Vorbilder & Idole

5 Frauen, die uns wirklich beeindrucken

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5 Frauen, die uns beeindrucken

Diese Frauen machen Deutschland und auch uns ein bisschen besser: Lerne hier 5 Frauen kennen, die uns wirklich inspirieren.

25-Jährige an der Spitze der evangelischen Kirche

Anna-Nicole Heinrich will Neues wagen.
epd/Thomas Lohnes
Anna-Nicole Heinrich ist 25 Jahre und schon Präses der EKD.

Anna-Nicole Heinrich ist seit Anfang Mai Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland. Das ist übertragen auf die Politik so etwas wie die Bundestagspräsidentin. Das Besondere: Die Philosophiestudentin ist gerade mal 25 Jahre alt. Ihre Vorgängerin Irmgard Schwaetzer hatte mit 79 Jahre gut dreimal so viel Lebenserfahrung. „Meine Kirche hat Mut gezeigt, mich in dieses Amt zu wählen“, sagt Anna-Nicole Heinrich denn auch.

Im Videopodcast „UK.Talk!“ mit dem Journalist und Theologen Gerd-Matthias Hoeffchen, verbreitet die junge, selbstbewusste und engagierte Frau Optimismus:

Wir müssen sparen, wir werden kleiner werden, aber das heißt nicht, dass wir deshalb an Wirkkraft verlieren müssen.

Die „sehr gute Botschaft“ der evangelischen Kirche will Heinrich stärker in die Gesellschaft tragen. Es bringt nichts, sich immer nur mit Menschen zu unterhalten, die der gleichen Meinung sind. Sie will den anderen annehmen, wie er oder sie ist und auch einmal einen Dissens aushalten.

Ganz wichtig sind ihr Netzwerke, denn dort „finde ich viele Kompetenzen“. Im Zweifelsfall will sie „einfach mal machen“, anstatt neue Dinge im Vorfeld tot zu diskutieren. „Wenn sie scheitern, dann machen wir halt nicht mehr“, sagt sie. Beim ersten Hackathon unter der Schirmherrschaft der EKD an dessen Entstehung sie maßgeblich beteiligt war, kann von scheitern aber keine Rede sein. Etwa 700 Menschen haben 48 Stunden lang Ideen für die Zukunft der Kirche gesammelt.

Anja Caspary: „Wie kann ein Gott so viel Scheiße zulassen?“

Anja Caspary ist die Musikchefin von Radioeins.
privat/RBB
Anja Caspary ist die Musikchefin von Radioeins.

Anja Caspary führt ein wunderbares Leben: eine liebevolle Beziehung, zwei Wunschkinder mit ihrem Traummann, einen tollen Beruf. Bis zum 31. August 2015. Dann ändert sich alles – von jetzt auf gleich. Es ist der Tag, an dem sie ihren Vertrag als neue Musikchefin von Radio Eins des Senders Radio Berlin-Brandenburg unterschreiben will. Das erste Mal in ihrem Leben eine feste Stelle, mit monatlichem Gehalt und Absicherung. Vorher fährt sie noch schnell zur Mammografie. Routine, denkt sie. Sie lebt gesund, achtet penibel auf ihre Ernährung, treibt viel Sport. Der Befund: Tumore in beiden Brüsten.

Sie geht zu ihrem Motorrad und denkt: „Das Leben ist vorbei.“ Wenige Stunden danach - noch unter Schock – unterschreibt sie. Ohne großes Bohei lässt sie sich wenig später beide Brüste abnehmen. Und arbeitet weiter.

Wenige Monate nach ihrer Diagnose erkrankt ihr Mann Hagen Liebing. Der ehemalige Bassist der Deutschrockgruppe „Die Ärzte“ leidet an einem bösartigen, schnell wachsenden Hirntumor. Eine Operation ist nicht möglich. Er stirbt im Herbst 2016.

"Wie kann ein Gott so viel Scheiße zulassen?“

fragt sie. Anja Caspary geht fast kaputt an ihrem Schmerz. Aber sie rappelt sich hoch. Als eine Art Therapie schreibt sie die Geschichte auf. Sie findet nicht nur ehrliche Worte für ihre Krankheiten, sondern auch für ihre sehr große Liebe.

Buch-Tipp

Anja Caspary: „In meinem Herzen steckt ein Speer“; Ullstein-Verlag 2020; 288 Seiten; 16,99 Euro.

„Ich habe ja auch sehr lange gesucht“, sagt sie und lacht. Mit 16 hatte sie den ersten Freund, für immerhin ein Jahr. „Dann waren es immer nur drei bis sechs Monate, ich durfte ja keine Zeit verlieren mit dem Falschen.“ Sie wollte unbedingt Kinder haben, aber nicht alleine. Sie wechselt die Strategie. „Ich habe mir nicht mehr die Coolheimer in der Disco ausgesucht, die vom Rand dem Treiben zusehen. Ich habe nur noch auf die geschaut, die tanzen, die keine Angst haben, sich zu blamieren“, verrät sie. Der Erfolg: Hagen, die Liebe ihres Lebens. Er ging, sie blieb – für die Kinder.   

Sophie Frühwald: Gemeinsam sind wir stark

Sophie Frühwald ist Landesvorsitzende der Jusos in Hessen.
privat/SPD
Sophie Frühwald ist Landesvorsitzende der Jusos in Hessen.

Sophie Frühwald, Jahrgang 1996, lebt in der Marburger Oberstadt in einer bunt gemischten Wohngemeinschaft. Der Vater ist Theologe, die Mutter Theologin. Mit acht Jahren war sie auf ihrem ersten Kirchentag. Und was macht Sophie? Richtig! Sie ist Theologin. Zumindest hat sie das erste Examen in der Tasche. Ihr Vikariat, also die praktische Ausbildung, schiebt sie noch ein bisschen raus.

Aber sie ist noch viel mehr. Zum Beispiel auch Landesvorsitzende der hessischen Jusos. Im Moment arbeitet sie bei der SPD Marburg-Biedenkopf und schreibt ihre Doktorarbeit. Sie setzt sich besonders ein für Bildungsgerechtigkeit. Ihre politische Laufbahn begann mit 14 in Sachsen-Anhalt, als Internatsschülerin. Geboren ist sie in Oberfranken, zum Grundstudium war sie in Hamburg, dann kam sie nach Marburg – und blieb.

Dort ist sie kommunalpolitisch in Marburg-Mitte aktiv. Feministin ist sie auch. Sie findet Frauen und Männer unterschiedlich bewertet. Hart verhandelnde Frauen würden als zickig oder aggressiv gelten, Männer dagegen als meinungsstark. Mit ihr geht es bei den Jusos digitaler zu, zum Beispiel sind sie jetzt bei Instagram. Als Jüngere einen Tik-Tok-Account für die Jusos vorschlugen, winkte sie ab.

Das ist nicht mein Format.

Wenn sie mal Zeit hat für sich, liest sie gerne, kocht und reist. Außerdem ist sie leidenschaftlicher Fußballfan. „Gemeinsam sind wir stark“, dieses Motto gilt für sie im Fußball wie in der Politik.

Fränzi Kühne: Digitale Altenpflegerin erklärt älteren Vorständen die Zukunft

Sie ist Deutschlands jüngste Aufsichtsrätin: Fränzi Kühne.
Tom Wagner
Sie ist Deutschlands jüngste Aufsichtsrätin: Fränzi Kühne.

Fränzi Kühne ist Jahrgang 1983. Mit 34 wurde sie Deutschlands jüngste Aufsichtsrätin - bei dem börsennotierten Telekommunikationsunternehmen Freenet. Die Berlinerin saß zu Schulzeiten lieber mit lila gefärbten Haaren im Park anstatt zu lernen. Während ihres Jurastudiums lernte sie Christoph Bornschein und Boontham Temaismithi kennen. Sie schmiss die Uni und gründete 2008 mit den beiden die erste Social-Media Agentur Deutschlands. TLGG heißt die Firma, eine Abkürzung für Torben, Lucie und die gelbe Gefahr. Die Agentur, die inzwischen 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat, berät Bundesministerien und Konzerne wie Lufthansa, BMW und die Deutsche Bahn. 2015 hat das Trio sein Unternehmen an die US-Firma Omnicom verkauft.

Bis 2020 blieb Fränzi Kühne in der Geschäftsführung. Die digitale Altenpflegerin, wie sie sich selbst bezeichnet, erklärt älteren Vorständen, wie die Zukunft aussehen wird. Das tut sie scheinbar so gut, dass die Herren der freenet AG auf sie aufmerksam wurden. Sie suchten eine junge Kandidatin für ihren Aufsichtsrat. Fränzi Kühne trat in Turnschuhen vor rund 600 Aktionäre und hielt ihre erste Rede auf großer Bühne.

Das war einer der schlimmsten Momente in meinem Leben.

sagt sie, die sich als eher scheu bezeichnet. Verkleiden, verstellen, verkomplizieren? Nicht ihr Ding! Fränzi Kühne findet, dass alle am besten entspannt und sie selbst bleiben sollten.

Buch-Tipp

Fränzi Kühne: „Was Männer nie gefragt werden“; Fischer Taschenbuch 2021; 240 Seiten; 14 Euro.

Aktuell arbeitet sie als Autorin und Beraterin, ist Mitglied des All-Bright-Stiftungsrates sowie Ko-Initiatorin der Kampagne „Ohne Frauen. Ohne uns“. Seitdem sie Aufsichtsrätin ist, muss sie Fragen beantworten, die Journalistinnen und Journalisten Männern in gleichwertiger Position nicht stellen. Darüber ärgerte sie sich. Es sei immer um Klamotten, Aussehen und Familienpflichten gegangen. Ihr Thema, die Digitalisierung, blieb weitgehend unerwähnt.

Früher war sie gegen die Frauenquote, heute ist sie dafür. Sie möchte Vorbild sein für junge Frauen, schon allein aus persönlichen Gründen: Sie hat zwei kleine Töchter. Ihnen hat sie ihr Buch „Was Männer nie gefragt werden“ gewidmet.

Luisa Neubauer: Klimaaktivistin

Luisa Neubauer von Fridays for Future
epd/Thomas Lohnes
Luisa Neubauer von Fridays for Future

Junge Menschen für Politik zu interessieren. Daran scheitern die meisten Poltiker:innen. Aber eine Frau hat das in letzter Zeit besonders gut hinbekommen. Dabei geht es ihr in erster Linie weniger um ein politisches, sondern vielmehr um ein globales Problem: Den Klimawandel. Luisa-Marie Neubauer. Mit Ihrer Organisation von Klimastreiks als führende Aktivistin der Fridays for Future-Bewegung in Deutschland wurde sie schnell bekannt.

Mitreißen konnte sie damit tausende von Jugendlichen - bis heute. Auch politische Größen wie Barack Obama oder Emmanuel Macron haben mit ihr bereits gesprochen. Auf dem Ökumenischen Kirchentag diskutierte sie kürzlich mit Angela Merkel über Klimaschutz und Demokratie in der Krise.

Ich finde es, ehrlich gesagt, sehr schwierig, sozusagen Klimaschutz mit einem 'Aber wir sind in einer Demokratie'-Nebensatz einzurahmen. Denn es impliziert, es sei die Demokratie, die uns im Weg steht.

Für ihren schlagfertigen Einsatz in der Öffentlichkeit geschätzt, für Ihre Ansichten von Manchen kritisiert. Dennoch von vielen – besonders von Jüngeren - als Vorbild gesehen. Denn sie steht hinter ihren Überzeugungen und Moralvorstellungen und inspiriert damit eine ganze Generation sich politisch zu engagieren. Dadurch stärkt sie die Debatte und ist seit 2019 in Themen der Klimakrise und sozialer Ungerechtigkeit nicht mehr wegzudenken.