Schein und Sein

Podcast blickt hinter die Kulissen der Hillsong-Church

Hillsong-Gottesdienst 2014 in Düsseldorf
epdbild/HillsongChurch
Hillsong-Gottesdienst 2014 in Düsseldorf

Die Gottesdienste sind voll, junge Menschen begeistert. Die Hillsong-Church gehört zu den größten Freikirchen, zuletzt erschütterten sie Skandale. Der Podcast „Toxic Church“ zeigt Erfolg und Missstände in der Pfingstkirche auf.

Kurz vor Gottesdienstbeginn reichen die Sitzplätze nicht aus. Hektisch tragen Ehrenamtliche weitere Stühle in den Raum. Nach der Veranstaltung räumen sie sie wieder weg, nur um sie kurz darauf für den nächsten Gottesdienst wieder aufzustellen. So geschehen bei einem Hillsong-Gottesdienst in Konstanz. Dahinter stecke eine Strategie, berichtet ein Insider. Es gehe darum, sich in Szene zu setzen, nach außen hin den Eindruck zu erwecken mehr Besucher zu haben als gedacht.

Warten auf Einlass zu einem Hillsong-Gottesdienst in Düsseldorf. Die Türen werden erst kurz vor Beginn geöffnet.
epdbild/Holger Kayser
Warten auf Einlass zu einem Hillsong-Gottesdienst in Düsseldorf. Die Türen werden erst kurz vor Beginn geöffnet.

Die Mitglieder stehen - vermeintlich - Schlange

Dazu gehöre auch, die Türen erst kurz vor Gottesdienstbeginn zu öffnen. Die Schlange, die sich vor dem Gebäude bildet, macht Außenstehende neugierig.

Während die katholische und die evangelischen Kirchen Mitglieder verlieren, sind es vor allem Freikirchen wie Hillsong, denen sich verstärkt auch junge Menschen zuwenden. Warum das so ist, das beleuchtet die Journalistin Kyra Funk in ihrem Podcast „Toxic Church“.

Alles bei Hillsong ist professionell

Wer einen Hillsong-Gottesdienst besucht, wird herzlich in Empfang genommen. „Man wird gesehen, die Leute interessieren sich für einen“, erzählt Sandra, die mal bei Hillsong aktiv war. Genau das habe sie in anderen Kirchen vermisst.

Ob die Band im Gottesdienst, das Sammeln von Spenden oder die Willkommenskultur, bei Hillsong ist alles professionell arrangiert. Ein „Welcome-Team“ am Eingang ist eigens dafür da, die Leute anzusprechen.

Podcast „Toxic Church“

 „Toxic Church – Die Hillsong-Story“. Die ersten drei Folgen sind kostenlos überall abrufbar, wo es Podcasts gibt. Die restlichen fünf Folgen gibt es beim Podcast-Anbieter Podimo.

Dieses ehrenamtliche Engagement hat auch Schattenseiten. Max ist ehemaliges Mitglied und hat ein „Welcome-Team“ geleitet. Er berichtet von sozialem Druck, der für ihn immer größer wurde. Einmal habe er im Urlaub eine Nachricht erhalten mit der Bitte, ob er einspringen könne.

Zwei Personen seien ausgefallen. Daraufhin sei er zurückgefahren, „nur um mich am Sonntag an die Tür zu stellen und den Leuten ‚hallo‘ zu sagen.“ Die Leitung sei ihm dann doch genommen worden, nachdem er in zwei Jahren bereits ein zweites Mal gefehlt habe. Er habe wohl nicht mehr „das richtige Herz“ für die Aufgabe. 

Wer sich bei Hillsong engagiert macht dies nicht nur für die Kirche und für Gott, sondern auch für sich selbst. Dem „Wohlstandsevangelium“ zufolge, das Hillsong predigt, wird Gott die Freiwilligen bereits im Diesseits für ihr Engagement belohnen. Gleiches gilt für die Spendenbereitschaft.

Hillsong: Skandale erschüttern die Freikirche

Bei Hillsong liegt einiges im Argen. Die Vertuschung eines Missbrauchsskandals wurde dem leitenden Pastor Brian Houston vorgeworfen, im vergangenen Jahr trat er von seinem Amt zurück. Recherchen von Kyra Funk und der Plattform Correctiv zeigen zudem die Veruntreuung von Spendengeld, etwa für luxuriöse Reisen leitender Pastoren.

„Toxic Church“ erzählt von Macht, Ausbeutung und Profit unter dem Deckmantel des Evangeliums. Wer in diese Welt tiefer eintauchen möchte, dem ist dieser hörenswerte Podcast empfohlen.