Literatur als Content

Lisa und ruach.jetzt: Ein neuer Verlag für junge Sinnsuchende

Lisa Menzel mit einem weißen T-Shirt auf dem ruach.jetzt steht
Oliver Büttner

Bereit für einen frischen Wind in der Buchbranche? Seit 2023 leitet Lisa Menzel den Verlag ruach.jetzt. indeon erzählt sie, was dahinter steckt.

„Ich bin häufig die junge Frau“, sagt Lisa Menzel. Die 30-Jährige aus Mühlheim am Main leitet den christlichen Verlag „ruach.jetzt“. Mit einem Schmunzeln um die Lippen sagt sie: „Aber das ist kein Problem, denn darauf hat mich mein Ehrenamt in der Kirche gut vorbereitet.“ Lisa war unter anderem Jugenddelegierte in der Kirchensynode (dem sogenannten Kirchenparlament) der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN).

Mut zahlt sich aus

Vor dem großen Plenum habe sie sich angewöhnt, die „unbequemen Fragen zu stellen. Ich habe auch mal hinterfragt, warum etwas so oder so gemacht werde“. Ein Beispiel seien die Kirchenfinanzen. „Es ist so wichtig, dass Gremien wissen, welche finanziellen Entscheidungen sie treffen", betont Lisa. Alleine schon, um abschätzen zu können, was sie genau bedeuten. Nach mehreren Synoden sagt sie: „Viele (auch Erfahrenere) trauen sich aber gerade da nicht, Fragen zu stellen - aus Angst, unwissend dazustehen.“

Vor vielen Menschen zu sprechen, habe manchmal ganz schön viel Mut bedeutet. „Ich habe meinen ‚Jugendbonus‘ dafür eingesetzt, die Fragen zu stellen, die sich andere nicht zu fragen wagen.“ Meist seien die Reaktionen darauf überraschend positiv gewesen.

Als 30-jährige Verlagschefin einen Platz finden

Lisa Menzel spricht auf der Frankfurter Buchmesse 2023
ruach.jetzt/Stella Berker
2023 war ruach.jetzt das erste Mal auf der Frankfurter Buchmesse dabei

Diesen Mut hat sie in ihre Arbeit als Verlagschefin mitgenommen. In der Buchbranche sei sie die „Quereinsteigerin“, die „das haben wir schon immer so gemacht“ gerne hinterfragt. Das sei auch ihre Rolle beim frisch gestarteten Podcast „Loslegen - der Podcast für mehr Innovation in der Buchbranche“.

„Manche Routinen gibt es schon so lange, dass kaum noch jemand weiß, warum sie so sind, wie sie sind“, sagt Lisa. Egal ob bei den Buchpreisen oder den Vertriebswegen: Im ihrem neuen beruflichen Alltag kristallisiere sich dann heraus, was gute Mechanismen seien und was nicht.

Neuer Verlag für Religiöses und Spirituelles

Was ist ruach.jetzt?

ruach.jetzt beinhaltet Netzwerk, Beratung, Akademie und Verlag. Das hebräische Wort „Ruach“ stammt aus dem Alten Testament und bedeutet so viel, wie „Geist“ oder „Wind“.

Website von ruach.jetzt

Seit Anfang 2023 leitet sie den Verlag. ruach.jetzt. 2015 hatt der kathologische Theologe Tobias Sauer ruach.jetzt als ein Netzwerk und Beratungsangebot gestartet. Damals mit Blog, T-Shirts und Adventskalendern. Noch immer findest du im Store verschiedene Materialien rund um Glaube und Spiritualität.

„Wir kommen vom digitalen Content-Publishing“, sagt Lisa. Das bedeute die rund 50 Mitglieder des Netzwerks seien vor allem online unterwegs. Mit dem Verlag geben sie den Inhalten eine neue Heimat.

ruach.jetzt packt Themen an, die mit christlichem Glauben zu tun haben. Keine „Jesus-liebt-dich“-Postkarten oder Rosenquarze, sondern Antworten für Sinnsuchende und auf spirituelle Fragen. Zu Repertoire gehören neben Büchern stylische Sticker mit der Botschaft „Faith Spaces Must Be Safe Spaces“, Kartensets mit anregenden Zitaten und Impulsen oder Komplimente als Rubbellose.

Christlicher Glauben für Menschen ohne Kirche

Der Verlag habe einen klaren Fokus: „Wir möchten die Glaubensnahen und Kirchenfernen erreichen.“ Der private Verlag ist unabhängig von kirchlichen Institutionen, erklärt Lisa. Sie habe festgestellt, dass sich auch Nischen-Themen aus der Glaubensecke wirtschaftlich lohnen können.

Als Beispiel führt sie das Buch „Gott kann auch nicht alles“ von Jason Liesendahl an. „Als die Auflage langsam zur Neige ging, haben wir gedacht: Wir können ganz entspannt nach unserem Urlaub die neue Auflage in Druck geben.“

Im Buchmarkt als Quereinsteigerin Fuß fassen

Portrait von Lisa Menzel in einem grünen Pullover
Oliver Büttner

Lisa fasst sich an den Kopf und muss lächeln: „Plötzlich waren wir ausverkauft.“ Nur noch wenige Exemplare für die Autorenlesung verfügbar. Sie selbst beschreibt das Planen einer Auflage als eine der schwersten Aufgaben als Verlagsleiterin. Es gebe kein großes Lager und sie spricht vom „Risiko einer totalen Fehlplanung“.

Aber auch von einem Erfolg für ruach.jetzt. Ab September gebe es die neue Auflage und so etwas gehöre für sie zu den Learnings: „Wir sind überzeugt von dem Titel, aber wir haben nicht dmait gerechnet, dass so viele andere das auch so sehen.“ Sie lächelt breit. 

Auf Frankfurter Buchmesse

Lisa ist im Verlag auch für die Buchmessen zuständig. ruach.jetzt hatte dabei bereits die Gelegenheit, sich auf einer der größten Buchmessen vorzustellen: Die Frankfurter Buchmesse. Da der Verlagssitz in Trier ist, konnte sie mehrere Veranstaltungen mit Autor*innen aus dem Netzwerk auf dem Rheinland-Pfalz-Podium anbieten. 

Einen eigenen Messestand hat der kleine Verlag nicht. Aber am Gemeinschaftsstand von Katholischem Medienverband und der Vereinigung Evangelischer Buchhändler und Verleger konnte er sein Angebot zeigen. „Alleine könnten wir das gar nicht leisten“, sagt Lisa.

Christliche Motive in Gesellschaft tief verankert

Lisa Menzel sitzt für ruach.jetzt auf einem Podium auf der Frankfurter Buchmesse 2023. Sie hält ein Mikrofon in der Hand und blinkt nach links.
ruach.jetzt/Stella Berker

Sie kann den Abgesang von religiösen Themen nicht nachvollziehen: „Wenn ich mir den zweiten Teil vom Film ‚Dune‘ anschaue oder die Werbung: Überall sind religiöse Anspielungen.“ Deswegen blickt Lisa optimistisch in die Zukunft.

Dieses Engagement ist aufgefallen. Deswegen war sie 2024 für den Young Excellence Award des Börsenblatt des Deutschen Buchhandels nominiert. Auch wenn sie nicht gewonnen hat, so konnte sie die Aufmerksamkeit nutzen, um auf ihren Verlag aufmerksam zu machen.

Ihr Ziel mit ruach.jetzt? „Wir wollen, dass Menschen Spiritualität als Ressource für ihr Leben (wieder-)entdecken. Und dafür bauen wir Sachen.“

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