Soziales

Mentoringprogramm „Balu und Du“: Eine besondere Freundschaft

Richmond und Matthias stehen auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt. Darüber der Text: "Wenn aus Ehrenamt Familie wird."
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Bei „Balu und Du" verbringen Ehrenamtliche Freizeit mit Schüler*innen. Auch Richmond und Mathias in Frankfurt machen mit. Und nicht nur das.

Richmond und Mathias Westermann sind wie Geschwister. Seit zweieinhalb Jahren verbringen die beiden Zeit miteinander. Kennengelernt haben sie sich durch das bundesweite Mentoringprogramm „Balu und Du“.

Wie funktioniert „Balu und Du“? Studierende als Mentor*innen für Kinder

Wie bei der Geschichte im Dschungelbuch trifft das Kind, also Mogli, auf eine*n Ehrenamtliche*n, Balu. Die Studierenden kümmern sich ehrenamtlich ein Jahr lang für einen Nachmittag pro Woche um ein Kind.

Im Video oben kannst du sehen, warum für Richmond und Mathias dieses Programm nur ein Beginn für die beiden „Brüder“ war. Unsere Redaktion hat sie bereits 2023 in den Frankfurter Zoo begleitet. 

Vom Ehrenamt zur Familie: Entstehen einer Freundschaft

Das Ehrenamt ist offiziell vorbei, aber die beiden treffen sich weiterhin einmal die Woche. Für Mathias ist das eine Herzenssache: „Ich bin nicht mehr mit dem Gedanken dabei, ich mache etwas ehrenamtlich.“

Das ist schon Familie und gehört fest zu meinem Alltag.

Inzwischen ist Richmond elf Jahre alt. Er freut sich über Mathias volle Aufmerksamkeit. „Wenn ich keine Hausaufgaben aufhabe, dann ist es langweilig und ich schaue nur ins Handy. Mit Mathias habe ich mehr Spaß und bin ich sehr oft draußen“, sagt er.

Während des Mentoringprogramms wurden die Kosten für die Aktivitäten übernommen. Heute gibt der ehemalige Student bis zu 90 Euro pro Monat für die gemeinsame Zeit aus.

Mehr als nur ein Mentoringprogramm

Der 9-jährige Richmond sieht zum ersten Mal einen Bären im Frankfurter Zoo. Sie stehen vor dem Gehege.
epd-bild/Tim Wegner

Rückblick: Besuch im Frankfurter Zoo März 2023

„Boah, da ist ja ein Bär!“, ruft Richmond mit weit aufgerissenen Augen und rennt zum Gehege. Der 9-Jährige betrachtet die Bären gespannt und fragt Mathias, wie sie heißen. „Das müssten Braunbären sein“, erwidert der Student.

Programm für Kinder aus prekären Verhältnissen

Richmond runzelt die Stirn, zeigt auf die Tiere und stellt fest: „Nein, die sind doch schwarz.“ Er ist gerne mit Mathias unterwegs und hastet weiter, Richmond ruft, dass er heute im Zoo auch unbedingt eine große Schlange sehen möchte.

Der Junge lebt mit fünf Geschwistern in der Frankfurter Nordweststadt, einem Viertel mit schlechtem Ruf. Der Business-Administration-Student und Richmond kennen sich durch das bundesweite Mentoringprogramm Balu und Du.

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Persönliche Entwicklung im Mentoringprogramm: Wie Mogli und Balu

Der Name stammt aus der Geschichte im Dschungelbuch. Richmond (Mogli) verbringt Zeit mit Mathias (Balu). Durch diese exklusive Zeit miteinander sollen die Kinder in ihrer persönlichen Entwicklung gefördert werden. Das Selbstwertgefühl und die positiven Eigenschaften des Kindes stärken, all das seien einige der Ziele des Projekts, betont „Balu-und-Du“-Koordinator Mathias Elosge.

Während des Programms werden die Grundschüler von ihrer Lehrkraft vorgeschlagen. Mitarbeitende des Programms wählen dann ein passendes Tandem aus. Die Ehrenamtlichen dürfen zwischen 17 und 30 Jahre alt sein.

Mathias und Richmond sind fasziniert von der Vielfalt im großen Aquarium. Ein großer Fisch im Vordergrund schwimmt vorbei.
epd-bild/Tim Wegner
Mathias und Richmond sind fasziniert von der Vielfalt im großen Aquarium.

Im Exotarium des Zoos angekommen, ist Richmond über die Trägheit der großen Schlange enttäuscht, „die bewegt sich ja gar nicht“. Mathias zeigt ihm ein Krokodil und die giftigen Kröten. Der 21-Jährige ermahnt Richmond aber auch, als er Schildkröten durch die Scheibe erschrecken möchte.

„Balu und Du“-Patenschaften in Frankfurt

Zwischen Mai 2022 und April 2023 haben sich Richmond und Mathias immer donnerstags getroffen. Daneben hat Mathias sich auch mit Koordinator Mathias Elosge von „Balu und Du“ in Frankfurt ausgetauscht. Zum Programm gehörte auch ein Online-Tagebuch über die Treffen.

Mathias Elosge hat dieses Mogli-Balu-Tandem zusammengebracht. Das Projekt gibt es seit 2007 bei den Erziehungswissenschaften an der Goethe-Universität. Für die Wahl der beiden sei sein Bauchgefühl entscheidend gewesen, sagt Elosge. Aber auch das gemeinsame Hobby habe eine Rolle gespielt: beide spielen Fußball. 2023 haben die Mitarbeitenden von „Balu und Du“ in Frankfurt 30 Tandems begleitet.

Richmond und Mathias fühlen sich wie Brüder

Richmond sitzt auf einem künstlichen blauen Löwen vor dem Eingang des Frankfurter Zoos. Mathias steht hinter ihm.
epd-bild/Tim Wegner

Schon damals beschreiben Richmond und Mathias ihre Beziehung wie die von Brüdern. Sie lachen viel, aber es wird auch deutlich, dass Mathias Führung übernimmt und Grenzen aufzeigt.

Gemeinsames Hobby Fußball schafft Vertrauen

Durch das Fußballspielen seien sie sich anfangs näher gekommen und hätten Vertrauen aufgebaut, erzählt Mathias. „Ich schieße die meisten Tore“, wirft Richmond ein. Damals holt der Student Richmond von der Schule, dem Hort oder von zu Hause ab.

„Ich darf dann auch mal hupen und Knöpfe im Auto drücken“, sagt Richmond. Während des Mentoringprogramms waren sie unter anderem gemeinsam in der Trampolin-Halle, im Schwimmbad und der Eissporthalle. 

Bedeutung von „Balu und Du“ für Kinder wie Richmond

Für Mathias ist die Zeit mit Richmond auch wertvoll. Da er eine unbeschwerte Kindheit hatte, wolle er etwas zurückgeben. Die beiden können über alles reden, auch ihre Gefühle. Und auch den Rest der Familie kennt Mathias gut. Im Anschluss an ihre Treffen gehe er immer noch mit nach Hause, um gemeinsam Abend zu essen und mit Richmond Fußballkarten zu spielen. Richmond wirft ein: „Mathias isst so scharf, so scharf isst nicht mal meine Mutter.“

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