Hach, so eine Hochzeit ist doch was Schönes. Perfekt ist der Kitsch, wenn das Ganze in einer hübschen Kirche von statten geht.
Dachten sich Herr Lindner und seine Angebetete und haben sich für ihre Traumhochzeit auf Sylt eine evangelische Kirche gesichert.
Lindner und Lehfeldt sind keine Kirchenmitglieder
Alles kein Problem, wäre da nicht ein kleiner Haken, der die Kirchen-Bubble gerade erzürnen lässt: Weder der Finanzminister noch Lehfeldt sind Mitglied in einer Kirche.
Shame, Shame, Shame.
Margot Käßmann sieht den Untergang des Abendlandes: Kirche dürfe keine „billige Event-Location“ sein.
Eine Hochzeit ist eine gute Möglichkeit zu zeigen, was Kirche zu bieten hat.
Kirche war schon immer Event-Location
Hä!? Klar, ist Kirche eine Event-Location. Und das ist wichtig, damit die Menschen sie überhaupt noch wahrnehmen. So eine Hochzeit ist doch eine gute Möglichkeit, zu zeigen, was man zu bieten hat.
Aber Nein, Kirche spielt (mal wieder) lieber die Spielverderberin. Wobei es zum Glück auch andere Stimmen gibt: Die hannoversche Regionalbischöfin Petra Bahr etwa warf Käßmann vor, sie urteile über die Motive des Paares, obgleich sie beim vorbereitenden Traugespräch nicht dabei gewesen sei.
Kirche ist nicht ganz aus der Mode
Jedenfalls steht die Kirche gerade im Rampenlicht. Das ist doch schon mal ein Gewinn. Selbstverständlich ist es naiv zu denken, dass Lindner jetzt überzeugter Christ wird und bald Selfies von der Kirchenbank postet. Aber wer weiß!? Vielleicht hat die Trauung und die sakrale Atmosphäre etwas in ihm und seiner Gattin ausgelöst. Wissen wir es!? Nein. Also.
Kirche sollte für alle Menschen offen sein.
Wenn Kirche hier ihre Türen verschließt und ein „nur für geladene Gäste“-Schild an den Eingang hämmert, schießt sie sich nur mehr ins Aus.
Wofür zahle ich Kirchensteuer?
„Wofür zahle ich dann Kirchensteuer?“, schreien jetzt einige. Ist es denn moralisch wertvoller, die Taschen aufzumachen, nur um eines Tages mal kirchlich heiraten zu können? Oder sein Kind taufen zu lassen? Sind das denn authentische Mitglieder?
Einige lästern auch über einen „Promi-Bonus“ von Lindner und seiner Frau. In Wirklichkeit gibt es aber immer wieder Paare, die nicht in der Kirche sind und doch getraut werden. Denn die Regelung der Kirche sieht Ausnahmen vor. Das gilt übrigens auch für Taufen und Bestattungen.
Weniger Mitglieder: Kirche sollte andere Dinge anpacken
Kirche sollte jetzt aufpassen, sich nicht intern zu zerfleischen, wie wir es zur Genüge von politischen Parteien kennen. Solche Streitereien kommen bei Wählerinnen und Wählern, in diesem Fall bei Mitgliedern, nicht gut an.
Außerdem frage ich mich: Hat Kirche keine anderen Probleme!? Dinge, die es anzupacken gibt mit Blick auf sinkende Mitgliedszahlen.
Es geht doch darum, die Botschaft wieder unter die Leute zu bringen, Werbung zu machen für die eigene Sache. So eine Hochzeit könnte doch ein Weg dafür sein. Event-Locations sind gefragt.