Sebastian Jakobi ist unser Chef für Radio und Video. Er erzählt: Warten auf ein bestimmtes Ereignis, zum Beispiel Weihnachten, sieht im Alltag mit kleinen Kindern häufig so aus: jeden Tag vor dem Ereignis wird einige Male die Frage „Wann ist endlich Weihnachten?“ gestellt, wobei sich die Häufigkeit von Tag zu Tag erhöht. Und auch wenn das manchmal nervt: ich verstehe das ja schon, irgendwie.
Geduld wird als Vater kleiner Kinder besonders auf die Probe gestellt
Die Kids freuen sich wie Bolle auf die Wiederkunft Jesu (oder vielleicht auch ein bisschen auf die neuen Lego-Sets und Süßigkeiten bis zum Abwinken) und haben einfach nicht die Erwachsenen-Mittel zur Hand: Kalender, grundlegendes Verständnis über Zeitspannen oder ein Zählsystem, das „noch soundso oft schlafen“ übersteigt.
Eltern können ihren Kindern an der Stelle was Wichtiges beibringen: Vorfreude ist spannend und schön. Sie ist nicht die schönste Freude, das ist völliger Quatsch. Wenn ich zu Weihnachten das kriege, was ich mir schon lange wünsche - das ist die schönste Freude. Dann sagt keiner: „Schön und gut, aber das Warten, das war der Knaller!“ Aber das nur am Rande. Wenn wir unseren Kindern Spaß an der Vorfreude vermitteln, wirken wir dem heutigen immer-alles-sofort-haben-können entgegen.
Geduldig sein ist oft eine Frage des Mindsets
Aber auch wir Erwachsenen können in der Vorweihnachts- oder einer beliebigen anderen Warte-Zeit (im Restaurant auf's Essen, beim Arzt oder auf den Bus) immer wieder neu entdecken: Warten ist das, was ich daraus mache. Ich bin frei, mich die ganze Zeit zu ärgern, weil es noch nicht soweit ist - oder die Zeit zu nutzen! Mit einem guten Buch, Musik, einem Anruf bei Mama, oder, fallweise, Lächeln und sich-die-Sonne-auf's-Gesicht-scheinen-lassen.
Die amerikanische Schriftstellerin Pearl S. Buck hat mal gesagt: „Viele Menschen versäumen das kleine Glück, weil sie auf das große vergeblich warten.“ Ich würde das Zitat leicht abändern: „...weil sie die Vorfreude nie schätzen gelernt haben.“