Zuerst war sie katholisch, dann eine der ersten Priesterinnen in der alt-katholischen Kirche, später evangelische Pfarrerin. Zum 1. September wird Henriette Crüwell, aktuell noch Pfarrerin der Offenbacher Friedenskirchengemeinde, die neue Pröpstin für Rheinhessen und das Nassauer Land. Eine ungewöhnliche und coole Laufbahn!
Doch davon ließ sich die gebürtige Offenbacherin nicht unterkriegen. Sie schrieb Briefe an den Papst und den Ortsbischof – und erhielt auch Antwort vom Nuntius – der päpstlichen Vertretung in Deutschland.
„Der Papst hat mir seinen Segen geschickt und erklärt, dass Frauen nicht Priesterin werden können, weil Jesus nur Männer berufen hat. Außerdem riet er, mir in dieser Angelegenheit einen geeigneten Beichtvater aufzusuchen“, erzählt sie.
Das hat Henriette Crüwell nicht gemacht. Sie absolvierte erfolgreich ein Jurastudium, arbeitete am Institut für Wirtschafts- und Gesellschaftsethik in Frankfurt und als Rechtsberaterin in der arbeitsrechtlichen Kommission des deutschen Caritasverbandes.
Doch die Theologie hat sie nicht losgelassen. Als sie mit ihrem dritten Kind in Erziehungsurlaub war, begann sie doch noch ein Studium in katholischer Theologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen – „vom ersten Tag an mit großer Begeisterung“, wie sie erzählt.
Die Frage, was sie damit machen sollte, blieb weiterhin. „Die Sakramente spenden und predigen – alles was spannend war, das durfte ich als Frau nicht“, erzählt sie.
Zur altkatholischen Kirche sei Crüwell durch ihre Kinder gekommen – sie war auf der Suche nach einem passenden Kindergottesdienst. Im Familiengottesdienst der altkatholischen Gemeinde haben sich ihre Kinder willkommen gefühlt.
„Als meine Tochter am Gründonnerstag im Gottesdienst mit ihren sieben Jahren eine eigene Fürbitte formulierte, dachte ich: Das ist eine super Sache hier!“
Doch die Mutter Kirche verlassen? Das konnte sich Henriette Crüwell nicht vorstellen. Viele Jahre hat es gedauert, in der sie viele Gespräche geführt hat. Schließlich ermutigte sie der altkatholische Bischof für ein Vikariat in seiner Kirche, in der Frauen seit 1996 auch Priesterin werden können. „Damit hatte ich jemanden gefunden, der mir meine innere Berufung bestätigt hat“, erzählt sie.