von Stefanie Walter
Volker Klingmüller öffnet die kleine Holztür und schaut neugierig in das Fach. „Sieht so aus, als wäre einer drin gewesen.“ Er öffnet die nächste Tür: „Hier hat ein Mauersegler gebrütet.“ Zehn Nistkästen für Mauersegler hat die Petrusgemeinde Gießen in ihrem Kirchturm eingerichtet. Die Gemeinde macht mit bei der Aktion „Lebensraum Kirchturm“ des Naturschutzbundes Nabu.
Anfangs zog eine Lautsprecheranlage mit Lockrufen die ersten Mauersegler an. Wie viele Tiere bereits im Kirchturm gebrütet haben, kann Klingmüller nicht sagen. Im Sommer jedenfalls könne man die Vögel beobachten, wie sie um den Turm fliegen. Außerdem sind Live-Kameras installiert, über die Interessierte das Geschehen in den Nistkästen beobachten können.
Die Aktion „Lebensraum Kirchturm“ läuft seit 2007. Seitdem wurden bundesweit rund 1.000 Kirchen mit einer Plakette ausgezeichnet, in Hessen etwa 90. Das Projekt sei zwar erfolgreich, aber etwas in die Jahre gekommen, sagt Kathrin Kaltwaßer vom Nabu Hessen.
Sie hält es angesichts des dramatischen Verlusts der Artenvielfalt allerdings für enorm wichtig und ausbaufähig:
Es ergeben sich schnell Synergien zwischen Naturschutz und Gemeindearbeit.
Kathrin Kaltwaßer
Mit Kindergruppen beispielsweise könne man schöne Projekte machen. Die Gemeinden erfülle es mit Stolz, „wenn seltene Arten in der eigenen Kirche unterkommen“.
„Oft gibt es alternative Lösungen wie reflektierende Markierungen oder korrekt eingestellte Bewegungsmelder, die dann eine sanfte Beleuchtung kurzzeitig aktivieren“, erklärt Kaltwaßer. Der Nabu-Bundesverband schreibt in einem Infoheft, dass für die zukünftige Auszeichnung der Kirchen auf den Aspekt der Beleuchtung stärker geachtet werden sollte. „Unbeleuchtete Kirchen bieten bessere Lebensstätten als beleuchtete.“