Inklusion

Kirche verschenkt: Wohnungen für Menschen mit Behinderung

Der Innenraum der Johanneskirche in Bad Nauheim
epd-bild/Heike Lyding

Wohnen statt beten: In die Bad Nauheimer Johanneskirche soll eine inklusive WG einziehen. Dafür wird die Kirche verschenkt.

Kannst du dir vorstellen, in einer Kirche zu wohnen? Das ist gar nicht so abwegig, denn immer mehr Kirchen bekommen einen neuen Zweck, manchmal als Wohngebäude. Wenn so etwas passiert, heißt das Umwidmung. 

So etwas ist auch in Bad Nauheim geplant. Hier hat die evangelische Kirchengemeinde ihre Kirche quasi verschenkt. Für einen symbolischen Euro geht die Johanneskirche an einen Verein, der hier eine WG für Menschen mit Behinderung plant. 

Die Johanneskirche in Bad Nauheim von außen
epd-bild/Heike Lyding

Obwohl das Gebäude in der Innenstadt liegt, ist sie zuletzt kaum noch genutzt worden. Das liegt unter anderem daran, dass die Bad Nauheimer Kirchengemeinde gemeinsam mit sechs anderen sich zu einem sogenannten Nachbarschaftsraum zusammen geschlossen hat. Alle gemeinsam haben bislang acht Kirchengebäude besessen. 

Die Johanneskirche müsse sowieso saniert werden. Die Toiletten und die Heizung wären fällig und die Kosten für den Erhalt würden ständig steigen, erklärt die Gemeinde. Bei immer weniger Kirchenmitgliedern müssen viele Gemeinden Gebäude abgeben. Das Bad-Nauheimer Projekt könne für sie als „Modell“ dienen, erklärt Ulrich Schröder. 

Als Vorsitzender vom Kirchenvorstand beschreibt er die Entscheidung als jahrelangen Prozess. Hierbei sei auch auf die Gefühle der Gemeindemitglieder gegenüber dem Gebäude eingegangen. Schröder freue sich „nun eine gemeinwesenorientierte Nutzung gefunden“ zu haben. 

Wohnen für Menschen mit Beeinträchtigungen ist in unserer Gesellschaft sehr schwer. Das zu unterstützen, ist Diakonie im ganz unmittelbaren Sinne“, sagte Pfarrerin Meike Naumann. Sie finde es „wunderbar, dass die Kirche in gute Hände kommt“ und hoffe, dass sie weiter auch eine Begegnungsstätte bleibt.

Innenraum der evangelischen Johanneskirche in Bad Nauheim
epd-bild/Heike Lyding

Der Förderverein Inklusion e.V. will für den Umbau 2,5 Millionen Euro investieren. Acht bis zehn Menschen mit Behinderung sollen hier gemeinsam wohnen. Gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd) erklärte der Vereinsvorsitzende Thomas Fritsch, dass der Verein ein benachbartes Grundstück von der Stadt Bad Nauheim gekauft habe. 

Das Wohnprojekt werde also aus der Johanneskirche und einem Neubau bestehen. In die Kirche kommen die Begegnungsräume wie Wohnzimmer und Küche. Hier sollen etwa gleichaltrige Menschen leben, die derzeit noch bei ihren Eltern wohnen. Unterstützt von einer Betreuungskraft soll so eine größtmögliche Selbstständigkeit möglich werden. Der Spatenstich soll im Herbst 2025 erfolgen.