Arbeit mit Jugendlichen

Jugendarbeit aus Überzeugung

Emil, mit Vollbart und Glatze vor einer Graffiti-Wand
Aaron Kniese

Emil Huck ist Dekanatsjugendreferent in Westerburg. Mit seiner Arbeit gibt er jungen Menschen einen Safespace und Gemeinschaft.

Die evangelische Jugendarbeit gibt jungen Menschen einen Raum – für Gemeinschaft, Selbstentfaltung und Entwicklungsmöglichkeiten, etwa bei Projekten, Workshops, Jugendtreffs, Ferienfreizeiten oder dem Jugendkirchentag.

Emil Huck ist Dekanatsjugendreferent im Dekanat Westerwald. Er setzt bei seiner Arbeit auf Erlebnispädagogik und ist zusammen mit den Jugendlichen aus dem Dekanat viel unterwegs.

Jugendarbeit prägt

Emil kommt aus Brandscheid im Westerwald und ist, wie er selbst sagt „Überzeugungstäter“. Schon früh war er in der kirchlichen Jugendarbeit in Westerburg, einem 6.000-Einwohner-Städtchen mitten im Westerwald, aktiv. Erst im Jugendtreff, dann hat Emil als Teamer Mitarbeitenden-Schulungen organisiert. Das hat ihn geprägt. Auch seinen Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) hat Emil im Westerwald gemacht. Für ihn war damals schon klar: Er will Gemeindepädagoge werden. Nach dem Bufdi hat er einen Doppelbachelor in Sozialer Arbeit und Gemeindepädagogik gemacht, mit Fokus auf Erlebnispädagogik.

Outdooraktivitäten und Sport sind voll Emils Ding. Das will er auch an die Jugendlichen weitergeben. Zum Beispiel bei Sommerfreizeiten in Frankreich, wo er mit den Teilnehmenden klettern, wandern und paddeln geht.

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Jugendliche können selbst entscheiden

Mir hat die Jugendarbeit damals auch großartige Reisen ermöglicht, meine ersten Reisen ins Ausland.“ Und genau das will Emil heute den Jugendlichen auch bieten. Bei ihm dürfen sie mitentscheiden, wohin es geht und was vor Ort unternommen wird.

Emil gibt den Jugendlichen im Dekanat Verantwortung, damit sie selbst entscheiden können, was sie machen wollen. Zum Beispiel hat Emil so mit den Jugendlichen zusammen den Christopher Street Day in Mainz und Köln besucht, oder war bei einer Fridays for Future-Demo mit dabei.

Festival für Konfirmand*innen im Westerwald

Ein Highlight bei seiner Arbeit ist für Emil das „Constival“, ein ökumenisches Jugendfestival im Westerwald, das er zusammen mit vier Ehrenamtlichen organisiert hat. 2023 waren über 280 Konfirmand*innen über drei Tage in Bad Marienberg bei dem Festival dabei. Gottesdienste, Sport, Workshops, Live-Musik und Outdooraktivitäten kamen richtig gut an. Das nächste „Constival“ sei für 2025 geplant, sagt Emil.

Jugendarbeit früher und heute

Emil ist schon lange in der Jugendarbeit aktiv und in den vergangenen 15 Jahren hat sich für ihn einiges geändert.

„Essen ist ein riesiges Thema. Die Jugendlichen erwarten heute Essen bei den Veranstaltungen. Die fordern regelrecht Fleisch.“ Einige Jugendliche kämen, sagt Emil, auch erst zum Essen in den Jugendtreff. Beim Essen wird Wert daraufgelegt, dass alle gemeinsam essen, und nicht jede*r für sich.

Im Vergleich zu früher sei heute auch ein Benefit-Gedanke da, den hätte es, als Emil noch Jugendlicher war, nicht gegeben, meint er. Die Jugendlichen suchen also nach einem Mehrwert für sich. „Früher gabs auch eine höhere Verbundenheit zum Glaube und zur Gemeinschaft.“ Vor allem zu den Jugendtreffs kämen heute viele „Streetkids“, sagt Emil. Vor 15 Jahren waren das noch mehr „Abiturient*innen“. „Bei unseren Angeboten sind heute auch ungefähr 30 Prozent muslimische Jugendliche dabei. Für die ist das auch kein Problem, dass wir christlich sind.“

Emil will den Jugendlichen einen Anlaufpunkt bieten. Deshalb setzt er sich für einen Jugendtreff in Westerburg ein, der durchgehend geöffnet sein soll. Genau das wünschen sich auch die Jugendlichen.

„Das denkt man vielleicht gar nicht, aber Westerburg hat ’ne harte Drogenszene“, sagt Emil. „Die Jugendlichen erleben hier so viel Scheiße, und ich will, dass die einen Anlaufpunkt haben. Einen sicheren Ort, wo sie davon wegkommen können.“ Dafür arbeitet die Evangelische Jugend im Westerwald auch mit der Kommune zusammen.

Die Nachfrage nach Seelsorge habe auch zugenommen, sagt Emil. Einsamkeit sei ein großes Thema und auch die Probleme der Jugendlichen seien im Vergleich zum Beginn seiner beruflichen Laufbahn mehr geworden. „Die Jugendlichen wünschen sich Gemeinschaft, wir haben auch eine hohe Nachfrage nach analogen Angeboten.“

Herausforderungen als Dekanatsjugendreferent

Emil in seinem Büro
Aaron Kniese

„Die meisten in dem Job sind Überzeugungstäter, wie ich“, sagt Emil über seine Kolleg*innen.

Als Dekanatsjugendreferent arbeitet Emil viel abends, am Wochenende oder in den Ferien. Eben dann, wenn die Jugendlichen Freizeit haben. Das macht die eigene Freizeitgestaltung oft schwierig. Dazu kommen dann noch die hohen Vakanzen im Dekanat Westerwald. Derzeit sind eine Dekanatsjugendreferent*innen-Stelle, vier Gemeindepädagog*innen-Stellen, und die Jugendpfarrer*innen-Stelle unbesetzt.

Abendtermine, Jugendfreizeiten, Vakanzen: Emil hat häufiger mal 7-Tage-Wochen. Das Planen und Organisieren kann stressig werden, aber die Veranstaltungen und die Freizeiten geben Emil Energie. „Von den Freizeiten komme ich oft inspiriert wieder zurück und hab neue Ideen, Bock auf neue Projekte.“

Zeitgemäßes Angebot in der Jugendarbeit

Ein vielfältiges Angebot für die Jugendlichen auf die Beine zu stellen, ist für die Hauptamtlichen der Evangelischen Jugend Westerwald nicht immer leicht. Sie haben wenig Geld zur Verfügung und müssen kostendeckend arbeiten. Finanzierungen und Förderungen klären, ist deshalb ein wichtiger Teil der Arbeit. Auch, weil Ferienfreizeiten für die Familien der Jugendlichen teuer werden können.

Die Evangelische Jugend Westerwald bietet deshalb viele Angebote im Low-Budget-Bereich an, und versucht auch, die Freizeiten günstiger zu machen. 2023 haben Emil und sein Team zum Beispiel eine Woche in London für nur 385 Euro pro Teilnehmende*n zu organisieren. Emil will nicht, dass Jugendliche aus finanziellen Gründen zu Hause bleiben.