Mit dem russischen Überfall auf die Ukraine wächst auch hierzulande die Kriegsangst. Die Dienstpflicht ist nun wieder Thema. Dabei greift das rein Militärische zu kurz. Nun hat sich auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) für einen Pflichtdienst ausgesprochen.
Schon beim alten Wehrdienst entschied sich die Mehrzahl der Wehrpflichtigen für den Zivildienst. Das wäre wohl auch bei einer neuen Dienstpflicht so, zumal wenn sie – das wäre aus Gerechtigkeitsgründen gar nicht anders denkbar – für Frauen wie für Männer gelten würde.
Wenn man nicht nur den militärischen Aspekt im Blick hat, ist der Gedanke einer Dienstpflicht auf drei Ebenen überlegenswert:
Auf der Ebene der Institutionen würden die Anbieter von Dienstpflichtstellen profitieren. Sie bekämen zunächst gering bezahlte Arbeitskräfte. Vor allem aber bekämen sie überhaupt Arbeitskräfte.
Der gravierende Personalmangel, unter dem Gesundheitseinrichtungen und Bundeswehr leiden, ist ja bekannt. Natürlich können Zivis und Wehrpflichtige nicht die professionelle Arbeit leisten wie eine examinierte Pflegekraft oder ein Kampfjetpilot. Aber es muss ja eben auch jemand in den Kasernen Wache schieben.
Oder Bewohnerinnen und Bewohnern von Seniorheimen ein wenig menschliche Ansprache bieten. Mit ihnen Canasta spielen oder Fotoalben durchblättern zum Beispiel. Dafür haben Pflegekräfte in aller Regel nämlich null Zeit.
Auf mittlere und lange Sicht bekämen die Institutionen durch die Dienstpflicht auch mehr geeignete Bewerber. Daran mangelt es ihnen.
Beispiel Bundeswehr: Es ist sicher kein Zufall, dass dort schon mehrere rechtsextreme Netzwerke aufgeflogen sind, während man von linksextremen Zellen in den Streitkräften eher wenig hört. Waffen und Uniformen üben eben auf bestimmte Menschen starke Anziehungskraft aus.
Damit soll um Gottes Willen nicht gesagt sein, dass unsere Soldaten alles Neonazis seien. Rechte sind auch in der Bundeswehr immer noch eine Minderheit. Aber es wäre schon sehr verwunderlich, wenn diese Minderheit nicht größer geworden wäre, seit nur noch jene zur Bundeswehr gehen, die es dort ohnehin hinzieht. Andere kommen ja seltener mit dem Militär in Berührung, seit die Wehrpflicht ausgesetzt ist, und treten deshalb weniger oft Soldatenkarrieren an.
Wir alle würden von von einer Dienstpflicht profitieren, unser Gesundheitssystem menschlicher und mittelfristig qualitativ besser, unsere Streitkräfte stärker in der Bevölkerung verankert. Unsere Gesellschaft würde zusammenrücken. Und viele junge Menschen würden persönlich profitieren.
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Eine Dienstpflicht in Deutschland täte uns dreifach gut