Glaube

Fastenzeit: So unterschiedlich fasten die Religionen

Symbole von verschiedenen Weltreligionen. Darauf der Text: Wie fasten Menschen in verschiedenen Religionen.
Canva/Anastasiia Nurullina

Worin unterscheidet sich das Fasten im Christentum, Islam und in der Bahai-Religion? Und wie sieht es im Judentum und Buddhismus aus? Wir klären auf.

von Sandra Kutscher

40 Tage keine Süßigkeiten, Fahrrad statt Auto und kein Instagram & Co. Klingt für dich krass? Das sind typische Beispiele für Dinge, auf die Menschen während der Fastenzeit verzichten. Gläubige aus allen Religionen kennen solche Fastenzeiten. Bei den Christ*innen heißt das Passionszeit.

Warum Menschen fasten

Das ist die Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern. Trotz des religiösen Ursprungs steckt dahinter heutzutage keine religiöse Pflicht mehr. Das Ziel: sich auf das Wesentliche und den eigenen Glauben konzentrieren und Raum für Reflexion schaffen. Es geht also nicht vorrangig um den Verzicht auf die Schokolade oder digitale Ablenkungen, sondern um die Zeit des Innehaltens und der persönlichen Besinnung.

Passionszeit und Ramadan: Was sie verbindet und was sie unterscheidet

Während im Christentum das Fasten vor allem im Zeichen der „persönlichen“ Besinnung steht, spielt im Islam dabei die Gemeinschaft eine zentrale Rolle.

Der Ramadan ist der neunte Monat des islamischen Mondkalenders. Das heißt, die Fastenzeit ist jedes Jahr zu einem anderen Zeitpunkt. 2025 findet er vom 1. bis zum 29. März statt. Gläubige Muslim*innen essen und trinken in dieser Zeit von Morgendämmerung bis Sonnenuntergang nicht.

Der religiöse Hintergrund: Im Jahr 610 n. Chr. soll der Erzengel Gabriel dem Propheten Mohammed während des Ramadans den Koran offenbart haben.

Tagsüber meiden Muslim*innen nicht nur Speisen und Getränke, sondern auch auf weitere Genussmittel wie

  • Zigaretten
  • Alkohol
  • Sex

Mit dem Sonnenuntergang endet das Fasten mit dem „Iftar“ - dem Fastenbrechen.

Familien, Freunde oder sogar Fremde kommen dabei zusammen. Traditionell beginnt das Fastenbrechen mit Datteln und Wasser, gefolgt von einem ausgiebigen Abendessen. Der Ramadan endet mit dem dreitägigen Fest „Eid al-Fitr“, auch bekannt als Zuckerfest.

Der Gemeinschaftsgedanke spiegelt sich während der muslimischen Fastenzeit auch in anderen Aktionen wider: Viele Moscheen und islamische Einrichtungen verteilen kostenlose Mahlzeiten an Bedürftige und die Gläubigen werden ermutigt, etwas zu spenden. Zudem sollen sich Muslim*innen in dieser Zeit besonders gottesfürchtig verhalten: Lügen, Beleidigungen und Streit sind tabu.

Säulen des Islams

  1. Glaubensbekenntnis (Shahada)
  2. Gebet (Salat)
  3. Almosengabe (Zakat)
  4. Fasten im Ramadan (Sawm)
  5. Pilgerreise nach Mekka (Hadsch)

Ein wesentlicher Unterschied zwischen den islamischen und christlichen Fastenzeiten ist die Verbindlichkeit: Das Fasten während des Ramadans gehört zu den fünf Säulen des Islams. Es gilt als religiöse Pflicht.

Das Fasten in der christlichen Passionszeit ist hingegen meistens freiwillig und flexibel in der Ausführung. Zwar gibt es auch im Christentum teilweise Fastenregeln oder -empfehlungen, diese sind jedoch meist lockerer und kann oft individuell gewählt werden.

Trotzdem verfolgt das Fasten in beiden Religionen das gleiche Ziel: Gott näherkommen – sei es durch Gebete, Nächstenliebe oder Reflexion.

Wie die Bahai fasten – gleichzeitig mit Muslim*innen und Christ*innen

Wie Muslim*innen haben auch die Bahai einen eigenen Fastenmonat: Der Fastenmonat „Ala“, der meistens am 1. März beginnt. „Ala“ ist der 19. Monat des Bahai-Sonnenkalenders und markiert den Abschluss des Bahai-Jahres.

Was ist die Bahai-Religion?

Die Bahaitum-Anhänger*innen glauben an die Einheit von Gott, Religionen und der Menschheit. Sie sehen alle große Religionen als verschiedene Wege zu demselben Gott. Bahai leben vor allem in Indien, Afrika und Nordamerika.

Vom 1. bis zum 19. März verzichten gläubige Bahai täglich von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf Essen und Getränke – ähnlich wie im islamischen Ramadan. Nach Sonnenuntergang ernähren sie sich bewusst und ausgewogen. Die Bahai essen wie beim 16:8-Fasten nur in einem bestimmten Stunden-Fenster. Das ist in Deutschland etwa zwischen elf und zwölf Stunden. 

Die Fastenzeit der Bahai wird von intensiven Gebeten und Meditationen begleitet. Im Mittelpunkt stehen spirituelle Erneuerung, Selbstdisziplin und die Annäherung an Gott.

Anders als beim Ramadan spielt das gemeinsame Essen eine weniger zentrale Rolle. Stattdessen kommen Bahai regelmäßig zu Andachten zusammen, um die Fastenzeit in einem spirituellen Rahmen zu erleben. Der Fastenmonat endet mit dem traditionellen Frühlingsfest „Naw-Rúz“.

Von Jom Kippur bis Vassi: Wie andere Religionen fasten

Auch in anderen Religionen gehört der Verzicht auf Nahrung oder bestimmte Gewohnheiten zur spirituellen Praxis. Manche halten sich dabei an feste Regeln, andere entscheiden selbst, wann und wie sie verzichten. 

Fasten im Judentum

Im Judentum ist das Fasten tief verwurzelt. Es gibt mehrere Fastentage, aber keiner ist so bedeutend wie Jom Kippur – der Versöhnungstag. An diesem Tag verzichten Jüd*innen nicht nur auf Essen, sondern auch auf Arbeit, elektrische Geräte und viele alltägliche Tätigkeiten.

Fasten im Alevitentum

Auch im Alevitentum gibt es mehrere feste Fastenzeiten. Dabei dauert das Fasten je nach Anlass unterschiedlich lange.

Fasten im Jesidentum

Bei den Jesid*innen gibt es keine verpflichtenden Fastentage, aber viele Gläubige fasten zu wichtigen Festen. Der Verzicht ist bei den Jesid*innen eine persönliche Geste der Hingabe an Gott.

Fasten im Hinduismus

Im Hinduismus wiederum fasten die Gläubigen häufig aus persönlichen Gründen. Viele verzichten auf Nahrung oder beschränken sich auf vegetarische Speisen. Anlässe sind beispielsweise:

  • Geburtstag einer Gottheit wie Shiva oder Krishna
  • um Gesundheit bitten
  • um Vergebung von Sünden bitten

Fasten im Buddhismus

Auch im Buddhismus gibt es keine festen Fastentage, sondern je nach Land und Glaubensrichtung verschiedene Traditionen. Besonders während der dreimonatigen Regenzeit „Vassa“, auch „Regenrückzug“ genannt, nehmen sich viele Buddhist*innen bewusst zurück und meditieren mehr. Diese Zeit dient der inneren Reinigung.

Sikhismus: Fasten als Lebensstil

Eine Ausnahme bildet der Sikhismus, in dem Fasten als religiöse Pflicht sogar abgelehnt wird.

Worauf verzichtest du? Oder verzichtest du lieber auf die Fastenzeit? Teile deine Erfahrungen mit uns auf unseren Social-Media-Kanälen:

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Stattdessen konzentrieren sich Gläubige darauf dauerhaft, bewusst auf Dinge zu verzichten, die ihnen oder der Umwelt schaden, z. B. Alkohol, Zigaretten und übermäßiger Besitz. Hier steht der nachhaltige und bewusste Lebensstil im Vordergrund.

Wie sich zeigt, wird in den verschiedenen Religionen ganz unterschiedlich gefastet. Für manche Gläubige ist es eine strenge Regel, für andere eine persönliche Entscheidung.