Rainer Stollmann: Weil wir gekitzelt werden.
Das Kitzeln an der Körperhaut ist der Ursprung des Lachens. Das haben unsere Vorfahren vor acht Millionen Jahren – also die Vorfahren von Menschenaffen und Menschen – bei der Fellpflege erfunden. Es war für lange Zeit der einzige Grund fürs Lachen, und bei den Tieren ist das auch heute noch so.
Aber die Menschen haben Geist und können deshalb das Kitzeln und das Lachen von ihrem Körper lösen. Alles, worüber man sonst lacht wie Witze, Komik, Clowns kitzelt an geistigen, seelischen, moralischen oder sonstigen Häuten.
Haut ist hier eine Metapher für Zusammenhang. Die Haut ist der erste Zusammenhang, in dem wir wohnen. Dazu kommen dann andere, familiäre, moralische, politische Zusammenhänge. Alle diese Häute haben ihre schwachen Stellen, an denen gekitzelt werden kann.
Kinder lachen ständig, Erwachsene viel weniger. Warum ist das so?
Rainer Stollmann: Das liegt daran, dass für Kinder die Welt neu ist und dass sie permanent etwas Überraschendes sehen, was sie nicht kennen. Das Kitzeln ist wie ein Scheinangriff, insofern ist es eine Überraschung: Was macht meine Mutter da?
In jedem Lachen, in jedem Witz, in jeder Pointe steckt etwas Überraschendes, auch in dem, was der Clown macht.