Die Menschensucherin

Susanne Panter findet Väter und Mütter - (fast) immer

Die Menschensucherin Susanne Panter
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Was tun, wenn Adoptivkinder nach Mutter oder Vater suchen? Dann hilft Menschensucherin Susanne Panter. Aber: Nicht jeder will gefunden werden.

Neugierig, fast verbissen mit einer gewissen Penetranz, auf jeden Fall beharrlich. Nicht jedem und jeder würden diese Eigenschaften gefallen. Susanne Panter beschreibt sich damit selbst. Denn alle vier zusammen ergeben eine Mischung, die sie zu dem befähigt, was sie tut: Susanne Panter ist Menschensucherin.

Personensuche für jene, die nach ihrer Herkunft forschen

Etwas anders ausgedrückt: Sie bietet Herkunftsberatung an, das heißt, sie begleitet Menschen, die nach ihrer biologischen Abstammung forschen. Oder sie sucht über ihre Agentur „Wiedersehen macht Freude“ nach alten Freunden, verflossenen Beziehungen oder Klassenkameraden.

„Kürzlich“, erzählt sie, „kam ein älterer Herr auf mich zu. Der weiß gar nichts.“ Seine Eltern hatten ihm über Jahrzehnte hinweg nicht gesagt, dass er nicht ihr leibliches Kind ist. Als sie es dann taten, fügten sie hinzu: „Frag nicht weiter.“ Jetzt ist er 70 Jahre alt und hat angefangen zu fragen.

Anfangs hat sie Klassenkameraden gefunden

Susanne Panter lebt in der Nähe von Frankfurt in Liederbach. Sie bietet ihre Dienste seit 1996 an. Angefangen hatte sie damit, Frauen und Männer eines Jahrgangs zu suchen und Klassentreffen zu organisieren.

„Aber es kamen immer wieder Menschen auf mich zu und fragten: ‚Können Sie meine leiblichen Eltern suchen?‘ oder ‚Suchen Sie auch Geschwister!‘“ Darauf hat sie sich schließlich eingelassen. „Das hat natürlich mit meiner eigenen Biografie zu tun“, sagt die 53-Jährige, die ihren eigenen Vater erst mit 18 Jahren richtig kennengelernt hat.

Detektive arbeiten anders als Personensucher

Herkunftsberatung ist kein Lehrberuf und als Detektivin sieht Susanne Panter sich nicht. „Die Menschen, die ich suche, verstecken sich ja nicht“, erklärt sie den Unterschied.

Die Spuren seien nur im Laufe der Zeit verwischt. Aber sie ist eine gute Aufspürerin: Bislang hat sie schon rund 4.000 Menschen gesucht und davon etwa 90 Prozent gefunden.

Recht auf Wissen um Abstammung

Es kann für Menschen sehr belastend sein, nicht zu wissen, wer die leiblichen Eltern sind. Das Recht auf Kenntnis der eigenen Abstammung soll deshalb seit 1989 eigentlich klarstellen, dass Menschen die nötigen Informationen zur Aufklärung ihrer Herkunft bekommen können. Seitdem, so schreibt die Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) auf ihrer Internetseite, wird es kontrovers diskutiert. Dem Recht auf die Kenntnis der Abstammung stünden etwa das Recht auf informationelle Selbstbestimmung oder das Recht auf Achtung der Privat- und Intimsphäre gegenüber. Das wäre etwa betroffen, wenn Informationen über Sexualpartner und Beziehungen offenbart werden. Die verschiedenen Rechte müssen jeweils gegeneinander abgewogen werden.

Laut Paragraf 1600d des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) kann man gerichtlich feststellen lassen, wer der leibliche Vater ist. Dabei sind auch Untersuchungen möglich. Führen diese zur Feststellung der Vaterschaft, „löst dies alle damit zusammenhängenden Rechte und Pflichten aus, wie beispielsweise Unterhaltszahlungen“, so die BpB weiter.

Nach Paragraf 1598a des BGB wiederum kann jeweils der Vater, die Mutter oder das Kind von den beiden anderen verlangen, sich untersuchen zu lassen. Dies gilt aber nur gegenüber den rechtlich anerkannten Eltern, nicht gegenüber mutmaßlichen Elternteilen.

Kinder, die durch eine Samenspende gezeugt wurden, haben seit 2017 das Recht zu erfahren, wer ihr Vater ist. Dieses Recht wird höher bewertet als das Recht des Vaters, anonym zu bleiben. Auskunft über die Herkunft einer Samenspende gibt seit Juli 2018 das bundesweite Samenspender-Register.

In Archiven stecken die meisten Hinweise für die Menschensuche

Irgendeinen Anhaltspunkt braucht aber auch Susanne Panter. „Wenn es keinen Namen gibt, dann muss ich wissen, wie ich an den Namen kommen kann.“ Ein klassisches Beispiel: Der Vater war Gastarbeiter aus Italien. Er und seine Kollegen aus der Heimat haben alle in einer bestimmten Gegend gewohnt.

Susanne Panter nimmt sich Adressbücher vor, schaut, in welchem Haus sie viele italienische Namen findet und ob der Gesuchte darunter sein könnte oder ob jemand etwas über ihn weiß. Gibt es einen Vornamen, kann sie versuchen herauszufinden, wo dieser Vornamen in Italien häufig vorkommt. Dann führt die Suche zu Melderegistern, Adressbüchern, zu Standesämtern und anderen Archiven. Auch Kirchenbücher und die Unterlagen in kirchlichen Kinderheimen spielen eine große Rolle.

Taufschein beweist die Vaterschaft

In einem Fall ist sie ganz sicher, dass sie ohne die Akribie eines evangelischen Pfarrers nicht weitergekommen wäre. Der Seelsorger hatte in den Taufschein den Namen des nicht gesetzlich registrierten Vaters geschrieben. Damit war der Taufschein ein Verwandtschaftsnachweis. „Mit dessen Hilfe konnte ich mich auf die Suche nach einem anderen Dokument machen, das ich wiederum ohne einen Verwandtschaftsnachweis nicht bekommen hätte“, erzählt Panter.

Susanne
Jörn von Lutzau
Susanne Panter hilft Menschen, die Angehörige oder alte Freunde suchen. Mitunter sind dabei auch alte Fotos hilfreich.

Susanne Panter im TV

Seit 2016 dreht Susanne Panter mit dem SWR in loser Folge Beiträge über ihre Suche nach Menschen unter dem Titel „Die Aufspürerin“.

Nicht jede Ehefrau verzeiht die Affäre

Wenn sie den gesuchten Vater, die leibliche Mutter oder Geschwister gefunden hat, versucht sie vorsichtig, Kontakt aufzunehmen. Sie wolle niemanden überrumpeln. Und sie will Menschen die Chance geben, Dinge geheim zu halten, wenn sie geheim gehalten werden sollten.

Einmal fand sie einen alten Mann, den Vater ihrer Klientin. Er war zum Zeitpunkt seines Verhältnisses mit deren Mutter schon verheiratet. Diese Ehefrau pflegte ihn. Als Susanne Panter sich bei ihm meldete, hatte er Angst, dass seine Ehefrau ihn verlässt und ihn dann nicht mehr pflegt, wenn sie von dem unehelichen Kind erfährt. Ihre Klientin habe das verstanden und keine weiteren Kontaktversuche unternommen.

Kontakt soll unauffällig zustande kommen

In den meisten Fällten schreibt Panter den von ihr gefundenen Menschen, dass sie jemanden im Rahmen einer Familienforschung sucht. Meldet sich die Person nicht zurück, gibt es ein zweites Anschreiben, in dem sie einen persönlichen Brief ihrer Auftraggeber ankündigt. Wenn niemand reagiert, folgt oft ein Einschreiben.

Der Aufwand Familienangehörige zu finden, ist hoch

Panter versucht zwar, das Ganze unauffällig zu gestalten. Manchmal muss sie aber auch penetrant sein. Wenn etwa jemand schon ein Formular bekommen hat, auf dem er oder sie nur ankreuzen musste, ob ein Kontaktwunsch besteht, erwartet sie eine Reaktion.

Die Herkunftsberaterin kann den Kontakt nicht erzwingen und nimmt auch keine Aufträge an, bei denen klar ist, dass etwa der Vater keinen Kontakt will. „Ich kann ja nicht zaubern“, sagt sie.

Aber was sie nicht akzeptiert ist, wenn die Gesuchtensich einfach nicht damit beschäftigen wollen, dass sie ein Kind gezeugt haben. „Die Menschen haben doch ein Recht auf die Kenntnis der eigenen Abstammung“, betont sie und erzählt von einer Klientin, die von ihrem Vater etwas über eine erbliche Krankheit erfahren wollte.

Buchtipp

Susanne Panter und Heidi Friedrich: „Aus den Augen, doch im Herzen“; Piper Verlag 2020; 256 Seiten, 10 Euro.

Mitunter stößt die Menschensucherin auf Gewalt in der Vergangenheit

Ganz schwierig wird es, wenn Susanne Panter erfährt, dass ihr Klient bei einer Vergewaltigung gezeugt worden ist. Einmal fand sie die leibliche Mutter eines Mannes, die ihn zur Adoption freigegeben hatte und wegen der erfahrenen Gewalt auch nach Jahrzehnten nicht kennenlernen wollte.

Panter fragte eine Supervisorin um Rat, wie sie damit umgehen solle. Diese riet ihr zur Vorsicht: Vielleicht wolle ihr Klient das ja gar nicht wissen. Und so war es dann auch. „Ich habe ihm gesagt, dass die Mutter keinen Kontakt haben möchte. Er hat das akzeptiert ohne nachzufragen“, erinnert sie sich.

Ein anderer Mann reagierte umgekehrt. Er wollte unbedingt wissen, warum seine Mutter ihn nicht treffen wollte. Als Susanne Panter es ihm sagte, war er wider Erwarten erleichtert. Er konnte plötzlich verstehen,warum es ihm immer so nahegeht, wenn er von Frauen hört, denen Gewalt angetan wird.

Falsche Hinweise führen bei der Ahnenforschung in Sackgassen

Manchmal trifft sie auf Mütter, die „Nebelbomben werfen“, erzählt Panter. Sie sagen ihren Kindern, dass sie die Suche nach dem Vater unterstützen, geben dann aber nur Hinweise, die in Sackgassen führen.

Panter glaubt, solche Lügen gut zu erkennen: „Wenn man viermal fragt und viermal die gleiche Antwort bekommt, immer die gleichen Sätze aus der gleichen Sicht, dann stimmt da was nicht. Wenn man die Wahrheit hört und fragt viermal, dann kriegt man vier verschiedene Seiten dieser Geschichte zu hören.“

Auch Stalker versuchen Personensuche zu nutzen

Reingefallen wäre sie fast einmal auf einen Stalker. „Der hätte wissen müssen, dass ich ihm nicht einfach die Adresse gebe“, wundert sie sich noch heute. Sie hat die gesuchte Dame darauf hingewiesen, dass sie eine Auskunftssperre erwirken kann.

Auch ohne Ergebnis: Familienforschung erleichtert meistens

Susanne Panter hat oft Grund, sich zu freuen. Ganz gleich, ob jemand seine Wurzeln sucht oder eine verflossene Liebe, bei dem oder der jemand nach Jahrzehnten um Verzeihung bitten oder etwas erklären möchte – „an das Thema kommt ein Knopf“, sagt die Herkunftsberaterin. Selbst dann, wenn sie den Gesuchten nicht gefunden hat. Es schließt sich ein Kreis im Leben, Energien der Klienten werden wieder frei für anderes. „Für mich ist das ein Erfolg“, sagt Panter.

www.wiedersehenmachtfreude.de

www.herkunftsberatung.de