Brav war Uta Ranke-Heinemann nie. "Ich sah immer schon das Haar in der Suppe, bevor es überhaupt reingefallen ist", sagte die streitbare Theologin einmal über sich selbst. Ihr Vater, der frühere Bundespräsident Gustav Heinemann, attestierte ihr bereits als Kind Rebellenblut. Als erste Frau der Welt wurde Ranke-Heinemann 1970 Professorin für katholische Theologie. Als sie jedoch 1987 das Dogma der Jungfrauengeburt öffentlich anzweifelte und nicht klein beigab, wurde ihr die Lehrerlaubnis entzogen.
Geboren wird Uta Heinemann 1927 in Essen. Ihr brillanter Geist zeigt sich bereits, als sie im Essener Burggymnasium ihr Abitur ablegt - mit Auszeichnung und als einziges Mädchen neben 800 Jungen. Uta wird evangelisch erzogen und studiert ab evangelische Theologie, bevor sie 1953 zum katholischen Glauben übertritt - aus Liebe zum katholischen Religionslehrer Edmund Ranke, mit dem sie sich schon in der Schule verlobt. Er ist das Glück ihres Lebens.
Ich sah immer schon das Haar in der Suppe, bevor es überhaupt reingefallen ist
Nach ihrer Konversion legt Ranke-Heinemann zunächst eine Bilderbuchkarriere als Vorzeige-Katholikin hin: Sie studiert im Eiltempo in München gemeinsam mit dem späteren Papst Joseph Ratzinger katholische Theologie, promoviert 1954, habilitiert sich 1969 und wird ein Jahr später die erste katholische Theologieprofessorin der Welt. Zunächst lehrt sie an der Pädagogischen Hochschule in Neuss, dann an der Uni Duisburg und später in Essen.
In der Folge entwickelt sich Ranke-Heinemann jedoch zur schärfsten Kritikerin von Papst und katholischer Kirche. Sie verliert 1987 ihren Lehrstuhl für Neues Testament und Alte Kirchengeschichte, weil sie in einer Fernsehsendung aus dem Marienwallfahrtsort Kevelaer kurz vor dem Deutschland-Besuch von Papst Johannes Paul II. offen sagt, dass sie nicht an die Jungfrauengeburt glaubt.