Ostern2021

Protokolle: „Wir feiern Ostern das zweite Mal im gefühlten Lockdown“

Das zweite Corona-Ostern
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Abstand, Kontaktbeschränkungen, Zuhause bleiben: Wieder feiern wir Ostern im Lockdown. Auch ehemalige Bundesliga-Spieler wie Hermann Nuber kommen nicht daran vorbei. Unsere Reporterin Fabienne hat ihn sowie Pfarrerinnen und Jugendliche gefragt, wie sie die Corona-Zeit bis jetzt erlebt haben und das zweite Osterfest im Lock-Down feiern wollen.

Pfarrerinnen erleben ein zweites Corona-Ostern

Charlotte von Winterfeld, Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Frankfurt Nied
Fabienne Lichtenberger

Charlotte von Winterfeld, Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Frankfurt Nied:

Mitte Dezember hatte ich Corona, zum Glück habe ich das gut überstanden. Natürlich kam die Befürchtung auf, dass ich ein „Super-Spreader“ kurz vor Weihnachten sein könnte. Das war ein guter Zeitpunkt, um zu beschließen, dass alle Gottesdienste erstmal Online stattfinden sollen.

Da letztes Jahr um Ostern der erste Lockdown verhängt wurde, gehen wir nun mit ein bisschen Übung auf das zweite Osterfest zu. Bis auf die Konfirmandentaufen im Mini-Familienkreis werden alle Ostergottesdienste in unserer Gemeinde online gefeiert.

Aber mit Abendmahl: Wir planen allen, die sich anmelden, ein kleines Päckchen zukommen zu lassen mit Traubensaft, Kerze und Streichhölzern, sodass sich alle selbst zuhause einen schönen Tisch decken können. Dazu planen wir einen Gottesdienst, zu dem jeder einen Gegenstand parat haben soll, der ihn an eine Abschiedssituation erinnert. Beim ursprünglichen Abendmahl ging es ja auch ums Abschiednehmen von Jesus. Die Leute, die sich trauen, können ihren Gegenstand zeigen und sagen, warum sie den ausgewählt haben.

Ostern bedeutet gerade in diesem Jahr für mich, dass das Leben siegt, trotz allem, was gegen die Hoffnung spricht. Sei es die kleinen persönlichen Krisen oder eine so große Krise wie die Corona-Pandemie. Diese Hoffnung hat uns Jesus Christus vorgelebt. Er hat das selbst am eigenen Leib erfahren, die Tiefpunkte miterlebt, das menschliche Leben mit uns geteilt und ist dann auferstanden.

Martina Schefzyk, Pfarrerin der Evangelischen Gemeinde Dreieich-Götzenhain
Fabienne Lichtenberger

Martina Schefzyk, Pfarrerin der Evangelischen Gemeinde Dreieich-Götzenhain im Landkreis Offenbach: 

Seit letztem Jahr nehmen wir unsere Gottesdienste als Podcasts auf und veröffentlichen Sie auf unserer Homepage. Es ist besonders für die Menschen gedacht, die aufgrund der Corona-Pandemie zum Gottesdienst nicht kommen können oder wollen. Natürlich gewöhnt man sich an diese Regeln in der Gemeinde. Aber das, was Gemeinde ausgemacht hat: Die Gemeinschaft, das Abendmahlfeiern, das Umarmen und das Gespräch, das ist verloren gegangen.

Viele Mitglieder sagen immer wieder: „Ach wenn Corona vorbei ist, dann drücken wir uns mal richtig dolle.“ Deshalb geht es auch für mich bei Ostern nicht nur um Auferstehung nach dem Tod, sondern wo auch im Leben Auferstehung geschieht, wie wir aus der Depression und Hoffnungslosigkeit rauskommen.

Diese Ostern werden wir Gottesdienste teils in präsent, teils online veranstalten. Wir werden einen Film zeigen, der mit einer anderen Gemeinde entstanden ist. Es kommen Predigtimpulse vor sowie Musiker, die Posaune spielen und eine Sängerin. Zudem gestalten Konfirmanten malerisch christliche Ostergeschichten und noch vieles mehr. An Ostersonntag morgens früh wird ein Gottesdienst im Freien stattfinden. Das Frühstück wie in den vergangenen Jahren fällt aus, die Teilnehmenden bekommen stattdessen Tüten mit gekochtem Ei und Schokolade. Für das Abendmahl und den Ostermontaggottesdienst müssen sich die Menschen, die kommen wollen, vorher anmelden.

Wie erleben Senior:innen das zweite Ostern mit Corona?

Hermann Nuber
Fabienne Lichtenberger

Hermann Nuber, 85, ist ehemaliger Profifußballer der Kickers Offenbach, war als Abwehrspieler aktiv und spielte Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre in der Bundesliga. Nach seiner Karriere kümmerte Nuber sich als Trainer um den Nachwuchs und entdeckte unter Anderem auch dabei Rudi Völler. 2013 bekam Nuber den Ehrenpreis der Stadt Offenbach für sein Lebenswerk als Fußballspieler und Trainer. Heute wohnt er in einem Alten- und Pflegeheim in Offenbach am Main: 

Mir geht es mit der aktuellen Situation ganz gut.  Immer gibt es was, was den Alltag kurzweilig macht: Sich mit den Mitbewohnern zu unterhalten, Brettspiele spielen, neue Leute kennen lernen. Fußball spielt immer noch die Hauptrolle in meinem Leben, auch wenn ich das natürlich nicht mehr aktiv mache. Das bleibt immer meine Passion. Mich kommen öfters Freunde im Altenheim besuchen. Das macht mich sehr glücklich.

Früher habe ich an Ostern immer mit meinen Kindern und Enkelchen Ausflüge in den Wald gemacht. Dieses Jahr hat meine Schwester mich über die Feiertage eingeladen. Wir feiern dieses Jahr im etwas kleineren Familienkreis. Das alles, trotz Corona zu machen, gibt mir Ruhe und Frieden.

Simone Lorenz-Westphal
Fabienne Lichtenberger

Simone Lorenz-Westphal, 53, möchte an den Feiertagen nichts Konkretes planen

An Ostern bekomme ich Besuch von meiner Tochter. Ansonsten lasse mich von den Veranstaltungen im Altersheim überraschen. Die bieten an Ostern vieles an: Gottesdienste im Freien, Vorlesungen und kreatives Gestalten.

Ich bin an Multiple Sklerose (MS) erkrankt. Normalerweise hilft mir schwimmen, um fit zu bleiben und meine Bewegungsfähigkeit zu verbessern.

Was ist MS?

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronische Entzündung des Nervensystems. Dabei werden Nervenstrukturen zerstört, was unterschiedlichste Symptome nach sich zieht. Die Erkrankung verläuft oft in Schüben und ist nicht heilbar.

Durch Corona konnte ich letztes Jahr nicht mehr so oft ins Schwimmbad, wie ich es normalerweise getan habe. Ich wünsche mir so sehr, dass ich das wieder tun kann. Am besten wäre ein Hygienekonzept, sodass zumindestens Profisportler, aber auch Menschen wie ich, mit einer Erkrankung, die den Wassersport aus gesundheitlichen Gründen brauchen, wieder schwimmen gehen können.

Das Corona-Ostern der Schüler:innen der Bertha-von-Suttner-Schule in Nidderau im Main-Kinzig-Kreis

Benjamin Gies
Fabienne Lichtenberger

Benjamin Gies, 14, tanzt leidenschaftlich gerne Showdance. Seit Corona werden die Proben online durchgeführt:

Wir stellen keine neuen Schritte mehr, sondern proben dafür unsere alten Tänze, sodass sie besser werden. Natürlich ist es langweilig, immer nur die alten Sachen zu tanzen, aber wenn Dir das Tanzen so viel Spaß macht, dann hältst du das auch mal eine Zeit lang aus.

Wenn ich nicht tanze,  bin ich oft auf Social-Media unterwegs und treffe mich Online mit Freunden, mache Video-Calls oder spiele Onlinespiele mit Ihnen.

An Ostern verändert sich für mich nichts, sondern alles bleibt beim Alten: Gutes Essen mit der Familie und draußen ein paar Ostereier suchen.

Ich wünsche mir, dass ich wieder mit anderen Schülern lernen kann. Für die 10. Klasse nächstes Jahr stelle ich mir nämlich Home-Schooling schwer vor, weil immer mehr Lernstoff dazukommt und ich Angst habe, wenn ich meinen Abschluss mache, dass ich viel Stoff versäume. Auch wenn ich mit dem Online-Unterricht zufrieden bin, ist in der Schule und mit anderen zu lernen, die einem Tipps geben können, doch besser.

Fabienne Beyer (links im Bild) & Angelina Schmalbach
Fabienne Lichtenberger

Fabienne Beyer (links im Bild), 15, zeichnet gerne Menschen und Landschaften:

Dadurch, dass ich wegen des Lock-Downs viel zu Hause bin und mehr male, bin ich im Portrait-Zeichnen besser geworden. Trotzdem ist es blöd, weil ich meine Freunde nicht wirklich sehe und keine Ausflüge machen kann. Home-Schooling ist für mich schwer, weil man sich selber viel mehr beibringen muss und die Lehrer den Stoff über Online-Unterricht nicht so erklären können wie in der Schule, aber trotzdem klappt es gut. Ich frage zuhause oft meine Eltern und meine Schwester, ob sie mir die Aufgaben erklären können oder ich versuche es durch Wissensportale im Internet selbst herauszufinden.

Ostern wird bei uns genauso sein, wie die Jahre zuvor:  Ein kleines Familienfest mit Geschenken. Ich wünsche mir vor allem, dass Ostern dieses Jahr ein schönes Fest wird und man Corona für einen Tag mal vergessen kann.

Angelina Schmalbach (rechts im Bild), 15:

Durch Corona und Lock-Down habe ich das Gefühl, dass ich ein Stück weit etwas in meiner Jugend verpasse, weil ich nicht wirklich raus kann, um was mit anderen zu unternehmen. Aber es ist schön, dass ich durch Telefonieren den Kontakt mit anderen aufrechterhalten kann.

An Ostern treffen wir uns normalerweise mit der ganzen Familie. Zusammen essen wir und gehen spazieren. Letztes Jahr haben wir es schon ausfallen lassen: Meine Oma war nicht gekommen, weil wir da einfach schon Rücksicht nehmen wollten. Dieses Jahr feiere ich nur mit meiner Mutter. Es stört mich zwar nicht, aber ich vermisse es schon, mit der Familie zu sein, ohne die Bedenken zu haben, jemanden anzustecken. Auch wenn Ostern dieses Jahr eigentlich ein normaler Tag sein wird, werden wir es an diesem Tag mehr schätzen, dass wir beide gesund sind und alles ok ist.