Mehr als 600 Millionen Euro haben die Deutschen 2018 für Süßigkeiten in der Weihnachtszeit ausgegeben! In einer Konferenz mit Radio-Kollegen aus ganz Deutschland erzähle ich davon. Und auch davon, dass ich 2016 schon mal Süßes im Advent gefastet habe – denn ganz früher war die Zeit vor Weihnachten, wie auch die vor Ostern, mal eine Fastenzeit.
Gut, dann macht Sebastian das. Danke!
Irritiert schaue ich in die Runde der Videokonferenz. Moment, was ist da grad passiert? Hab’ ich wirklich gesagt, ICH würde das machen? Wo ist hier die Notbremse, bitte? Obwohl: will ich jetzt wirklich vor der versammelten Kollegenschar den (sprichwörtlichen) Schwanz einziehen? No way.
„Alles klar, krieg ich hin!“ sage ich in die Kamera und weine innerlich nur ein bisschen. Meine Güte, dann halt mal Advent ohne Süßes. Es ist doch sowieso der Wahnsinn, was man sich so alles reintut in heiliger Vorfreude auf Weihnachten.
Tellerweise Plätzchen hier. Eine halbe Schokolade da. Oh, der Riegel ist von gestern noch übrig! Mampf. DIESE Lebkuchen müssen auch noch in den Hals, die liebe ich! Und Kollegin XY hat einen Kuchen gebacken. Was mit Zimt, weil ja bald Weihnachten ist. Hä? Egal, her damit!
Kein Problem habe ich nur mit dem Verzicht auf Dominosteine. Zum Kotzen, die Dinger. Dieser Glibber da drin macht mich wahnsinnig. Bäh.
Aber Real-Talk: Früher fing die Advents-Fastenzeit nach dem St. Martinstag an. Deswegen wird hier und da auch an dem Tag nochmal richtig reingehauen, essenstechnisch. Vorbild war die Fastenzeit Jesu in der Wüste (Mat 4,2). Nehmen wir den 25. Dezember als Weihnachten und ziehen 40 Tage ab, sind wir beim 11. November - dem Martinstag.
Ich starte mit meinem Fasten am 1. Advent, der dieses Jahr am 29.11. ist. Und weil wir Weihnachten an Heiligabend feiern, darf ich am 24.12. wieder zuschlagen. Mein Fastengebot gilt für Süßes UND Salziges – Kollege Martin wollte mir weismachen, dass beispielweise Chips ja keine Süßigkeit sind. Von wegen, Herr Pfarrer! Das sind ja nur 26 Tage. Kinderspiel.
Außerdem nehme ich mir zu Herzen, was Jesus zum Fasten gesagt hat: „Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler!“ (Mat 6,16). Das ist der Punkt: Es geht nicht darum, irgendwas zur Schau zu stellen und zu zeigen, wie hart man drauf ist - sondern darum, die Aufmerksamkeit im Advent weg von Konsum auf etwas Anderes zu lenken: Gott kommt zu uns. Das Wunder, das uns begleitet, seit wir Kinder sind, ist ein unfassbares Geschenk! Auch wenn wir uns vielleicht dran gewöhnt haben.
Und wenn mir das Fasten dabei hilft, die Botschaft dahinter wieder mehr in den Fokus zu nehmen: da bin ich dabei. Fast(en) ohne Reue.