Kirche hat das Evangelium, die Botschaft von der Liebe Gottes zu allen Menschen, in diese Welt hineinzutragen. Sie hat einen Auftrag.
Das Evangelium ist eine Botschaft für jede und jeden einzelnen. Dabei geht es darum, dass Menschen sich ganz persönlich mit ihrem Leben Gott anvertrauen – mit ihren Fragen, ihren Zweifeln, ihrer Sehnsucht nach erfülltem Leben, ihrer Suche nach Orientierung und auch mit ihrem Versagen und ihrer Schuld und vielem mehr.
Das Evangelium ist aber ebenso eine Botschaft an diese Welt. Es ist die Botschaft, dass das Reich Gottes in dieser Welt begonnen hat – als eine Wirklichkeit, die Menschen dazu bewegt, nach Gerechtigkeit und Frieden zu streben. Jesus hat die Nähe des Reiches Gottes verkündigt und aus dieser Nähe heraus Menschen das Vertrauen in die Liebe Gottes zugesprochen.
Das Evangelium weiterzugeben bedeutet nun beides: in Wort und Tat weiterzugeben, was Gottes Liebe für jede und jeden Einzelnen und diese Welt bedeutet.
Beides greift dabei ineinander. Kirche, die aus dem Evangelium heraus lebt und so auf die verändernde und gestaltende Kraft von Gottes Liebe vertraut, ist Kirche in der Welt und sie nimmt daran Anteil, wie Menschen zusammenleben und ihr Zusammenleben organisieren.
Die Aufgabe der Politik ist es, ein gutes, gerechtes und friedliches Zusammenleben zu gestalten. Weil Kirche sich um Menschen sorgt, kann es ihr nicht egal sein, wenn es unrecht und ungerecht zugeht, wenn Gewalt herrscht, wenn Menschen ausgebeutet oder diskriminiert werden, wenn Menschen auf der Flucht zu Tode kommen, wenn die Ressourcen dieser Welt hemmungslos verbraucht werden, wenn die einen auf Kosten der anderen leben.
Abgesehen davon, dass Menschen, die nichts tun, auch politisch handeln, ist Kirche um des Evangeliums willen geradezu verpflichtet, mit dem Blick des Evangeliums auf diese Welt zu schauen und das auch zu sagen.
Die Frage ist nun allerdings, wie ein politisches Engagement von Kirche aussehen kann. Ein Irrweg, den es leider in der Geschichte auch in unterschiedlichen Varianten gegeben hat, ist, dass Kirche selbst politische Macht anstrebt.
Diesen Weg hat Jesus mit den Worten zurückgewiesen, als er gesagt hat
Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist.
Das ist eine Warnung, als Kirche selbst nach politischer Macht zu streben. Aber: In einer Demokratie sind alle Bürgerinnen und Bürger gefordert, politische Verantwortung zu übernehmen. Deshalb ist es gut, wenn Menschen sich bewusst als Christinnen und Christen in der Politik engagieren.
Die Kirche selbst tut dabei gut daran, keine Parteipolitik zu machen.
Es geht vielmehr darum, vom Evangelium her Perspektiven in die politische Debatte und Entscheidungsfindung einzubringen. Vor allem aber geht es darum, für die einzutreten und die Sicht derer einzunehmen, die schwach sind, an den Rand gedrängt oder gar ausgeschlossen werden. Der Leitfaden ist das Evangelium, das allen Menschen gilt.