von Annabell Marker
Mit ihrer Entscheidung abzutreiben ist sie bis heute glücklich. Ihre Entscheidung fällt aber unter den Paragraph 218 im Strafgesetzbuch und bleibt nur unter bestimmten Bedingungen straffrei.
Mit welchen Herausforderungen Antonia (Name geändert) zu kämpfen hatte und was das mit §218 zu tun hat, erzählt sie im Gespräch.
Weißt du noch, wie sich das für dich angefühlt hat, als du die ersten Symptome der Schwangerschaft gemerkt hast? Was war das für ein Gefühl?
Zuerst habe ich mich erschrocken, weil ich gemerkt habe, dass meine Periode doch wesentlich länger her ist, also dass irgendwas nicht stimmen kann. Und manchmal war das vorher schon mal so, dass sich die Periode zum Beispiel durch Stress ein bisschen verschoben hat. Wenn das so war, habe ich einen Schwangerschaftstest gemacht, um meinen Kopf zu beruhigen und zu signalisieren: „Hey, es ist alles gut, du bist nicht schwanger. Die Periode kann jetzt kommen.“ Und dann kam die Periode auch ein oder zwei Tage später. Nur dieses Mal nicht, da war der Test positiv.
Wie war deine Lebenssituation, als du ungewollt schwanger wurdest?
Damals war ich ziemlich am Ende meiner Ausbildung zur Erzieherin, im zweiten Jahr, kurz vor der Prüfung. Der nächste Schritt wäre jetzt das Anerkennungsjahr gewesen. Mein Frauenarzt hat die Schwangerschaft in der siebten Woche festgestellt. Etwas gemerkt habe ich aber schon ungefähr in der sechsten Woche. Dann muss man ja aber erstmal einen Termin beim Frauenarzt machen, um festzustellen, ob man tatsächlich offiziell schwanger ist.
Wie war dein Gedankenprozess bis du die Entscheidung, das Kind nicht zu bekommen, getroffen hast?
Ich habe es damals meinem Partner mitgeteilt und habe erzählt was passiert ist. Für mich war von Anfang an klar, dass ich dieses Kind nicht bekommen möchte. Mein Partner hat mir das damals ganz freigestellt. Er hat auch gesagt, dass wir das Kind zusammen bekommen können. Allerdings war unsere Beziehung damals nicht wirklich gut geklärt und es war auch nicht so die beste Situation. Auch deshalb war für mich ganz klar: Ich möchte dieses Kind nicht bekommen.
Bereut habe ich diese Entscheidung nie. Vor allem wusste ich auch, dass wenn ich dieses Kind jetzt bekomme, ich meine Ausbildung nicht wie geplant fertig machen kann. Ich hatte nicht die finanziellen Mittel und ich fühlte mich emotional auch einfach überhaupt nicht bereit dafür. Ich hätte meinem Kind nicht das Leben bieten und ermöglichen können, wie ich es gewollt hätte. Das waren auch die Gründe, die ich auch bei der Beratungsstelle angegeben habe. Und das war dann auch okay so.