Luisa wehrt sich gegen die Bezeichnung „ungeimpft“. „Ich bin nicht gegen Corona geimpft. Das heißt nicht, dass ich nicht gegen andere Krankheiten geimpft bin“, betont die 44-Jährige aus dem Rhein-Main-Gebiet, die anonym bleiben möchte. Zu viele schlechte Erfahrungen habe sie gemacht.
Menschen aus ihrem Umfeld hätten ablehnend reagiert, als sie schon zu Beginn der Pandemie mit ihnen über ihre Zweifel an der Corona-Politik gesprochen hatte.
Die meisten Stellen seien in Ostdeutschland zu vergeben. Aber auch dort gilt das Gesetz zur Impfpflicht für bestimmte Einrichtungen ab dem 15. März.
Seiten wie „not-vaxxed.net“ oder „Impffrei.work“ versprechen: „Arbeiten ohne Impfung, Ausgrenzung und Diskriminierung.“ Firmen und Unternehmen suchen hier nach Monteuren, Augenoptikern, Bäckern aber auch Krankenpflegern und Ärzten. Schon das Logo – eine Faust zerschmettert eine Spritze – macht deutlich: Impfen ist der Feind. Oftmals betreiben die Seitenmacher zusätzlich einen Blog.
Einfallstor für Radikalisierung
Solche Blogeinträge bewertet Nicholas Potter von der Amadeu Antonio Stiftung als besonders problematisch. Die Beiträge auf „impffrei.work“ seien voll von „wirren, antiwissenschaftlichen Behauptungen“, sagt der Journalist, der über Rechtsextremismus und Verschwörungsideologien berichtet.
Konkrete Beweise für ihre Schlagzeilen wie „Biontech-Impfstoff enthält Zusatzstoffe, die nicht für die Anwendung am Menschen geeignet sind“ oder „Die Untauglichkeit des PCR-Test“, liefere die Seite nicht. Stattdessen werde auf „dubiose Webseiten“ verlinkt.
Außerdem teilten die Seiteninhaber auf ihrem Telegram-Kanal Beiträge mit „Wortgebern der Verschwörungsszene“ wie der QAnon-nahe Oliver Janich oder dem vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuften Magazin „Compact“, wie der Berliner Redakteur sagt. Ein Impressum, das Hinweise auf die Betreiber enthält, gibt es nicht.
Auch dem Göttinger Sozialwissenschaftler Berthold Vogel sind entsprechende Internetseiten bekannt. Er sieht in ihnen ein „Spiegelbild der sogenannten Spaziergänge und Querdenker-Events.“ „Die Gefahr liegt in der Enthemmung und Radikalisierung“, erklärt der Soziologe, sagt aber auch: „Es sind zunächst einmal Seiten von Gleichgesinnten für Gleichgesinnte. Wir sollten die Reichweite nicht überschätzen.“
Trotzdem könnten die Portale eine Art „Einfallstor für Radikalisierung“ für Menschen sein, die sich einsam fühlten.