Ich schwöre, ich habe es versucht. Mehrfach versucht. Meinen guten Willen gezeigt, mich am Silvesterabend auf die Couch gesetzt, tief durchgeatmet, entspannt zurück gelehnt, alle Vorurteile, die irgendwo in mir hausten, weit weit nach hinten in meinem Herzen geschoben und „Dinner for one“ geschaut.
Gähnend langweiliger Kult-Sketch
Naja, was heißt geschaut. Spätestens nach vier Minuten habe ich Schnappatmung bekommen, weil ich mit meiner Zeit besseres anfangen kann. Denn: Eins habe ich dabei nicht - nämlich gelacht.
Warum auch? Was um Himmels Willen soll an einer einsamen alten Frau, die von ihrem alkoholliebenden Butler für dumm verkauft wird, lustig sein? „Ein Butler, eine Lady, viel Alkohol und ein Tigerfell“: So preisen die TV-Sender den angebliche Kult-Sketch an. Ich finde weder einen Butler, noch eine Lady, Alkohol oder ein Tigerfell unterhaltsam. Alles vier zusammen leider auch nicht amüsant.
Mal ganz im Ernst. In der Handlung steckt soviel Tragik drin, dass selbst der beste Gag-Schreiber, die beste Gag-Schreiberin der Welt verzweifelt kapitulieren müsste. Einsamkeit im Alter? Ja, davor habe ich Angst. Alkoholismus? Ist eine ziemlich ernste Krankheit.
Also, Hand aufs Herz: Was ist an dieser Handlung amüsant? Ich weiß es nicht. Bislang konnte es mir auch noch niemand erklären. Zumindest nicht überzeugend.
Das haben wir doch schon immer geschaut!
Diesen Satz erzählen mir auf Nachfrage Freunde. Na bravo, welch ein Argument.
Und es ist sicher nicht so, dass ich nicht gerne lache. Sogar über flache Witze kichere ich mitunter zumindest. Aber einen Ansatz von Humor, Unterhaltswert, Esprit sollte der Witz halt schon haben. Ein Betrunkener, der über einen Teppich stolpert ist es leider ganz und gar nicht.
Ganz abgesehen davon: Wer hat denn eigentlich an Silvester Zeit zwischen 17 und 21 Uhr den Fernseher anzuschalten? Niemand. Zumindest glaube ich niemandem, dass er sich am Silvesterabend zwischen Styling im Bad und Sekt kaltstellen in der Küche gemütlich vor den Fernseher setzt und etwas anzuschauen, dessen Ende er bereits seit mehreren Jahrzehnten kennt.
Für den Hausfrieden: „Dinner for One“ auf DVD
Und weil es so ist, ich aber meinen guten Willen und meine Bereitschaft offen der Welt zu begegnen demonstrieren wollte, habe ich vor vielen, vielen Jahren „Dinner for one“ auf DVD gekauft - damals gab es noch kein Streaming. Dreimal darfst du raten wie oft ich mir die DVD angeschaut habe?
Richtig: nie. „Dinner for one“ ist und bleibt gähnend langweilig.