Eurovision Song Contest

ESC-Kandidat Jendrik Sigwart dreht Video im Kirchen-Keller

Jendrik Sigwart tritt für Deutschland beim ESC 2021 an.
epd-bild/Philipp Reiss
Jendrik Sigwart tritt für Deutschland beim ESC 2021 an.

Der deutsche Kandidat für den Eurovision Song Contest, Jendrik Sigwart, drehte sein Musikvideo zu "I don't feel hate" im Keller der Kirche St. Gabriel in Hamburg-Volksdorf. Der Hamburger möchte mit seinem Song eine christliche Botschaft vermitteln.

Dass Jendrik Sigwart (26) die Bühne liebt, ist schnell klar. In der Frühlingssonne strahlen der deutsche Kandidat für den Eurovision Song Contest (ESC) und seine mit rund 8.000 Strasssteinen verzierte Ukulele um die Wette.

Kirche wird für Musikvideo zum Waschsalon

Im Hintergrund steht die evangelische St.-Gabriel-Kirche in Hamburg-Volksdorf. Ein schlichtes Gebäude, das sich als ESC-Bühne wohl kaum eignet. Oder doch?

Für Sigwarts Bewerbung bei dem internationalen Musikwettbewerb im Mai in Rotterdam spielte sie nämlich eine zentrale Rolle. Für das Video zu seinem Song "I don't feel hate" verwandelte Sigwart den Keller der Kirche in einen bunten Waschsalon.

Letztlich macht Hass nur mir ein schlechtes Gefühl und nicht dem anderen.

Nur wenig Geld für den Dreh zur Verfügung

Dass der gelernte Musical-Darsteller seine Kirchengemeinde um Dreherlaubnis bat, sei in erster Linie seinem knappen Budget geschuldet gewesen. Der Drehort passt aber zur christlichen Botschaft, die der Hamburger mit dem ESC-Song vermitteln will: "Reagiere auf Hass nicht mit Hass, sondern mit Respekt." Das sei im ersten Moment zwar schwer. "Aber letztlich macht der Hass doch nur mir ein schlechtes Gefühl und nicht dem anderen." Shitstorms zu seiner Person begegnet Sigwart deshalb gelassen.

Hasskommentare nimmt Jendrik gelassen

"Ich wusste vorher, dass mein Song polarisiert. Er ist eben nicht cool." Besonders die deutschen Fans seien kritisch. "Der fährt mit Krautsalat auf dem Kopf zum ESC", habe es in Anspielung auf seine Frisur schon geheißen. "Null Punkte", sind als Kommentar auf sein Video auch beliebt. Manche Kritik sei aber auch kreativ. Einer verglich sein Musikvideo mit einem Werbespot für Fußnagelpilzcreme. Das fand Sigwart so lustig, dass er aus den zehn besten Hasskommentaren ein kurzes Video für die sozialen Internetplattformen schnitt.

Waschmaschinen über ebay-Kleinanzeigen bestellt

"Wash your worries away" ("Wasch deine Sorgen weg") steht in roten Lettern auf der Fensterscheibe des ehemaligen Jugendkellers der St.-Gabriel-Kirche. Sie sind ein Überbleibsel von Sigwarts Low-Budget-Musikvideo, das ihn immer noch 10.000 Euro gekostet hat.

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Licht und Kameramann waren teuer, vor allem aber die Luftabsauger für die Farbkanonen, die in dem Clip aus zwölf der 18 Waschmaschinen rausgefeuert werden. Die hatte Sigwart sich für den Dreh im Sommer 2020 über ebay-Kleinanzeigen besorgt. Inzwischen hat ein Freund sich die schweren Geräte abgeholt. Der hatte gerade ein Musical geschrieben, das in einem Waschsalon spielt. Göttliche Fügung nennt man das wohl.

Jendrik ist ehrenamtlich in der Kirche aktiv

Mit dem Glauben an Gott sei das so eine Sache. "Ich glaube, da bin ich Agnostiker." An Jesus und die christlichen Moralvorstellungen des Neuen Testaments glaube er schon. "Die goldene Regel 'Behandle andere so, wie auch du behandelt werden willst' ist die wichtigste überhaupt", sagt Sigwart, der sich seit einigen Jahren ehrenamtlich bei der Kirchengemeinde engagiert. Als Teamer begleitet er Konfirmandenfreizeiten und spielt bei Benefizkonzerten mit.

Extrovertierter Mensch mit vielen Freunden

Jendrik Sigwart redet schnell, singt noch schneller und hat ein Faible für bunte Hemden. Seine Füße wippen auch, wenn er nicht auf der Ukulele spielt. "Ja, ich bin ein hibbeliger Mensch. Aber ich kann mich auch gut fokussieren."

Beim ESC kannst du alles sein, was du willst. Je verrückter, desto besser.

Seine Kraftquelle seien seine Freunde. "Ich bin krass extrovertiert und brauche Gesellschaft"», erzählt er. In der Corona-Zeit sei es deshalb gut gewesen, dass sein bester Freund gleich in der Wohnung nebenan wohnt.

Auf der Bühne stehen war immer sein Traum

Auf der ESC-Bühne zu stehen, war immer sein großer Traum. Das Corona-Jahr nutzte er für seine Bewerbung. "Beim ESC kannst du alles sein, was du willst. Je verrückter, desto besser." Stressig sei die Zeit vor Rotterdam aber bestimmt auch? "Nö", sagt Sigwart und lacht. "Alle denken, ich sei gerade so busy. Dabei spiele ich genauso viel Playstation wie vorher."