Kardinal Reinhard Marx bat den Papst um seinen Rücktritt als Münchner Erzbischof, weil er seinen Teil der Verantwortung für die Missbrauchskrise übernehmen wollte. Nun hat Franziskus den Rücktritt abgelehnt.
Es sei auch ein Akt der „Freiheit, indem man etwas lässt“, nämlich etwa Vermögen oder Macht, sagte Kardinal Reinhard Marx. Die Worte sprach er vor der versammelten Presse nach der Veröffentlichung seines Rücktrittsgesuchs an den Papst. Das Ansinnen wirkte wie ein Donnerhall. Der Papst hat sein Gesuch heute abgelehnt. Das ist ungewöhnlich, aber vielleicht hat der Kardinal genau das beabsichtigt, um den Weg der Reformen weiter gehen zu können.
Im Loslassen übt sich Marx schon eine ganze Weile. Vom Vorsitz der Deutschen Bischofskonferenz hat er sich verabschiedet. Dabei galt er als einer der Antreiber des Synodalen Weges, einer Reformbewegung, die zunächst den Missbrauchsskandal aufarbeiten will. Rom, so hieß es von Kritikern, sähe das nicht gerne. Marx gründete eine Stiftung, um Missbrauchsopfern zu helfen. Einen erheblichen Teil seines Privatvermögens hat er in diese Stiftung gegeben. Das angebotene Bundesverdienstkreuz für seinen Einsatz für Geflüchtete lehnte er ab – aus Rücksicht auf die Missbrauchsopfer.
Nun wollte er auch von einem Teil seiner Macht lassen. Wirklich? Hätte der Papst sein Rücktrittsgesuch angenommen, hätte er sich aus der Leitung seiner Diözese zurückgezogen. Als Bischof allerdings kann er nicht zurücktreten, denn dieses Amt ist ihm durch die Weihe verliehen. Und er bleibt ebenfalls Kardinal, denn auch das ist er auf Lebenszeit.
Rücktrittsersuche in der katholischen Kirche: Alles Kalkül?