Dass Jendrik Sigwart (26) die Bühne liebt, ist schnell klar. In der Frühlingssonne strahlen der deutsche Kandidat für den Eurovision Song Contest (ESC) und seine mit rund 8.000 Strasssteinen verzierte Ukulele um die Wette.
Im Hintergrund steht die evangelische St.-Gabriel-Kirche in Hamburg-Volksdorf. Ein schlichtes Gebäude, das sich als ESC-Bühne wohl kaum eignet. Oder doch?
Für Sigwarts Bewerbung bei dem internationalen Musikwettbewerb im Mai in Rotterdam spielte sie nämlich eine zentrale Rolle. Für das Video zu seinem Song "I don't feel hate" verwandelte Sigwart den Keller der Kirche in einen bunten Waschsalon.
Letztlich macht Hass nur mir ein schlechtes Gefühl und nicht dem anderen.
Dass der gelernte Musical-Darsteller seine Kirchengemeinde um Dreherlaubnis bat, sei in erster Linie seinem knappen Budget geschuldet gewesen. Der Drehort passt aber zur christlichen Botschaft, die der Hamburger mit dem ESC-Song vermitteln will: "Reagiere auf Hass nicht mit Hass, sondern mit Respekt." Das sei im ersten Moment zwar schwer. "Aber letztlich macht der Hass doch nur mir ein schlechtes Gefühl und nicht dem anderen." Shitstorms zu seiner Person begegnet Sigwart deshalb gelassen.
"Ich wusste vorher, dass mein Song polarisiert. Er ist eben nicht cool." Besonders die deutschen Fans seien kritisch. "Der fährt mit Krautsalat auf dem Kopf zum ESC", habe es in Anspielung auf seine Frisur schon geheißen. "Null Punkte", sind als Kommentar auf sein Video auch beliebt. Manche Kritik sei aber auch kreativ. Einer verglich sein Musikvideo mit einem Werbespot für Fußnagelpilzcreme. Das fand Sigwart so lustig, dass er aus den zehn besten Hasskommentaren ein kurzes Video für die sozialen Internetplattformen schnitt.
"Wash your worries away" ("Wasch deine Sorgen weg") steht in roten Lettern auf der Fensterscheibe des ehemaligen Jugendkellers der St.-Gabriel-Kirche. Sie sind ein Überbleibsel von Sigwarts Low-Budget-Musikvideo, das ihn immer noch 10.000 Euro gekostet hat.