Langgöns spendet für die Ukraine: 100 Tonnen Hilfsbereitschaft

4 Ehrenamtliche fahren eine vollgepackte Europalette mit einem Hubwagen durch eine Lagerhalle

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21.02.2024

In Langgöns bei Gießen ist die Spendenbereitschaft für die Ukraine ungebrochen.

Hessen von Aaron Kniese

Eberhard Klein hat viel zu tun. Der Pfarrer im Ruhestand steht am Eingang einer großen Lagerhalle hinter dem Ortsschild von Langgöns bei Gießen. Er ist der Leiter der ehrenamtlichen Ukrainehilfe in Langgöns. An diesem Wochenende im Februar werden dort wieder Spenden für die Ukraine gesammelt.

Eberhard koordiniert die Aktion. Er redet mit den Spender:innen, hilft beim Tragen und sortiert mit den anderen rund 20 Ehrenamtlichen die Sachspenden. Das ist echt stressig, aber auch ermutigend. Denn der Strom an Menschen, die heute für die Ukraine spenden wollen, nimmt scheinbar kein Ende.

große Lagerhalle, gefüllt mit Kartons und Sachspenden für die Ukraine

Aaron Kniese

Autoverwerter Willi Eimer hat seine Lagerhalle zum Spendensammeln zur Verfügung gestellt

Außergewöhnliche Spendenbereitschaft für die Ukraine

Das ist nicht überall so. Laut der Diakonie Katastrophenhilfe sind die Spenden für die Ukraine 2023 im Vergleich zum Vorjahr auf ein Zehntel gesunken. Das ist aber laut dem Hilfswerk nicht ungewöhnlich.

In Langgöns ist das Spendenvolumen nicht zurück gegangen, erzählt Eberhard Klein. Rund 13 Tonnen Spenden kommen mit jedem LKW aus Langgöns in die Ukraine. Die sieben LKW, die Langgöns im vergangenen Jahr verlassen haben, waren bis unters Deck vollgepackt mit Spenden. Sie fahren gepackte Europaletten nach Boryspil und Korosten. Bei den Lieferungen ist alles dabei: von Kleidung über Lebensmittel und Elektronik bis hin zu Werkzeug und Öl-Öfen. Ende Februar fährt der achte LKW in die Ukraine.

Spenden für die Menschen im Krieg: Verbindungen in die Ukraine

Warum die Spendenbereitschaft der Langgönser immer noch ungebrochen ist, weiß Eberhard Klein genau: Die Gemeinde habe gute Kontakte in die Ukraine. Die kamen über einen Arbeitskreis zu Stande: „Leben nach Tschernobyl“. Nach der Nuklearkatastrophe 1986 wollten einige Langgönser, die der 68er-Bewegung angehörten, helfen.

schön bemalte Pappbox zum Sammeln von Geldspenden

Aaron Kniese

Vier Jahre nach dem Reaktorunfall wurde der Arbeitskreis „Leben nach Tschernobyl“ gegründet. Sie organisierten Hilfsprojekte, Unterkünfte und fuhren auch selbst mehrere Male in die Ukraine. 2021 hatte der Arbeitskreis nach mehr als 30 Jahren seine Arbeit eingestellt. Doch nach dem russischen Überfall auf die Ukraine konnten die Ehrenamtlichen nicht untätig bleiben.

Ukrainehilfe in Langgöns

Dosenlichter werden aus leeren Farbdosen gemacht. Erst wird ein langer Pappstreifen darin aufgewickelt, dann wird die Dose mit Wachs gefüllt.

Aaron Kniese

2022 organisierten sich die Ehrenamtlichen aus Langgöns als „Ukrainehilfe“ neu. Zuerst besorgten sie Unterkünfte, Kleidung und Verpflegung für Menschen, die aus der Ukraine vor dem Krieg geflüchtet waren. Als einige der Geflüchteten 2023 zurück in die Ukraine gingen, organisierte die Ukrainehilfe in Abspache mit den Menschen vor Ort Hilfstransporte.

Für die kalten Monate brauchen die Ukrainer:innen Büchsenlichter. Zwischen 3.000 und 5.000 Stück liefern die Langgönser bei den Transporten mit. Für die Büchsenlichter rollen die Ehrenamtlichen Pappstreifen in leeren Farbdosen auf und füllen dann die Zwischenräume mit Wachs. Die Büchsenlichter dienen als Wärmequelle, man kann auf ihnen kochen oder auch einmal Kleidung trocknen. Die Soldat:innen an der Front nutzen Büchsenlichter, da sie gut zu transportieren sind und im Vergleich zu einem Feuer keinen Rauch entwickeln.

Hilfstransporte kosten Geld

Seit über einem Jahr schon werden in Langgöns immer wieder Geld- und Sachspenden gesammelt. Die Halle zur Lagerung und zum Verpacken der Spenden hat ein örtlicher Autoverwerter zur Verfügung gestellt. Doch trotz allem ehrenamtlichen Engagement: So ein Hilfstransport in die Ukraine kostet. Laut Eberhard Klein rechnet die Ukrainehilfe für die Spendenaktion zusammen mit der Fahrt in die Ukraine jeweils ca. 10.000 Euro.

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