Der streitbare ukrainische Botschafter Andrij Melnyk hat den Anfang gemacht. „Junge Russen, die nicht in den Krieg ziehen wollen, müssen Putin und sein rassistisches Regime endlich stürzen, anstatt abzuhauen und im Westen Dolce Vita zu genießen.“
Mit seiner ebenso markigen wie falschen Forderung wandte er sich gegen diejenigen, die für russische Kriegsdienstverweigerer und Deserteure in Deutschland eine schnelle Aufnahme fordern. Und steht damit leider nicht allein.
Die Debatte um Asyl für russische Deserteure entbrannte, nachdem Präsident Wladimir Putin in Russland die Teilmobilmachung angeordnet hat, um Reservisten einziehen zu können. Angekündigt hat er 300.000 weitere Soldaten, es könnten aber auch viel mehr werden. Sofort bildeten sich an den Grenzen zu den Nachbarländern lange Schlangen von alleinreisenden Männern und von Familien, die das Land verlassen wollten.
Die baltischen Länder und Polen winken gleich ab, sie wollen keine Russen aufnehmen. Damit ist klar, dass es keine einfache Lösung innerhalb der Europäischen Union geben wird.
In Deutschland werden Sicherheitsbedenken laut, die Bild-Zeitung fragt, ob wir Russlands Krieg importieren wollen. Andere meinen, den Zuflucht suchenden Ukrainern – zumeist Frauen und Kinder – sei nicht zuzumuten, dass sie hierzulande auf Russen stoßen.
Es ist nicht verwerflich, dass Männer ihr Leben retten wollen.
Außerdem hätten Kritiker von Putins Politik das Land bereits nach Beginn des Krieges im Frühjahr verlassen. Wer jetzt noch komme, habe keine politische Haltung, sondern sei Teil der russischen Bevölkerung, die sich um nichts kümmere, solange sie in Ruhe gelassen werde.
Russische Kriegsdienstverweigerer aufnehmen