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Jakobswege: Deshalb ist pilgern wieder im Trend

Erkennungszeichen der Pilger: die Jakobsmuschel
Günter Schenk
Erkennungszeichen der Pilger: die Jakobsmuschel

446.000 Pilger sind über den Jakobsweg 2023 in Santiago de Compostela angekommen, mehr als jemals zuvor. Woran liegt das?

von Günter Schenk

Pilgern liegt wieder im Trend. Menschen, die sich auf eine Pilgerreise begeben, laufen oft zu Fuß eine lange Strecke zu einem heiligen Ort. Einer der bekanntesten und beliebtesten christlichen Pilgerwege ist der Jakobsweg, der nach Santiago de Compostela in Spanien führt. In der Kathedrale der Stadt liegen die Überreste des Heiligen Jakobus. Routen nach Santiago gibt es viele, sie werden aber alle unter dem Namen „Jakobsweg“ zusammengefasst. 

Manche Pilgerrouten entlang des Jakobsweges zum Grab des Apostels Jakobus haben 2023 einen neuen Boom erlebt. Zum Beispiel die Wege aus Portugal, oder der sogenannte „englische Weg“. Den haben früher die mit dem Schiff anreisenden englischen Pilger ab La Coruna genutzt. Über diese Routen kommen die Pilger zu Fuß nach ca. ein bis zwei Wochen in Santiago de Compostela an. Danach können sich die Pilger ihr Wallfahrtszeugnis im Pilgerbüro abholen. Es wird jedem ausgestellt, der mindestens hundert Kilometer zu Fuß oder zweihundert Kilometer mit dem Fahrrad zum Apostelgrab unterwegs ist.

Trend beim Pilgern: kurze Wege

Nicht mal die Hälfte der Pilger waren 2023 auf dem traditionellen Jakobsweg unterwegs. Er ist seit dem Mittelalter der beliebteste Weg und heißt Camino Francés. Er führt von den Pyrenäen quer durch Spanien nach Santiago. Die meisten Pilger, auch die deutschen, steigen heute viel später, in Soria und Leon in die Route ein. Darunter leiden Herbergen und Restaurants, die in den vergangenen Jahren viel Geld in ihre Standorte entlang des Camino Francés steckten.

Blick aus der Stadt auf die Kathedrale
gettyimages/Lux Blue
Blick aus der Stadt auf die Kathedrale

Die hohe Anzahl an Pilgern belastet Santiago de Compostela

  • Viele Einwohner sind genervt von den Pilgermassen, die in Sommer und Herbst in die Stadt kommen
  • die neue Bürgermeisterin Goretti Sanmartin will den Fremdenverkehr in andere Bahnen lenken
  • Eine Tourismus-Steuer ist im Gespräch. Diese soll ab 2025 greifen und Übernachtungen um maximal 2,50 Euro teurer machen

Ende der 1990er-Jahre waren es noch meistens Männer, die sich auf den Weg nach Santiago de Compostela machten. In den frühen 2000ernhielten sich die Zahlen der Männer und Frauen die Waage. Dieses Jahr sind weit über 25.000 Frauen mehr als Männer unterwegs gewesen. Gewachsen ist auch die Zahl der Pilger, die aus „nicht religiösen Motiven“ unterwegs waren, wie fast jeder Vierte bei einer Befragung des Pilgerbüros angab.

Alte Pilger-Traditionen leben wieder auf

Im Mittelalter war es üblich, nach Erreichen des Apostelgrabes weiter Richtung Spaniens Atlantikküste zu pilgern. Nach Fisterra oder Muxia, da war für meisten Pilger damals die Welt zu Ende, wenn sie die Sonne im Meer verschwinden sahen. Beim Leuchtturm am Cap Finisterre wurde der Kilometer Null des Jakobsweges markiert. Bis heute ein beliebtes Fotomotiv.

Auch Doris aus dem Sauerland hat hier mit ihren Schwestern für Selfies an die Verwandtschaft posiert. Für den knapp 90 Kilometer langen Weg zum Atlantik haben sie einen Mietwagen genommen. Wanderer führt der auch ein bisschen anstrengende Weg durch Felder, Wald, Wiesen und kleine Dörfer. „Nach sechs Wochen Wanderung war für mich in Santiago die Luft raus“, verrät Doris. „Sehen aber wollte ich den Endpunkt des Jakobsweges schon noch“.

Pilgerausrüstung wird oft zurückgelassen

Am Ende der Pilgerreise lassen viele ihre Schuhe, Kleidung und Wanderstöcke zurück
Günter Schenk
Am Ende der Pilgerreise lassen viele ihre Schuhe, Kleidung und Wanderstöcke zurück

Am Cap Finisterre ist in den letzten Jahren auch eine alte Tradition neu aufgelebt. Wie im Mittelalter haben manche Wanderer des Jakobsweges hier ihre Schuhe und stinkende Kleidung verbrannt. Das ist inzwischen aus Umweltschutzgründen verboten - ebenso wie das Entsorgen der Pilgergewänder im Meer.

Dafür stapeln sich jetzt die Devotionalien der Moderne wie Sportschuhe, T-Shirts, Wanderstäbe, Thermosflaschen, Armbändchen und andere Utensilien der Pilger hoch über dem Meer zu Füßen eines Kreuzes. Andere haben ihre Schuhe einfach nur auf einen der Felsen gestellt. Mancher hier abgelegte Zettel oder Stein trägt zudem die schriftlich festgehaltenen Früchte eines langen Weges. „Die Liebe bleibt für immer“ steht auf einem Stein zu Füßen eines Kreuzes. Dazwischen ein rotes Herz mit dem Wort „Mama“.

Warst du auch schon einmal auf Pilgerreise? Schreib uns deine Erfahrungen gerne auf Social-Media:

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