Kirchenparlament

Jugendcheck: Wie sich Kirchengesetze auf junge Menschen auswirken

Auf dem Bild ist der Flyer des Jugendchecks zu sehen. Ebenso sind dort Porträtaufnahmen von Philipp Hack und Leonie Miehm der Evangelischen Jugend in Hessen und Nassau
Christian Spangenberg/EJHN

Wie gerecht sind die Entscheidungen der Kirche für Kinder und Jugendliche? Der Jugendcheck bringt diese Perspektiven in Entscheidungen ein.

Mit einem Jugendcheck sollen Gesetze in der Kirche geprüft werden, ob sie Auswirkungen auf junge Menschen haben können. Auch die 13. Kirchensynode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), also das Kirchenparlament, möchte den Jugendcheck auf ihrer Herbsttagung 2024 beschließen.

In der Landeskirche geht es darum, „dass sich junge Menschen auf einer hohen politischen Ebene dafür einsetzen, dass sie nicht vergessen werden“, erklärt Leonie Mihm von der Evangelischen Jugend in Hessen und Nassau (EJHN). Auf Initiative von Präses Birgit Pfeiffer hatte die Synode vor einem Jahr Kirchenleitung und EJHN beauftragt, den Jugendcheck auszuarbeiten.

Jede Entscheidung der älteren Generation hat Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche

Nahezu jedes Gesetz, das im Kirchenparlament besprochen wird, hat Folgen für junge Menschen, erklärt Leonie. Sie war Teil der Arbeitsgruppe Jugendcheck. „Auch Gesetze, auf denen nicht explizit ‚Kinder und Jugend‘ steht, können indirekte Auswirkungen auf Jugendliche haben“, sagt sie.

Etwa beim Klimagesetz der Kirche „stellt sich die Frage nach möglichen Auswirkungen für jungen Menschen“, findet Philipp Hack. Er hat das Konzept des Jugendchecks mit ausgearbeitet und wird es der Synode vorstellen.

Jugendcheck soll beratend wirken

Der hessen-nassauische Jugendcheck untersucht, so die Idee, Gesetze aus einer jungen, neutralen Perspektive. „Wir geben unsere Expertise mit in die weitere Beratung des Gesetzes hinein“, erklärt Philipp.

Das Ergebnis des Jugendchecks wird direkt an die Gesetzesvorschläge angehängt. So können die Synodalen – also die Mitglieder des Kirchenparlaments – entscheiden, ob sie es in ihren Entscheidungen beachten.

Jugendrecht in der Kirche stärken

So funktioniert der Jugendcheck

Wenn ein Gesetz zur Beratung in die Gremien freigegeben wurde, gibt es eine Vorprüfung. Hier stellen ehrenamtliche Prüfer*innen der EJHN fest, ob sich das Vorhaben auf die Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen auswirken kann. Ist dem so, gibt es eine größere Hauptprüfung durch das Team des Jugendverbandes. Dieses Ergebnis wird dann an die Synoden-Drucksachen angehängt.

Leonie und Philipp sehen in der Einführung des Jugendchecks in der EKHN die „fast größte Errungenschaft der Evangelischen Jugend seit zehn Jahren.“ Damals hatte der Jugendverband erreicht, dass auch Jugenddelegierte ab 14 Jahren Teil von Kirchenvorständen sein können.

Jugendcheck ist Angebot an Synodale

Leonie und Philipp ist wichtig zu sagen: Mit dem Jugendcheck machen wir den Synodalen ein Angebot, die junge Perspektive mit zu beachten.

Du musst die Anlage nicht lesen. Wir schreiben es dir nicht vor.

Leonie Mihm

„Wenn du deine Entscheidung ohne Information treffen willst, dann mach das“, sagt Leonie. Der Jugendcheck gilt nur als Orientierung für die Synodalen. Er muss von ihnen nicht befolgt werden.

Deswegen will die EJHN auf der Synode weiterhin die Stimme der Jugend sein. Die Organisation hat fünf Jugenddelegierte im Kirchenparlament, die die Interessen der Jugend mit in die Debatte hineinbringen.

Jugendcheck auch auf Bundesebene

Seit 2017 gibt es den Jugendcheck schon auf Bundesebene. Die EJHN orientiert sich mit ihrer Ausarbeitung daran. Er untersucht auch hier inwiefern sich Gesetzesvorhaben der Bundesregierung auf Lebensbereiche von Kindern und Jugendlichen auswirken.

In der Zeit von 2017 bis 2021 gab es nach Angaben des „Kompetenzzentrum Jugend-Check“  über 500 Vorprüfungen. Dazu zählten Gesetze, wie das Gesetz zur Stärkung des Wohngelds, das Gesetz zur Modernisierung der Tabaksteuer oder das Gesetz zur Teilzeit in Freiwilligendiensten. Am häufigsten wurden Checks im Lebensbereich „Bildung und Arbeit“ durchgeführt.

Der Jugendcheck in der EKHN geht einen Schritt weiter: Hier sollen neben den Gesetzen auch alle Verodnungen geprüft werden. „Das gibt es so bisher noch nicht“, sagt Philipp. Für die EKHN entstehen laut Konzept durch den Jugendcheck keine Mehrkosten. Der Jugendverband bezahlt die notwendigen Kosten mit seinen eigenen Mitteln.

Junge Perspektive auf Entscheidungen

Wo wünschst du dir, dass die junge Perspektive mehr beachtet wird? Hast du vielleicht schon Erfahrung mit dem Jugendcheck in anderen Bereichen? Erzähl uns gerne davon via Mail oder über:

Facebook

Instagram