Selbstbild

Body Positivity: Hat Schönheit ein Ideal?

Sorglose übergewichtige Frau, die Spaß beim Musikhören und Tanzen während einer Fahrt im Bus hat.
gettyimages/skynesher

Coole Body Positivity Accounts auf Instagram und Tiktok, die dir Mut machen. Damit du mehr Selbstliebe 💙 in deinem Feed findest.

von Selina Groß

Zu große Nase, zu dicke Beine, zu schmale Lippen. Die Liste vermeintlicher Unsicherheiten ist lang. Wie fühlst du dich, wenn du länger in den Spiegel schaust? Entdeckst du auch diese kleinen und großen Makel an dir? Wirst du vielleicht sogar immer unglücklich, weil dein Körper keiner „Schönheitsnorm“ entspricht?

Damit bist du nicht allein: Social-Media verstärkt diese Unsicherheit bezogen auf das eigene Aussehen.

Mit diesen fünf Accounts machst du deinen Feed bunter: 

📲 Louisa Dellert auf Instagram

📲 Angelina Kazemi auf Instagram

📲 Maren Kissing auf Instagram

📲 Empowering Hairy Women auf Instagram

📲 The Old Gays auf Tiktok

Unrealistische Schönheitsideale und bearbeitete Bilder verleiten uns dazu, unsere „echten“ Körper mit denen, die uns online begegnen, zu vergleichen. Rund 48 Millionen Menschen in Deutschland nutzen täglich Social-Media. Junge Deutsche zwischen 14 bis 29 Jahren sind fast alle regelmäßig in sozialen Netzwerken unterwegs. Laut der ARD/ZDF Medien-Studie etwa 90 Prozent.

Und wer auf Social-Media unterwegs ist, ist meist auch auf Instagram. Rund ein Viertel der Deutschen nutzt die Plattform täglich.

Ungesunder Konsum von Social-Media

Wir swipen von Reel zu Reel, von TikTok zu TikTok, lesen ein Posting nach dem anderen. Zwischen Werbung und Informationen stecken viele Bilder von Menschen, die unglaublich gut aussehen. Eine Studie der Universitäten in Arkansas und Pittsburgh aus dem Jahr 2021 zeigt die Probleme auf: Zu viele Reize, Verlust des Zeitgefühls und eine regelrechte Sucht nach Likes.

Die Studie zeigt auch: Wenn du dich konstant mit den Bildern online vergleichst, kann das zu einem schwachen Selbstwertgefühl und Symptomen von Depression führen. Die Sehnsucht nach einem perfekten Körper kann zu einem ernsten mentalen Problem werden.

Gegen den Schönheitskult: Body Positivity: Louisa Dellert, Angelina Kazemi und Maren Kissing

Body Positivity“ sieht sich als Gegenbewegung zu diesem Teufelskreis. Es geht um den Grundsatz, dass alle Menschen schön sind, wie sie sind, und dass Vielfalt an Körperformen gut ist. Auf Social-Media setzen Influencerinnen und Influencer in Postings Zeichen gegen den ungesunden Schönheitskult.

Frauen wie Louisa Dellert, Angelina Kazemi und Maren Kissing gehen bewusst unbequeme Wege. Sie zeigen auf Instagram, dass Cellulite, Speck am Bauch oder Schwangerschaftsstreifen komplett normal sind. Ihre Reichweite ist dabei enorm. Allein diese drei Accounts erreichen im Oktober 2024 ein Publikum von rund 794.000 Menschen. Ihr Einsatz bleibt also nicht unbemerkt.

Schönheitsideale als Tabuthemen: Sind Haare an den Beinen bei Frauen erlaubt?

Beispielsweise Louisa Dellert macht sich dabei nicht nur für sich selbst stark, sondern auch für andere Frauen. Dabei wird der Hashtag #FürMehrRealitätAufInstagram zu ihrem Motto. In ihrem Format „Unshame“ setzt sie sich mit jeder Form von vermeintlichen „Tabu-Themen“ auseinander. Besonders polarisierend anscheinend: Ein Reel, in dem es um die Beinhaare von Frauen geht.

Louisa betont in diesem Video, dass jeder Mensch, egal welchen Geschlechts, ein Recht darauf habe, Haare an den Körperstellen zu haben. Die Normalisierung von Körperbehaarung hat sich auch die Organisation „Empowering Hairy Women“ (EHW) zum Ziel gesetzt. Mit professionellen Fotos von stark behaarten weiblichen Models, sorgen sie auf Instagram für kontroverse Diskussionen.

Unter einem Posting von EHW betitelt ein User das Modell als „Chewbacca“ und setzt sie so mit dem haarigen Monster aus Star Wars gleich. Unter anderen Beiträgen sind die Kommentare komplett ausgeschaltet. Über sich selbst schreibt EHW, dass sie ganz genau wissen, wie sensibel das Thema noch sei und dass jeder ihrer Posts als ein Zeichen gegen Schönheits-Stereotypen zu verstehen sei.

Body Positivity für alle Menschen: Egal welchen Geschlechts

Im binären Geschlechtermodell unterliegen nicht nur Frauen einem bestimmten Ideal: Auch männliche Körper verändern sich. Wo früher ein eingeöltes Sixpack als anziehend galt, setzen sich Männer auf der ganzen Welt dafür ein, so akzeptiert werden zu dürfen, wie sie sind. Body Positivity kennt kein Geschlecht. Unter Hashtag  #Dadbods zeigen Männer auf Social-Media ihre runden Körperformen.

Doch nicht nur Übergewicht, Bäuche oder untrainierte Körper sollen weniger diskriminiert werden. Denn wer schön ist, muss doch jung sein, oder?

Nein! Beispielsweise der TikTok-Kanal der „Old Gays“ normalisiert das Älterwerden. Die Influencer nehmen dem natürlichen Prozess mit Humor den Schrecken.

Robert, Mick, Jessay und Bill sind vier homosexuelle US-Amerikaner jenseits der 70. Sie tanzen in kurzen Videos mit nacktem Oberkörper und haben einfach eine gute Zeit. Das Leben könne man in jedem Alter genießen, dafür seien sie der Beweis. Das sagen die „Old Gays“ in einem Interview mit „The Guardian“. Hoffnung auf etwas Neues oder „Verrücktes“ sei keine Frage des Alters. Ausprobieren kannst du dich ihrer Meinung nach in jeder Lebensphase.

Kennst du weitere coole Accounts? Schreib uns deine Tipps als Mail in die Redaktion oder auf Social-Media:

Instagram

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Kritik an Body Positivity

Die Body-Positivity-Bewegung steht aber auch in der Kritik. Wenn Übergewichtige zum Vorbild von jungen Menschen würden, bestünde die Gefahr, dass sie sich ungesund ernähren.

Dabei geht es den vorgestellten Accounts nicht darum, gesundheitliche Folgen von Übergewicht kleinzureden oder zu ignorieren. Es gehe um die mentale Gesundheit.

Was in den Fokus rückt: Du musst keiner zwanghaften Diät oder Schönheitsideal folgen, um unrealistischen Ansprüchen gerecht zu werden. Das Ziel: Den eigenen Körper akzeptieren und dadurch im Einklang sein.

Bei Body Positivity geht es nicht darum, irgendeine Körperform zu idealisieren. Weder dick noch schlank, auch nichts dazwischen. Wichtig ist, dass auch übergewichtige Menschen den Wert ihres Körpers erkennen können. Nicht nur dünne Menschen oder Personen mit sichtbaren Muskeln sollen als schön gelten. Es ist für das eigene Wohlbefinden wichtig, Frieden mit dem eigenen Spiegelbild zu schließen und von Normen befreit zu sein.

Dafür brauchen wir online Vorbilder. Influencer und Influencerinnen, die das Prinzip der echten „Selbstliebe“ näherbringen. Denn wenn sich Menschen durch Body-Positivity-Bewegungen online offener zeigen, können wir auch im Offline-Leben öfter zu uns selbst stehen.