreter und Politik in Berlin zusammen. Eines der großen Themen war die Nachhaltigkeit. Denn nicht nur das Reisen an sich liegt im Trend, sondern auch der Blick auf die Umwelt.

Wer mit dem Fahrrad entlang heimischer Flüsse radelt oder mit einem Esel durch die Fränkische Schweiz wandert, ist fein raus. Der CO2-Abdruck eines solchen Urlaubs dürfte eher klein ausfallen. Anders sieht es aus beim Inselhopping in der Ägäis, zu dem die Sonnenhungrigen per Flugzeug anreisen, oder bei der Kreuzfahrt in der Südsee.

Kreuzfahrtschiffe schlecht für die Umwelt

Das Problem beim Versuch, nachhaltig zu reisen, liegt in der Mobilität. Denn noch immer gibt es keine Möglichkeit, Flugzeuge oder Kreuzfahrtschiffe von A nach B zu bringen, ohne jede Menge Schadstoffe auszustoßen, auch wenn es neue Schiffe gibt, die sauberer sind als die alten.

Bordseelsorge

Ein seelsorgerliches Gespräch an der Reling, ein Gottesdienst auf dem Schiff: Bordgeistliche begleiten jährlich rund 70 Kreuzfahrten. Die Arbeit ist grundsätzlich ehrenamtlich. Die Kosten für Unterbringung und Verpflegung an Bord übernehmen die Reedereien.

Die Kirche ist am Urlaubsort gerne dabei. Urlauberseelsorge am Strand, auf dem Campingplatz – und auf dem Kreuzfahrtschiff. „Die Bordgeistlichen der EKD begleiten rund 70 Reisen jährlich“, heißt es auf der Internetseite der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Bei den Kreuzfahrten scheint die Umwelt kein Thema zu sein.

Bordseelsorge will Menschen abholen 

Klar, Kirche muss dahin, wo die Menschen sind. Erst recht in deren Urlaub. Denn dann kommen Pflegekräfte ebenso zur Ruhe wie Manager und beschäftigen sich mit Fragen, für die ihnen im Alltag wenig Zeit bleibt. Das ist eine Chance für Seelsorge, für gute Gespräche mit einem Pfarrer oder einer Pfarrerin.

Das sagt die EKD

Die Kirche setze sich auf vielen Ebenen dafür ein, dass Menschen möglichst ressourcenschonend leben. „Gleichzeitig sieht sie sich mit ihrem seelsorgerlichen und missionarischen Auftrag an alle Menschen gewiesen, die unterwegs sind.“ Es gehe nicht darum, einzelne Verkehrsmittel zu legitimieren, sondern darum, Menschen zu erreichen. 

EKD: Tempolimit, aber Seelsorge auf Kreuzfahrten

Aber: Die EKD musste viel Prügel einstecken, als sie es im vergangenen November wagte, sich für ein Tempolimit von 100 Stundenkilometern auf deutschen Autobahnen einzusetzen. Ein freiwilliges Tempolimit wohlgemerkt mit dem Ziel, die Umwelt zu schonen. Bei den Kreuzfahrten scheint die Umwelt kein Thema zu sein.

Die EKD müsste hier nicht einmal den verpönten moralischen Zeigefinger heben, der ihr beim Tempolimit unterstellt wurde. Die Verantwortlichen könnten einfach überlegen, was sie anbieten und was nicht. Der Glaubwürdigkeit wegen. Oder kommt demnächst noch jemand auf die Idee, den alljährlichen Massenansturm auf den Everest zu begleiten?

Seelsorge auf Kreuzfahrten - Ja oder Nein?

Sollte die Kirche weiterhin Seelsorge auf Kreuzfahrtschiffen anbieten? Schreib uns deine Meinung dazu per E-Mail oder über unsere Social-Media-Kanäle: 

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