„Christ-sucht-Christ.de“ ist ein Dating-Portal für Christen. Was daran ist speziell christlich? „Unsere Wertvorstellungen beruhen auf den Zehn Geboten und es gibt ein gewisses Niveau der Kommunikation“, sagt der Gründer. Es gibt aber nur die Suchfunktionen „Sie sucht Ihn“ und „Er sucht Sie“. Das ist speziell unchristlich, denn auf diesem Portal darf Sie nicht Sie suchen, Er nicht Ihn. Wobei der Name „Christ sucht Christ“ etwas Anderes in Aussicht stellt. Aber das ist vielleicht einer grundsätzlichen Aversion gegen die weibliche Form geschuldet.
Warum darf Sie nicht Sie suchen, Er nicht Ihn? Weil in der Bibel zu lesen sei, dass der Mann nicht beim Manne liegen soll (3. Mose 20,13). Nur: damit ist keine gleichgeschlechtliche Beziehung gemeint. Es handelt sich auch keineswegs um eine moralische Bewertung, sondern steht im Zusammenhang damaliger ritueller Gebräuche. Viele Menschen beteten Göttinnen und Götter an, es gab Tempelorgien mit viel Sex. Vor diesem Hintergrund bewegte sich das Volk Israel. Und nun bekam es von Gott, dem alleinigen Gott, allerlei Verhaltensmaßregeln. Es braucht also einen kulturellen und historischen Hintergrund, um zu verstehen, was damit gemeint ist. Und das gilt für alle biblischen Texte.
Homosexualität, schwul, lesbisch – diese Bezeichnungen kennt die Bibel gar nicht. Die Vorstellungen von einer homosexuellen Partnerschaft gab es damals noch nicht. Davon spricht man erst seit Beginn des 19. Jahrhunderts. Biblische Worte und Texte werden gerne dann als verbindlich angeführt, wenn sie das bestätigen, was man selbst für gut hält, siehe Christ-sucht-Christ.de. Tun sie das nicht, werden sie als Zeugnisse einer vergangenen Lebenswelt abgehakt.
Dazu kommt: Die Bibel ist nicht einfach ein Buch. Die Bibel ist ein Prozess über viele, viele Jahrhunderte. Es sind viele kleine und große Geschichten, ungezählte Autoren, wahrscheinlich auch Autorinnen. Die Bibel, das ist: erzählen, niederschreiben, überarbeiten, aussortieren und bewahren – aus der jeweiligen Lebenssituation heraus. Deshalb müssen wir herausarbeiten, wie wir uns heute als Christin oder Christ mit Blick auf Homosexualität positionieren.
Das ist nicht schwer.
Denn klar ist: Wir alle sind nach Gottes Ebenbild wunderbar geschaffen – in aller Einzigartigkeit und Vielfalt.
Sexualität eingebettet in einen Beziehungsrahmen gehört zum menschlichen Dasein – in all ihren Ausprägungen. Und deshalb darf Sie auch Sie suchen und Er Ihn. Und hoffentlich finden. Mit Gottes Hilfe. Vielleicht auch bald bei Christ-sucht-Christ.de.
Christliches Dating-Portal ist unchristlich