Soziales

„Land unter“: Mail-Seelsorge für junge Menschen

Luca, Julia und Sina machen Seelsorge
Aaron Kniese
Luca, Julia und Sina (von links) von der Mail-Seelsorge „Land Unter“

Einsamkeit, toxische Beziehungen, Weltschmerz: die Ehrenamtlichen aus der „jugend-kultur-kirche sankt peter“ in Frankfurt helfen mit einer Mail-Seelsorge jungen Menschen bei ihren Sorgen

Anonym über Sorgen, Ängste und Probleme schreiben: das können junge Menschen bei „Land unter“, der Mail-Seelsorge der jugend-kultur-kirche „sankt peter“.

Rund 20 ehrenamtliche Seelsorger*innen im Alter von 18 bis 30 Jahren schreiben den Jugendlichen über ihre Probleme. Sie alle wurden bei „sankt peter“ ausgebildet. 

Anonyme Mail-Seelsorge

„Wir behandeln alle Themen, die nicht akut sind“, erklärt Julia Piretzis. Sie ist Pfarrerin und leitet das Seelsorge-Team. „Unsere Seelsorge ist anonym, persönlich und kostenlos“, sagt sie weiter. Menschen, die sich an die Mail-Seelsorge wenden, bekämen innerhalb von 48 Stunden eine Antwort

Seelsorge: wenn es dir nicht gut geht

Unter diesen Nummern errechst du die Telefonseelsorge

☎ 0800 / 111 0 111 oder

☎ 0800 / 111 0 222 oder

☎ 116 123 

mit der Telefonseelsorge kannst du auch chatten.

Zur Chatseelsorge

Angebote für akute Seelsorge

Für akute Notfälle, wie zum Beispiel Suizidgedanken, verweist „Land unter“ auf der Website auf die Telefon-Seelsorge und auf Seelsorge-Chats, die rund um die Uhr erreichbar sind.

„Bei der Mail-Seelsorge haben wir Zeit und Raum für längere Nachrichten und Antworten“, erzählt Sina. Sie ist 26 und ist ehrenamtliche Seelsorgerin. „Bei Chat-Seelsorge-Angeboten schreiben die Menschen oft mit unterschiedlichen Seelsorger*innen. Und Ad-Hoc-Antworten können auch verschrecken.“

Außerdem habe die Mail-Seelsorge auch einen Vorteil für die Seelsorger*innen: „Wir müssen nicht sofort antworten“, sagt Sina. „Ich finde es gut, dass ich auch einmal länger überlegen kann, was ich zurückschreibe.“ Sina will mit ihrem Ehrenamt jungen Menschen in schwierigen Situationen helfen und ihnen zeigen: „Du bist nicht allein.“

Seelsorge-Ausbildung

Die Ausbildung als ehrenamtliche*r Seelsorger*in dauert insgesamt 40 StundenÜber drei Monate lernen die Ehrenamtlichen an mehreren Wochenenden in „sankt peter“, wie man Seelsorge-Mails schreibt, aus welchen Gründen sich Menschen an Seelsorge wenden und beschäftigen sich dabei auch mit ihrer eigenen Biografie. 

Einsamkeit ist das größte Thema

Einsamkeit ist eines der größten Probleme von jungen Menschen, erzählt Julia. Auch durch die Corona Pandemie haben sich Jugendliche isoliert.  Viele schreiben aber auch von Problemen in der Familie oder in der Schule, oder wie schwer es sei, einen Therapieplatz zu bekommen

Luca ist 24 und wie Sina ehrenamtliche Seelsorgerin bei „Land unter.“ „Die Stunde, die ich mir Zeit nehme, kann ein Leben verändern“, sagt sie. Die Seelsorger*innen stellen bei ihrer Arbeit aber auch Bezüge zu den Problemen der jungen Menschen her. „Das kenne ich“ oder „So ging es mir auch mal“ würden oft helfen, sind sich Sina und Luca einig. 

Die Seelsorger*innen

  • klären bei ihrer Arbeit auf
  • helfen bei der Vermittlung an Therapeut*innen
  • schaffen neue Perspektiven.

Viele junge Menschen haben auch Zukunftsängste. So seien auch die Klimakrise, Kriege, das Gefühl der Überlastung oder der Rechtsruck in der Gesellschaft oft Thema, sagt Pfarrerin Julia. Der Zeitaufwand für die ehrenamtlichen Seelsorger*innen liegt bei ca zwei Stunden pro Woche. Dabei sprechen sich die Seelsorger*innen ab, wer gerade wie viel Zeit und Kapazitäten zum Antworten auf die eingehenden Mails hat. 

Digitales Ehrenamt

Hast du schon mal Erfahrungen mit Seelsorge sammeln können? Erzähl uns davon gerne via Social-Media: 

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„Die Mail-Seelsorge kann von überall gemacht werden“, sagt Julia. Auch sie selbst wohnt nicht mehr in Frankfurt, und die Ehrenamtlichen können auf die Mails von überall in der Welt antworten. Egal ob Auslandssemester, Urlaub oder nach einem Umzug. Pfarrerin Julia findet kostenlose und niedrigschwellige Angebote für Jugendliche wie die Mail-Seelsorge sind wichtig, weil jeder Mensch ein offenes Ohr für die eigenen Probleme finden sollte.

Regeln für die Seelsorger*innen

Die Seelsorger*innen haben klare Regeln für ihre Arbeit. Die Seelsorge ist anonym und alle Nachrichten stehen selbstverständlich unter der Schweigepflicht. Wenn die Probleme der Menschen akut werden, leiten die Seelsorger*innen die Menschen an ein entsprechendes Angebot weiter.

Nach beantworteten Nachrichten warten die Seelsorger*innen drei Tage, bis sie erneut antworten, da sie keine Abhängigkeit schaffen wollen und auch auf sich selbst und ihre mentale Gesundheit achten sollen. Die Seelsorger*innen besprechen sich regelmäßig und teilen sich die eingehenden Nachrichten auf.