Neue Generation

25-Jährige bekleidet Spitzenamt in der evangelischen Kirche

Philosophie-Studentin Anna-Nicole Heinrich
epd-bild/Jens Schulze

Eine Philosophie-Studentin an der Spitze der Evangelischen Kirche? Das ist neu und vielleicht sogar bahnbrechend.

Bei der Frühjahrstagung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist die Philosophie-Studentin Anna-Nicole Heinrich an die Spitze der Synode gewählt worden. Die 25-Jährige aus Regensburg setzte sich am Samstag bei der digitalen Sitzung des Kirchenparlaments überraschend gegen die 41-jährige Richterin und Grünen-Politikerin Nadine Bernshausen aus Marburg durch. In den inhaltlichen Debatten ging es erneut um das Engagement der Kirche bei der Seenotrettung.

EKD-Synode

Der Synode - das Kirchenparlament - steht ein Präsidium mit sieben Mitgliedern vor.

Gibt es einen Generationenwechsel in der Kirche?

Die evangelische Kirche debattiert derzeit intensiv, wie sie mit Mitglieder- und Relevanzverlust in der Gesellschaft umgehen soll. Anna-Nicole Heinrich warb in ihrer Vorstellungsrede vor den Synodalen für eine „optimistische Perspektive hinaus in die Weite“, wenngleich sie begleitet sein werde „von Sparmaßnahmen, Rückbau und Umbau“. „Als Präses möchte ich für eine hoffnungsvolle, integrierende und pragmatische Kirche stehen“, sagte sie.

Der Ratsvorsitzende Bedford-Strohm sprach sich in seinem Bericht vor den Synodalen für eine neue Sicht auf sinkende Mitgliederzahlen und Sparmaßnahmen aus. Er forderte eine „geistliche Grundhaltung, die nicht von Knappheit, sondern von Fülle geprägt“ sei. Die Synode hatte neben den zwölf Leitsätzen auf ihrer letzten Tagung im November auch eine Finanzstrategie beschlossen, die Einsparungen in Höhe von 30 Prozent des Haushaltsvolumens von 2019 bis 2030 vorsieht.

Wird es Fortschritte beim Thema Missbrauch in der Kirche geben?

Bedford-Strohm sagte zudem eine Einigung mit dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, über eine unabhängige Aufarbeitung in diesem Jahr zu. Die EKD verhandelt derzeit mit Rörig über eine Vereinbarung ähnlich der, die die katholische Kirche im vergangenen Jahr bereits unterzeichnet hatte.

Engagement der Kirche bei der Seenotrettung

Ein dominierendes Thema in der Debatte nach dem Ratsbericht war die Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer. Einige Synodale, darunter die FDP-Bundestagsabgeordnete Linda Teuteberg, kritisierten, dass auf dem Rettungsschiff „Sea-Watch 4“, das auch mit kirchlichen Spenden unterstützt wird, eine Antifa-Flagge weht. Es müsse von der Kirche eine deutliche Distanz zu jeglicher Art von Extremismus geben, sagte sie mit Blick auf im Namen der Antifa begangene Gewalttaten.

 

Die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt, die ebenfalls der Synode angehört, widersprach: In der evangelischen Kirche werde keine Art von Gewalt toleriert. Sie freue sich, dass die Kirche wahrgenommen werden als diejenige, die „mit Ideen, Vorschlägen und praktischer Hilfe unterwegs“ sei.

Bedford-Strohm hatte selbst unterstrichen, dass es zwischen ihm und dem Trägerverein für das Schiff „unterschiedliche Auffassungen“ über Sinn und Bedeutung der Flagge gebe. Für Gewalt gebe es für ihn keine Rechtfertigung. Die Diskussion über die Flagge finde er aber „absurd“. Das Entscheidende sei, dass das Schiff Leben ret