Erwachsene und ihre Kuscheltiere

Wenn das Plüsch-Schaf zum Influencer wird

Erwachsene und ihre Kuscheltiere
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Sie sind süß, flauschig und man muss sie einfach lieb haben: Kuscheltiere. Auch viele Erwachsene haben eine innige Beziehung zu ihren „Plüschis‟. Einige haben sogar einen eigenen Instagram-Account.

Lola liebt das Reisen und das Meer. Gerade ist sie aus Griechenland zurück. Viel Farbe hat sie nicht abbekommen. Das könnte daran liegen, dass Lola ein Schaf ist. Aus Plüsch. Und natürlich war sie nicht alleine auf Reisen, sondern mit „Mama“ Steffi. 

Schaf Lola hat 8.000 Follower auf Instagram

Steffi kommt aus Tornesch bei Hamburg. Lola ist noch gar nicht so lange bei Steffi: Seit Mai 2019. Gekauft auf einer Internetseite für Kleinanzeigen. „Mein kleines Patenkind hatte das selbe Schäfchen und ich dachte es wäre süß, wenn wir beide eins hätten“, erinnert sich Steffi. Und weil sie und ihr Mann gerne reisen, darf Lola seitdem mit.

Weil dabei so tolle Fotos entstanden sind, hat Lola seit einiger Zeit auch einen eigenen Instagram-Account. Unter dem Namen @lola_travel_around_the_world nimmt das stets hübsch angezogene Schaf ihre knapp 8.000 Follower mit in seine Welt. 

Hunderte Instagram-Profile von Kuscheltieren

Viele von Lolas Fans sind selbst plüschiger Abstammung: Da wären etwa „zauberschwein“, laut Steckbrief ein Koch- und Backschweinchen in Hobby-Ausbildung oder Bärendamefritzi_bearlady“ „mit großem Herz“ und „fashion addicted“ aus Hamburg. Ihre Bilder sind unter Hashtags wie „kuscheltieraufreisen“ oder „plushiesofinstagram zu finden. 

Plüsch-Tierheim hat vor allem weibliche Kundinnen

Einige von Lolas Fans kennt Marcel Ziarek persönlich. Dem 37-Jährigen Familienvater aus Aachen gehört das 2018 gegründete Plüsch-Tierheim. Sein Team und er nehmen Kuscheltiere auf und vermitteln diese weiter. 50 Prozent der Einnahmen gehen an Tierheime in Deutschland. 

Eigentlich war die Idee, Kindern aus ärmeren Familien eine Freude machen zu können, deren Eltern sich vielleicht nicht den aktuell angesagten Riesen-Flamingo aus dem Spielwarengeschäft leisten können. Stattdessen „adoptieren“ die Erwachsenen die Stofftiere für sich selbst, wie Marcel erzählt. Übrigens: Mindestens 90 Prozent von ihnen seien Frauen. Viele alleinstehend, aber nicht nur.

Für einige sind Kuscheltiere ein Haustier-Ersatz

Die Gründe für den Kauf, beziehungsweise die „Adoption“ seien unterschiedlich: Da wären zum einen die Menschen, die wirklich Tieren in Not helfen möchten. Zum anderen Sammler und Plüschtierliebhaber, die in erster Linie Spaß an dem Kuscheltier haben. Die meisten von ihnen sind Widerholungstäter, wie Marcel sagt: „Wir haben Kunden, die haben insgesamt 300 Kuscheltiere adoptiert.“ 

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Kuscheltiere geben Nanina ein Gefühl von Heimat
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Ihre Kuscheltiere geben Nanina ein Gefühl von Heimat - egal wo die 23-Jährige gerade ist.

Oftmals haben es die Fans auf ein bestimmtes Tier oder eine spezielle Rasse abgesehen. So gebe es Leute, die verrückt nach Pinguinen seien und jeden neu eingetroffenen Pinguin zu Hause aufnehmen. Außerdem berichtet Marcel von einer Kundin, die wohl selbst einmal einen Rottweiler als Haustier hatte. Seitdem dieser gestorben ist, sammle sie nun jeden Kuscheltier-Rottweiler, den das Plüschtierheim auf die Intertnetseite stellt.

Kunden sind „ganz normale Leute‟

„Anfangs dachte ich: Die sind doch bekloppt, die Leute. Aber ich meine, das sind meine Kunden. Und ich telefoniere mit denen. Das sind ganz normale Leute, arbeiten im Büro“, erzählt Plüschtier-Heim-Gründer Marcel.

Auch die Sache mit den eigenen Instagram-Profilen findet Marcel inzwischen okay. „Wenn jemand gerne reist, aber eben lieber anonym bleiben will, dann zeig es halt mit deinem Kuscheltier. Die sehen wenigstens auch immer freundlich aus auf Fotos.“ 

Nanina erinnert Kuscheltier an verstorbenen Opa

Einen eigenen Instagram-Kanal haben Naninas Kuscheltiere nicht. Trotzdem spielen sie eine große Rolle in ihrem Leben: „Jedes Kuscheltier ist von einem lieben Menschen aus meinem Leben, vor allem aber von meiner Mutter oder meinem verstorbenen Opa.

Für mich sind das viele Erinnerungen an meine Kindheit. Und mit ihnen verbinde ich auf jeden Fall ein Gefühl von Geborgenheit und Heimat“, erzählt die Marketing-Spezialistin aus Frankfurt und gibt zu: „Wenn ich irgendwo anderes schlafe, oder in den Urlaub fahre, kommt immer eins mit.

Nicht alle Menschen in ihrem Umfeld haben dafür Verständnis. Manche würden sagen: „du bist doch viel zu alt für sowas“ oder „in einer Kindheit hat dir doch irgendwas gefehlt.“ 

Laut einer Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) aus dem Jahr 2013, wollen fast 20 Prozent der Frauen und 11 Prozent der Männer bei Reisen nicht auf ihr Kuscheltier verzichten. 🧸

Nö. Alles ganz normal, wie Dirk Baumeier erklärt. Der Psychologe aus Leipzig verweist auf eine repräsentative Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) aus dem Jahr 2013, wonach fast 20 Prozent der Frauen und immerhin noch 11 Prozent der Männer bei Reisen nicht auf ihr Kuscheltier verzichten wollen.

Sogar Affen lieben Kuscheltiere

„Kuscheltiere sind preiswert, leicht transportabel und verstaubar. Deshalb werden sie auch von Erwachsenen benutzt, um einen persönlichen Anker zu Hause und auf Reisen zu setzen“, erklärt der Experte.

Über alle Zeiten und Kulturen hinweg wurden Kinder mit kleinen Kuschel-Spielzeugen sozialisiert, so dass wir auch noch im Erwachsenenalter einen emotionalen Zugang zu ihnen finden. Aus Experimenten mit Primaten wissen wir, dass selbst Affen ein Drahtgestell als Kuschelstation akzeptieren, wenn es mit Fell überzogen ist. Weichheit verwöhnt also unsere taktilen Sinne.“

Kuscheltiere sind preiswert, leicht transportabel und verstaubar. Deshalb werden sie von Erwachsenen benutzt, um einen persönlichen Anker zu Hause und auf Reisen zu setzen.

Wir können uns also quasi gar nicht dagegen wehren, die flauschigen Tierchen ins Herz zu schließen. Grenzen dieser Liebe sollte es aber geben, meint Baumeier: „Im Grunde spricht nichts gegen Kuscheltiere, wenngleich man sich natürlich vor Augen halten sollte, dass man dem von den Produktdesignern in Szene gesetzten Kindchenschema auf den Leim geht. Die künstlichen Tiere werden ja so inszeniert, dass ihre Niedlichkeit herausgestellt wird: Große Augen, makelloses Fell und eine Körpergröße, welche Beschützerinstinkte aktiviert.“

Sebastian hat seinen Bären im Gepäck

Auch der 25-jährige Frankfurter Sebastian kann sich ein Leben ohne seinen grünen Bären nicht so richtig vorstellen. „Es ist jetzt nicht so, dass ich ohne den nicht schlafen könnte, aber ich würde ihn auch nicht weggeben. Der hat hier seinen Platz, der darf da sitzen und das soll auch so sein.“

„Sein“ Platz ist übrigens bei Sebastian im Zimmer auf dem Sofa. Und wenn der Politikwissenschaftler und freie Journalist für ein paar Tage zu seinen Eltern in die Heimat fährt, ist der grüne Bär auch dabei. Dort sitzt er auf der Bettkante. 

Hand aufs Herz: Hast du ein „Plüschi‟, das du vielleicht schon das ganze Leben mit dir rumschleppst? Hat es vielleicht sogar auch einen eigenen Insta-Account? 😉 Erzähl uns davon! Schreibe uns eine E-Mail 💌 oder melde dich in Social Media auf: 

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