Warten auf Weihnachten

Geduldig werden: Tipps aus der Redaktion

Warten auf Weihnachten
gettyImages/MartinDimitrov

Advent heißt warten. Aber wie geht das eigentlich? Wir haben uns umgehört.

Egal ob an der Kasse im Supermarkt, im Wartezimmer beim Arzt, oder am Bahnsteig, wenn der Zug ausfällt: In all diesen Situationen braucht es Geduld. Aber geduldig-sein, das ist manchmal gar nicht so einfach. Kann man das lernen? Und wie machen das andere Leute? Wir haben im evangelischen Medienhaus mal nachgefragt.

Warum ich geduldig bin? „Ich nehme Dinge selten persönlich“

Laura Völsing
privat

Laura Völsing arbeitet in der Marketingabteilung.: Ich bin in vielen Dingen sehr geduldig. Zum Beispiel rege ich mich wenig darüber auf, worüber sich meine Mitmenschen „grün ärgern“ können. Etwa wenn es an der Supermarktkasse mal nicht so schnell geht wie gewohnt, bleibe ich gelassen. Ich denke mir dann: „Wir sind doch nicht auf der Flucht!“ Und auch die Kassiererin beziehungsweise der Kassierer macht ja auch nur seine Arbeit.

Auch meinen Mitmenschen gegenüber bin ich geduldig und nehme Dinge nicht persönlich. Zum Beispiel bin ich nachsichtig, wenn jemand schlechte Laune hat. Ich versuche dann, die Situation des anderen zu sehen und entschuldige dies.

Ungeduldig werde ich allerdings, wenn ich etwas wissen möchte, was mich aber gar nicht primär betrifft. Obwohl, dass ist ja eher Neugierde.

Meine Geduld trifft auf meinen ungeduldigen Partner

Mein Freund hingegen ist eher ungeduldig. Zum Beispiel unterhalte mich gerne mit Menschen auf der Straße und bleibe oft stehen, wenn ich unterwegs jemanden treffe. Er ist dann der, der ganz schnell weiter an sein eigentliches Ziel möchte.

Und mein Freund sagt, dass ich ihm gegenüber sehr ungeduldig wäre und ihm nie richtig zuhören würde. Das kann ich gar nicht nachvollziehen. Muss wohl so ein „Männer-Ding“ sein. 😄

Geduld ist, was du daraus machst

Geduld haben muss Sebastian auch auf dem Weg in die Kita
privat

Sebastian Jakobi ist unser Chef für Radio und Video. Er erzählt: Warten auf ein bestimmtes Ereignis, zum Beispiel Weihnachten, sieht im Alltag mit kleinen Kindern häufig so aus: jeden Tag vor dem Ereignis wird einige Male die Frage „Wann ist endlich Weihnachten?“ gestellt, wobei sich die Häufigkeit von Tag zu Tag erhöht. Und auch wenn das manchmal nervt: ich verstehe das ja schon, irgendwie. 

Geduld wird als Vater kleiner Kinder besonders auf die Probe gestellt

Die Kids freuen sich wie Bolle auf die Wiederkunft Jesu (oder vielleicht auch ein bisschen auf die neuen Lego-Sets und Süßigkeiten bis zum Abwinken) und haben einfach nicht die Erwachsenen-Mittel zur Hand: Kalender, grundlegendes Verständnis über Zeitspannen oder ein Zählsystem, das „noch soundso oft schlafen“ übersteigt.

Eltern können ihren Kindern an der Stelle was Wichtiges beibringen: Vorfreude ist spannend und schön. Sie ist nicht die schönste Freude, das ist völliger Quatsch. Wenn ich zu Weihnachten das kriege, was ich mir schon lange wünsche - das ist die schönste Freude. Dann sagt keiner: „Schön und gut, aber das Warten, das war der Knaller!“ Aber das nur am Rande. Wenn wir unseren Kindern Spaß an der Vorfreude vermitteln, wirken wir dem heutigen immer-alles-sofort-haben-können entgegen.

Geduldig sein ist oft eine Frage des Mindsets

Aber auch wir Erwachsenen können in der Vorweihnachts- oder einer beliebigen anderen Warte-Zeit (im Restaurant auf's Essen, beim Arzt oder auf den Bus) immer wieder neu entdecken: Warten ist das, was ich daraus mache. Ich bin frei, mich die ganze Zeit zu ärgern, weil es noch nicht soweit ist - oder die Zeit zu nutzen! Mit einem guten Buch, Musik, einem Anruf bei Mama, oder, fallweise, Lächeln und sich-die-Sonne-auf's-Gesicht-scheinen-lassen.

Die amerikanische Schriftstellerin Pearl S. Buck hat mal gesagt: „Viele Menschen versäumen das kleine Glück, weil sie auf das große vergeblich warten.“ Ich würde das Zitat leicht abändern: „...weil sie die Vorfreude nie schätzen gelernt haben.“

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Kinder sind die besten Gedulds-Lehrer

Verena Hilss
privat

Verena Hilss hält viele Fäden in der Multimediaagentur zusammen. „Ich bin schon immer ungeduldig gewesen – und bin es heute manchmal immer noch. Aber inzwischen habe ich die besten Gedulds-Lehrer zu Hause, die man sich vorstellen kann: meine beiden Kinder.

Eltern kleiner Kinder brauchen besonders viel Geduld

Zumindest waren sie das, als sie noch 3 bis 4 Jahre alt waren. Wer kleine Kinder zu Hause hat weiß, dass es sehr lange dauern kann, sobald sie alles selbst tun wollen. Etwa wenn dein Kind sich zum ersten Mal selbst die Schuhe zubinden will und du eigentlich ganz schnell den Zug erwischen musst, um pünktlich zur Arbeit zu kommen. Oder wenn dein Kind stolz neben dir zum Kindergarten laufen möchte und an jeder Pusteblume, an jedem Käfer und an jedem Auto stehen bleibt. Deshalb braucht es SEHR VIEL Geduld der Eltern.

Warten als Pause vom „ständig getrieben sein“

Heute bin ich geduldiger als früher und akzeptiere das „Warten auf etwas“ auch mal als Pause vom „ständig getrieben sein“. Eine Warteschlange im Supermarkt, das Sitzen im Wartezimmer beim Arzt oder die nicht enden wollende Rot-Phase der Ampel an der Baustelle: Sie lösen heute keine Panikattacken bei mir aus, sondern viel mehr ein Innehalten und Durchschnaufen.

Geduld hat viel mit Gelassenheit zu tun

Ich glaube, Geduld hat auch viel mit Gelassenheit zu tun. Folgenden Spruch hat mir meine Tante mal in mein Poesiealbum geschrieben:

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, 
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Heute denke ich sehr gerne beim Warten an dieses Gebet von meiner Tante zurück.

Keine Zeit für Geduld

Carina Dobra
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indeon-Redakteurin Carina Dobra ist da ganz klar: „Mach hinne!“, schreie ich meinem Bildschirm entgegen, wenn der sich nach drei Stunden weigert, weitere Grafiken zu laden. Ja, okay. Geduld ist jetzt nicht meine allergrößte Stärke. Mich aufregen kann ich dagegen gut. Richtig gut.

Geduldig auf Weihnachten warten, ist einfacher

Im Advent ist das anders. Da bin ich geduldig, gelassen, quasi tiefenentspannt. Denn ich genieße die Vorfreude auf Weihnachten – ist es doch die schönste Zeit mit Adventskalender, Lichterketten und Glühwein. Obwohl ich Heiligabend liebe, bin ich manchmal fast schon traurig, dass es schon wieder so weit ist. Denn danach ist schließlich Schluss mit unkontrolliertem Keks-Konsum und „All I want for Christmas is you“ in den Geschäften.

Eigentlich könnte ich mir mal vornehmen, von diesem Zustand der Entspannung und Zufriedenheit auch im Januar noch etwas zu bewahren. Bisher hat das nur so mittelmäßig geklappt. Aber wer weiß, vielleicht hast du ja Vorschläge?

Von wegen Kinder kennen keine Geduld!

Jonathan Bock ist 9 Jahre alt
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Jonathan Siegmund ist 9 Jahre alt. Der Schüler sagt über sich selbst : Ich kann richtig gut warten. Nur nicht auf meine Lieblingstage, auf die freue ich mich schon lange im Voraus. Meine Lieblingstage sind Geburtstag, Ostern und Heiligabend. Sonst nichts. Ich mag die Tage, weil sie einfach schön sind. Wir sind dann mit der ganzen Familie zusammen und zufällig gibt es auch Geschenke. Geschenke mag ich sehr.

Nächte verkürzen die Wartezeit

Auf Weihnachten freue ich meist schon, wenn ich das erste Türchen des Adventskalenders öffne. Dann bin ich nicht mal traurig, wenn im Adventskalender kaum noch Türchen geschlossen sind. Vor Weihnachten und meinem Geburtstag gehe ich sogar gerne abends ins Bett. Aber nur da. Denn dann ist es wieder ein Tag weniger bis endlich der große Tag da ist. Im Bett überlege ich mir dann oft, was ich wohl geschenkt bekomme. Manchmal lausche ich auch, was Mama und Papa so reden, vielleicht kann ich dann einen Hinweis bekommen.

Ein paar Tage vor meinem Geburtstag im November habe ich freudig allen erzählt, die ich getroffen habe, dass bald mein Geburtstag ist. Einfach weil ich mich so auf den Tag freue. Manchmal habe ich das Gefühl, dass mein Bauch vor Kribbeln platzt. Tut er aber natürlich nicht.

Ganz schlimm ist es einen Tag vorher. Am Tag selbst bin ich ganz früh wach geworden, obwohl Samstag war. Ich bin dann nicht im Bett geblieben, sondern gleich aufgestanden, weil ich so aufgeregt war.

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