Corona-Pandemie

Instagram-Account gedenkt der Corona-Toten

Vikar Jakob Pape hat den Instagramaccount @mehralsnureinezahl als öffentliches Gedenken der Corona-Toten gestartet.
epd-bild/Marieke Lohse

Der Instagram-Account @mehr_als_nur_eine_zahl ist ein öffentliches Gedenken der Corona-Toten. Hier können Angehörige Abschied nehmen.

Wenn die Zahlen des Robert-Koch-Instituts veröffentlicht werden, dann verbirgt sich hinter jeder dieser Zahlen ein Schicksal. Täglich lesen wir von Menschen, die an Corona gestorben sind. Die Menschen und Schicksale dahinter bleiben meist unbekannt.

Öffentliches Gedenken für die Corona-Toten

Dem setzt der Theologe Jakob Pape, Vikar in der Hamburger St. Andreas Gemeinde in Harvestehude, seinen Instagram-Account @mehralsnureinezahl entgegen. Seit Dezember bietet der Kanal in den sozialen Medien allen Menschen einen Raum für öffentliches Gedenken. Gerade jetzt sei das gemeinsame Trauern wichtig, sagt Pape. „Ich möchte, dass wir das nicht vergessen, wenn wir in unserem Krisen-Corona-Modus sind.“

Jakob Pape legt bei diesem Gedenken Wert darauf, dass die Anonymität der Verstorbenen in den sozialen Medien gewahrt und gleichzeitig die Persönlichkeit sichtbar wird.

Das ist ein ziemlicher Spagat.

Aus den Gesprächen mit Angehörigen gestaltet er eine Gedenk-Kachel. Auf grauem Grund mit weißer Schrift erscheint ein Vorname, ein Zitat oder Lebensmotto des Verstorbenen, dazu zwei Polaroids, die er passend für die Person aussucht.

Ein Herzchen auf Instagram für die Corona-Toten

Mehr als 30 Angehörige haben bisher mit dem Vikar ihre Schicksale geteilt und um einen öffentlichen Gedenk-Post auf dem Account gebeten. Zwar ohne Portrait des Verstorbenen, dafür mit HSV-Raute, der Lieblings-Eisenbahn oder einem Lebensmotto. Die Anonymität hat für Pape einen Grund: „Ich würde es ganz unangenehm finden, wenn in einem halben Jahr jemand kommt und seinen Onkel, seinen Vater oder seine Oma bei Instagram sieht - das aber selbst für sich nicht möchte.“

Der angehende Pastor gibt den Angehörigen mit dem Account die Möglichkeit, mit ihm ins Gespräch zu kommen und ihre Trauer zu teilen. „Und das sind auch bis jetzt durch die Bank wirklich spannende Persönlichkeiten und berührende Geschichten, die ich da lesen darf.“ Es sind Einzelschicksale, die für ihn einen Zusammenhang haben und deutlich machen: Es gibt dieses Virus und daran sterben Menschen.

Für den angehenden Pastor ist das Projekt nicht nur ein Herzensanliegen, sondern eine Form von Seelsorge. Außerdem ist das Angebot ein Signal für jeden, der gerade trauert: „Um es bei Insta zu sagen: Für alle Filterblasen ist Trauer gleich relevant und da soll sich niemand ausgeschlossen fühlen.“

Aktion #Lichtfenster von Bundespräsident Steinmeier

Kirchliche Unterstützung bei #Lichtfenster

Die Evangelische Kirche in Deutschland hat eine Aktionsseite für das Gedenken der Corona-Opfer angelegt.

Hier geht es zu #Lichtfenster bei der EKD

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau bietet auch ein Gebet zu dieser Aktion an

Hier geht es zur allen Infos aus der EKHN

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat zu der Aktion #Lichtfenster aufgerufen, um der Corona-Toten zu gedenken. Auch die Kirchen haben zu einer breiten Beteiligung aufgerufen. Steinmeier ruft alle Bürgerinnen und Bürger auf, es ihm gleichzutun und abends gut sichtbar eine Kerze ins Fenster zu stellen.

„Wir stellen ein Licht ins Fenster, weil wir wissen: Überall in unserem Land leiden Menschen", erklärte Steinmeier. Die Toten der Corona-Pandemie seien keine bloße Statistik. „Jede Zahl steht für einen geliebten Menschen, der uns unendlich fehlt“, sagte das Staatsoberhaupt. Das Licht im Fenster solle für Wärme und Mitgefühl in einer dunklen Zeit stehen.