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Inklusion

Kicken mit und ohne Behinderung: Bei Eintracht Hattersheim geht‘s

Spieler beim inklusiven Fußballclub Eintracht Hattersheim
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Fußball neu gedacht: Der Fußballclub Eintracht Hattersheim setzt neue Maßstäbe im Breitensport. Hier zählen nicht Leistungsdruck oder die Tabelle, sondern der Spaß.

von Moritz Pähler

Im Fußball geht es ums Gewinnen. Wer schießt mehr Tore, sammelt mehr Punkte und steht am Ende auf Platz eins? Nicht bei der Eintracht Hattersheim. In diesem Fußballverein spielen Menschen mit und ohne Behinderung Seite an Seite. Das Motto laut der Gründerin Tanja Klemm: „Die Menschen in die Gesellschaft integrieren, Bewegung fördern und eine Gemeinschaft bilden.“

Der inklusive Ansatz von Eintracht Hattersheim

Tanja Klemm ist selbst Mutter einer Tochter mit Behinderung. Keine Anbindung und fehlende Sportangebote gehörten für die mittlerweile erwachsene Tochter zum Alltag. Seither setzt sich Tanja Klemm für mehr Teilhabe, also Inklusion, ein. 

Deswegen hat sie im April 2023 den Fußballverein gegründet. Diese Sportart hat sie gewählt, weil der Sport „niedrigschwellig ist, alle zusammenbringt und damit eine gute Übung für das Miteinander ist“.

In der Mannschaft spielen Männer, Frauen und Kindern. Sie trainiert sonntags von 9.30 Uhr bis 11.15 Uhr. Viele SpielerInnen arbeiten in Behinderten-Werkstätten wie dem „Schlockerhof“ in Hattersheim vom evangelischen Verein für Innere Mission (EVIM). Dort arbeiten sie von Montag bis Freitag. Durch den Verein haben sie am Wochenende einen festen Termin, der allen Spaß macht. Beim Training kommen sie in Kontakt mit ihren FreundInnen.

Training von Eintracht Hattersheim

Spielerin im Training bei der Eintracht Hattersheim
epd-bild/Tim Wegner
Spielerin im Training bei der Eintracht Hattersheim

Die SpielerInnen trudeln nach und nach ab neun Uhr ein. Sie kommen mit dem Bus, der Bahn, dem Fahrrad oder werden gefahren. Nach einer „Guten Morgen Runde“ trainieren die SpielerInnen ihre fußballerischen Fähigkeiten an verschiedenen Stationen. Am Ende gibt es ein Abschlussspiel.

Fußballtraining an die eigenen Bedürfnisse angepasst

Bei Eintracht Hattersheim treffen Menschen mit körperlichen Einschränkungen auf Menschen mit psychischen Erkrankungen. „Das birgt Probleme und fordert Fingerspitzengefühl im Umgang“, sagt Tanja Klemm. Deswegen passt Trainer Lars Kloss im Training besonders auf und stimmt die SpielerInnen nach und nach aufeinander ab und sensibilisiert sie für die Bedürfnisse des Gegenübers.

Das heißt, beim Training gibt er denen Raum und Zeit, die das gerade brauchen. Der größte Erfolg für die Verantwortlichen liege aber gar nicht auf dem Platz, sondern sei dann, wenn sich die SpielerInnen untereinander helfen. „Wenn sie sich gegenseitig die Schuhe binden, krieg ich nen Klos im Hals“, sagt Tanja Klemm.

Ein paar SpielerInnen spielen schon seit der Kindheit Fußball, einige haben erst angefangen. Dadurch ist das Leistungsgefälle in der Mannschaft groß. Während manche unbedingt gewinnen und das entscheidende Tor schießen wollen, freuen sich andere, einen erfolgreichen Pass gespielt zu haben. Trainer Lars erinnert dann alle daran, dass es um den Spaß am Fußball geht und nicht um Tore oder Siege.

Trainer Lars umarmt einen Spieler
epd-bild/Tim Wegner
Für Trainer Lars geht es nicht nur um sportliche Erfolge

Eintracht Hattersheim könnte in einer Liga spielen, in der inklusive Vereine gegeneinander antreten. Stattdessen spielen sie gegen Teams aus der Region, deren SporterInnen keine Behinderung haben.

Gründerin Tanja Klemm sind die Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Behinderung wichtig. Sie möchte die Menschen sensibilisieren und darauf aufmerksam machen, dass ihre SpielerInnen ein gleichberechtigter Teil der Gesellschaft sind.

Ich möchte, dass meine Leute durch Hattersheim laufen und man sie kennt.

Tanja Klemm

Und dieses Ziel hat sie erreicht: Auf Spaziergängen durch die Stadt werden sie angesprochen und abgeklatscht. Die Menschen sagen: „Ach ihr spielt doch bei Eintracht Hattersheim.“ Für die Vereinsgründerin das Zeichen: Sie werden nach und nach wahrgenommen und integriert.

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Eintracht Frankfurt zu Gast

Ein Jahr nach der Gründung kann der Verein schon auf einige Erfolge blicken:

  • Freundschaftsspiele mit dem 1. FC-TSG Königstein und der SV Kriftel
  • Teilnahme am Carglass Soccer Cup in Köln
  • Ein Spiel auf der Frankfurter Fanmeile während der Fußball-Europameisterschaft der Männer in Deutschland

Aber das große Highlight bisher war, dass der Verein das Spiel der Eintracht Frankfurt Traditionsmannschaft gegen die FFH-Europamannschaft im Mai 2024 austragen durfte. Im Zuge dieses Events entstand der Slogan „Die andere Eintracht am Main“.

Tanja Klemm möchte den Verein weiterhin bekannter machen. Sie will die Menschen noch mehr in die Gesellschaft integrieren und beim Sportmachen unterstützen. Ihr Kollege und Schriftführer Holger Kleemann ergänzt noch ein weiteres ehrgeiziges Ziel, einmal im Deutsche Bank Park spielen, dem Stadion der Frankfurer Eintracht. Am liebsten natürlich gegen eine Auswahl des Bundesligisten.