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EKHN

Kirche wird klimaneutral: Neue Gesetze und Maßnahmen

Photovoltaik auf dem Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde Bechenheim
Karsten Fink
Photovoltaik auf dem Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde Bechenheim

Wie kann der Glaube den Kampf für die Umwelt stärken? Die Landeskirche EKHN setzt sich ehrgeizige Klimaschutz-Ziele.

Angesichts der immer drängenderen Klimakrise stehen wir als Gesellschaft vor einer der größten Herausforderungen unserer Zeit. Die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels erfordern ein entschlossenes Handeln auf allen Ebenen, um die planetarischen Ökosysteme zu schützen und die Lebensgrundlagen künftiger Generationen zu bewahren.

Das sieht auch die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) so. Sie sieht sich in der Verantwortung für den Schutz der Schöpfung. Deswegen will sie nicht nur auf der landeskirchlichen Ebene gegen den Klimawandel kämpfen, sondern ihre Gemeinden zur Aktion mobilisieren. 

Den Weg zur klimaneutralen Kirche gehen

Die EKHN will selbst ihren Ausstoß von Treibhausgasen herunterfahren. Während ihrer Frühjahrestagung Ende April haben die Kirchensynodalen erstmals über ein Klimaschutzgesetz beraten, dessen Ziel die Treibhausgasneutralität der Kirche bis Ende 2045 ist, heißt es in der Gesetzesvorlage. Das bedeutet, dass sie genauso viel Treibhausgas ausstößt, wie sie entweder wieder aufnehmen oder kompensieren kann.

Deswegen schaut die EKHN, wie viel Treibhausgas sie in der Vergangenheit ausgestoßen hat. Einige Synodale wollen (anders als als im Entwurf vorgeschlagen) das Jahr 2024 als Grundlage nehmen, um die Emissionen bis Dezember 2035 um 90 Prozent zu verringern. In den folgenden Jahren sollen sie um jeweils einen weiteren Prozentpunkt reduziert werden.

Portrait Christian Schwindt
Peter Bongard
Pfarrer Christian Schwindt

Dieses Gesetz bezeichnet der Leiter des Zentrums gesellschaftliche Verantwortung der EKHN als „historisch“. Christian Schwindt betont, damit werde dem kirchlichen Bemühen um die Bewahrung der Schöpfung Ausdruck verliehen. Das kirchliche Engagement „begründet sich aus der Verantwortung des christlichen Glaubens zur Bewahrung der Schöpfung und zur Wahrung der Lebensrechte aller Menschen“, auch der künftigen Generationen, heißt es in der Vorlage.

Nach eigenen Angaben sieht der Weg der EKHN bei der Treibhausgas-Bilanz aktuell so aus:

Jahr Treibhausgas
2005 103.796 Tonnen CO2
2022 60.666 Tonnen CO2

Das seien rund 42 Prozent weniger. Diese Verringerung sei unter anderem durch das Energiebeschaffungsgesetz aus dem Jahr 2018 erreicht worden, das die Versorgung der gesamten EKHN durch Ökostrom vorsieht, sowie die Produktion von Strom durch eigene Photovoltaikanlagen und die Beteiligung an Windkraft.

Maßnahmen für den Umweltschutz

Die kirchliche Treibhausgas-Bilanz werde sich laut Gesetz bereits durch den sinkenden Gebäudebestand verbessern, der eine Folge der fallenden Mitgliederzahlen ist. Technische Anlagen sollen mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben werden. Insbesondere bei Neubauten sei auf umbau- und rückbaufreundliche Konstruktionen sowie die Wiederverwendung von Materialien zu achten.

Bei der Mobilität soll an erster Stelle das Fahrrad und das Gehen stehen, gefolgt von öffentlichem Personennahverkehr, Mitfahrgelegenheiten, treibhausgasneutralen Dienstfahrzeugen und Carsharing. Bei Dienst- und Gruppenreisen soll „grundsätzlich“ auf Inlands- und Kurzstreckenflüge bis 1.000 Kilometer verzichtet werden.

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Einen großen Anteil an der Beschaffung haben Lebensmittel. Sie sollen unter anderem nachhaltig hergestellt sowie regional und saisonal eingekauft werden. Der Anteil an veganen Produkten solle steigen.

Kirchen-Kurs auf Klimaneutralität

Die Strategie für den Weg zur Treibhausgasneutralität sowie deren Umsetzung soll ein fortlaufender Klimaschutzplan regeln. Dieser sei Bestandteil des jeweiligen kirchlichen Haushalts und solle von der Kirchensynode erstmals mit dem Haushalt 2026 beschlossen werden.

Die Kosten für die Treibhausgasneutralität bis 2045 werden hoch sein. Allein im Bereich der Gebäude müsse mit mehreren Hundert Millionen Euro gerechnet werden, sagt Schwindt. Nähere Angaben seien derzeit nicht möglich, weil niemand die Kostenentwicklung vorhersehen könne. Auch sei unklar, wie sich die staatlichen Auflagen und Zuschüsse entwickeln.

Sanktionen sieht der Gesetzentwurf nicht vor. Er sei von einer sehr breit angelegten Gruppe erarbeitet worden, die alle Ebenen der Kirche und die fachlichen Perspektiven abgedeckt habe, sagt Schwindt. Er hatte den Vorsitz dieser Arbeitsgruppe. Die beteiligten Personen gingen davon aus, dass sich in der Kirche niemand diesem weltweiten Thema und der Verantwortung verweigern wolle.